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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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vor und empfahl sich nebst dem Herrn Hieronimus
Schlupfloch und den schönen Goldstücken, die sie
eingewechselt hatte, ehe ich michs versah. Es war,
wie sie die Sachen angefangen hatten, nicht mög-
lich, sie auszufragen, ja es half nichts, daß ich
und meine Mutter ihnen nachsetzen und Steckbriefe
ausstellen liessen; sie hatten, bis sie in Sicherheit
waren, Nahmen und Aufenthalt so gut verborgen,
daß keine Nachricht von ihnen einzuziehn war. Jch
konnte nicht begreifen, wie Rike einen Hieronimus
Schlupfloch mir vorziehn konnte, in der Folge aber
erklärte sie es mir selbst, wie ichs, wenn ich dahin
gekommen sein werde, dem Leser erklären will.

Unsere Anstalten, der Entlaufenen wieder hab-
haft zu werden, hatten nicht nur Unkosten, die wir
kaum aufzutreiben wußten, sondern auch, indem
wir den beträchtlichen Diebstahl bekannt machten,
Unruhe bei den Gläubigern erregt. Alle meldeten
sich, es waren schon seit einiger Zeit keine Zinsen
mehr gegeben worden, war auch ohnmöglich, sie
jetzt zu geben, also bemächtigte sich die Regierung
auf Bitte der Gläubiger des Guths; die Schulden
waren weit beträchtlicher als dasselbe, man nahm
also auch alle Effecten in Beschlag und Frau Baro-
ninn von Treff mußte nebst ihrem Herrn Sohn
weichen. Dieser letzte Schlag zog ihr, die so gar
der Schnaps über ihr Unglück nicht beruhigen konn-
te, eine große Krankheit zu, wobei viele Spuren
gänzlicher Verrücktheit waren. Das Gut ward im
Nahmen der Gläubiger verkauft, und nun duldete
uns der neue Eigenthümer nicht länger; da auch
sonst
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vor und empfahl ſich nebſt dem Herrn Hieronimus
Schlupfloch und den ſchoͤnen Goldſtuͤcken, die ſie
eingewechſelt hatte, ehe ich michs verſah. Es war,
wie ſie die Sachen angefangen hatten, nicht moͤg-
lich, ſie auszufragen, ja es half nichts, daß ich
und meine Mutter ihnen nachſetzen und Steckbriefe
ausſtellen lieſſen; ſie hatten, bis ſie in Sicherheit
waren, Nahmen und Aufenthalt ſo gut verborgen,
daß keine Nachricht von ihnen einzuziehn war. Jch
konnte nicht begreifen, wie Rike einen Hieronimus
Schlupfloch mir vorziehn konnte, in der Folge aber
erklaͤrte ſie es mir ſelbſt, wie ichs, wenn ich dahin
gekommen ſein werde, dem Leſer erklaͤren will.

Unſere Anſtalten, der Entlaufenen wieder hab-
haft zu werden, hatten nicht nur Unkoſten, die wir
kaum aufzutreiben wußten, ſondern auch, indem
wir den betraͤchtlichen Diebſtahl bekannt machten,
Unruhe bei den Glaͤubigern erregt. Alle meldeten
ſich, es waren ſchon ſeit einiger Zeit keine Zinſen
mehr gegeben worden, war auch ohnmoͤglich, ſie
jetzt zu geben, alſo bemaͤchtigte ſich die Regierung
auf Bitte der Glaͤubiger des Guths; die Schulden
waren weit betraͤchtlicher als daſſelbe, man nahm
alſo auch alle Effecten in Beſchlag und Frau Baro-
ninn von Treff mußte nebſt ihrem Herrn Sohn
weichen. Dieſer letzte Schlag zog ihr, die ſo gar
der Schnaps uͤber ihr Ungluͤck nicht beruhigen konn-
te, eine große Krankheit zu, wobei viele Spuren
gaͤnzlicher Verruͤcktheit waren. Das Gut ward im
Nahmen der Glaͤubiger verkauft, und nun duldete
uns der neue Eigenthuͤmer nicht laͤnger; da auch
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[453/0457] vor und empfahl ſich nebſt dem Herrn Hieronimus Schlupfloch und den ſchoͤnen Goldſtuͤcken, die ſie eingewechſelt hatte, ehe ich michs verſah. Es war, wie ſie die Sachen angefangen hatten, nicht moͤg- lich, ſie auszufragen, ja es half nichts, daß ich und meine Mutter ihnen nachſetzen und Steckbriefe ausſtellen lieſſen; ſie hatten, bis ſie in Sicherheit waren, Nahmen und Aufenthalt ſo gut verborgen, daß keine Nachricht von ihnen einzuziehn war. Jch konnte nicht begreifen, wie Rike einen Hieronimus Schlupfloch mir vorziehn konnte, in der Folge aber erklaͤrte ſie es mir ſelbſt, wie ichs, wenn ich dahin gekommen ſein werde, dem Leſer erklaͤren will. Unſere Anſtalten, der Entlaufenen wieder hab- haft zu werden, hatten nicht nur Unkoſten, die wir kaum aufzutreiben wußten, ſondern auch, indem wir den betraͤchtlichen Diebſtahl bekannt machten, Unruhe bei den Glaͤubigern erregt. Alle meldeten ſich, es waren ſchon ſeit einiger Zeit keine Zinſen mehr gegeben worden, war auch ohnmoͤglich, ſie jetzt zu geben, alſo bemaͤchtigte ſich die Regierung auf Bitte der Glaͤubiger des Guths; die Schulden waren weit betraͤchtlicher als daſſelbe, man nahm alſo auch alle Effecten in Beſchlag und Frau Baro- ninn von Treff mußte nebſt ihrem Herrn Sohn weichen. Dieſer letzte Schlag zog ihr, die ſo gar der Schnaps uͤber ihr Ungluͤck nicht beruhigen konn- te, eine große Krankheit zu, wobei viele Spuren gaͤnzlicher Verruͤcktheit waren. Das Gut ward im Nahmen der Glaͤubiger verkauft, und nun duldete uns der neue Eigenthuͤmer nicht laͤnger; da auch ſonſt F f 3

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/457>, abgerufen am 25.11.2024.