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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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mir gefürchtet und mich als einen Menschen, der
ganz übrig war, unbekannterweise herzlich gehaßt.
Wenn meine Mutter ihm hätte glauben wollen, so
wär ich bei Entdeckung der Knappischen Sache rich-
tig aufs Zuchthaus oder Festungsbau gekommen;
allein der Leser weiß, daß mütterliches Erbarmen
und Furcht vor meinen Drohungen gleich starke Be-
wegungsgründe hergaben, mich zu retten. Der Haus-
freund Hieronimus konnte also nichts verhindern,
er begnügte sich, indessen seine Geliebte in meinen
Diensten herumreiste, zu Hause als Herr zu leben
und zu wirthschaften, hätte gern mit Madelon ge-
liebelt, wenn sie nicht zu abgeneigt und zu krank ge-
wesen wäre, half aber, da dieses sich so verhielt, ihr
das Restchen Leben noch mehr verbittern und zog
als das große Guth verkauft war, geduldig mit aufs
kleine.

Dieser Ehrenmann war einen ganzen Tag au-
ser Fassung, als ich mit Riken ankam; er sah sich jetzt
nicht mehr als den zweiten im Gebiete an, also
fühlte er sich völlig im Winkel gedrängt. Jndessen
hoffte er, es werde mir nicht lange auf dem Lande
gefallen und bestrebte sich, sehr gefällig gegen mich,
ja sogar gegen Riken zu seyn. Jch behandelte ihn
dagegen ohne alle Schonung und machte bald spöt-
tische bald bittere Anmerkungen über die Vertrau-
lichkeit, in der er mit meiner Mutter lebte. Beyde
mußten es geschehn lassen; Rike nahm zuweilen die
Partie des angefochtenen Paares nach ihrer Art, sie
billigte das, worauf ich zielte und gab nicht undeut-
lich zu verstehn, daß wir es ja eben so machten,
und
mir gefuͤrchtet und mich als einen Menſchen, der
ganz uͤbrig war, unbekannterweiſe herzlich gehaßt.
Wenn meine Mutter ihm haͤtte glauben wollen, ſo
waͤr ich bei Entdeckung der Knappiſchen Sache rich-
tig aufs Zuchthaus oder Feſtungsbau gekommen;
allein der Leſer weiß, daß muͤtterliches Erbarmen
und Furcht vor meinen Drohungen gleich ſtarke Be-
wegungsgruͤnde hergaben, mich zu retten. Der Haus-
freund Hieronimus konnte alſo nichts verhindern,
er begnuͤgte ſich, indeſſen ſeine Geliebte in meinen
Dienſten herumreiſte, zu Hauſe als Herr zu leben
und zu wirthſchaften, haͤtte gern mit Madelon ge-
liebelt, wenn ſie nicht zu abgeneigt und zu krank ge-
weſen waͤre, half aber, da dieſes ſich ſo verhielt, ihr
das Reſtchen Leben noch mehr verbittern und zog
als das große Guth verkauft war, geduldig mit aufs
kleine.

Dieſer Ehrenmann war einen ganzen Tag au-
ſer Faſſung, als ich mit Riken ankam; er ſah ſich jetzt
nicht mehr als den zweiten im Gebiete an, alſo
fuͤhlte er ſich voͤllig im Winkel gedraͤngt. Jndeſſen
hoffte er, es werde mir nicht lange auf dem Lande
gefallen und beſtrebte ſich, ſehr gefaͤllig gegen mich,
ja ſogar gegen Riken zu ſeyn. Jch behandelte ihn
dagegen ohne alle Schonung und machte bald ſpoͤt-
tiſche bald bittere Anmerkungen uͤber die Vertrau-
lichkeit, in der er mit meiner Mutter lebte. Beyde
mußten es geſchehn laſſen; Rike nahm zuweilen die
Partie des angefochtenen Paares nach ihrer Art, ſie
billigte das, worauf ich zielte und gab nicht undeut-
lich zu verſtehn, daß wir es ja eben ſo machten,
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[443/0447] mir gefuͤrchtet und mich als einen Menſchen, der ganz uͤbrig war, unbekannterweiſe herzlich gehaßt. Wenn meine Mutter ihm haͤtte glauben wollen, ſo waͤr ich bei Entdeckung der Knappiſchen Sache rich- tig aufs Zuchthaus oder Feſtungsbau gekommen; allein der Leſer weiß, daß muͤtterliches Erbarmen und Furcht vor meinen Drohungen gleich ſtarke Be- wegungsgruͤnde hergaben, mich zu retten. Der Haus- freund Hieronimus konnte alſo nichts verhindern, er begnuͤgte ſich, indeſſen ſeine Geliebte in meinen Dienſten herumreiſte, zu Hauſe als Herr zu leben und zu wirthſchaften, haͤtte gern mit Madelon ge- liebelt, wenn ſie nicht zu abgeneigt und zu krank ge- weſen waͤre, half aber, da dieſes ſich ſo verhielt, ihr das Reſtchen Leben noch mehr verbittern und zog als das große Guth verkauft war, geduldig mit aufs kleine. Dieſer Ehrenmann war einen ganzen Tag au- ſer Faſſung, als ich mit Riken ankam; er ſah ſich jetzt nicht mehr als den zweiten im Gebiete an, alſo fuͤhlte er ſich voͤllig im Winkel gedraͤngt. Jndeſſen hoffte er, es werde mir nicht lange auf dem Lande gefallen und beſtrebte ſich, ſehr gefaͤllig gegen mich, ja ſogar gegen Riken zu ſeyn. Jch behandelte ihn dagegen ohne alle Schonung und machte bald ſpoͤt- tiſche bald bittere Anmerkungen uͤber die Vertrau- lichkeit, in der er mit meiner Mutter lebte. Beyde mußten es geſchehn laſſen; Rike nahm zuweilen die Partie des angefochtenen Paares nach ihrer Art, ſie billigte das, worauf ich zielte und gab nicht undeut- lich zu verſtehn, daß wir es ja eben ſo machten, und

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/447>, abgerufen am 23.11.2024.