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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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wissen Friederike, durchgängig unter dem Nahmen
Rike bekannt, den Vorzug gegeben; nicht daß sie
vorzügliche Reitze besessen, oder mehr Verstand, mehr
Artigkeit als alle andere gezeigt hätte, sondern weil
sie mit einer größern Portion Dreustigkeit ausge-
steuert war. Mir gefiel die freie und Befehl geben-
de Art, womit sie mich behandelte; ich sahe daraus,
daß Rike ihren Werth kannte und sich mit Theil-
nahme des Herzens, mit gegenseitiger Gefälligkeit,
persönlicher Neigung und dergleichen nicht einließ;
wer ihre Gunstbezeigungen am besten bezahlte, dem
gab sie vor andern den Vorzug, jedoch ohne sie durch
Liebe und Treue Zwang anzuthun. Sie sah, daß
es herrlich bei mir zuging, daß ich keinen Werth
in das Geld setzte, sondern es mit vollen Händen
um mich herum warf (welches ich nie aus der
Schwachheit that, um es meinen Nebenmenschen
genießen zu lassen, sondern aus Stolz, und um
mir das Recht, jeden, der von mir abhing, despotisi-
ren zu können, zu verschaffen) und beschloß, diesen
vortreflichen Umstand als einen Bereicherungßweig
für sich zu benutzen, hingegen so viel möglich da-
hin zu arbeiten, daß außer ihr kein Mensch etwas
davon genösse.

Diesem ihrem Plan gemäß war sie täglich bei mir
zu finden, machte den Drachen vor Eifersucht, setz-
te sich auf einen commandirenden Ton, und wußte
es durch Ränke und Rollen jeder Art dahin zu brin-
gen, daß ich nichts ohne sie thun noch unterneh-
men konnte, daß selbst meine Bedienten von ihr
abhingen, welche sie mit meinem eigenen Gelde
zu
wiſſen Friederike, durchgaͤngig unter dem Nahmen
Rike bekannt, den Vorzug gegeben; nicht daß ſie
vorzuͤgliche Reitze beſeſſen, oder mehr Verſtand, mehr
Artigkeit als alle andere gezeigt haͤtte, ſondern weil
ſie mit einer groͤßern Portion Dreuſtigkeit ausge-
ſteuert war. Mir gefiel die freie und Befehl geben-
de Art, womit ſie mich behandelte; ich ſahe daraus,
daß Rike ihren Werth kannte und ſich mit Theil-
nahme des Herzens, mit gegenſeitiger Gefaͤlligkeit,
perſoͤnlicher Neigung und dergleichen nicht einließ;
wer ihre Gunſtbezeigungen am beſten bezahlte, dem
gab ſie vor andern den Vorzug, jedoch ohne ſie durch
Liebe und Treue Zwang anzuthun. Sie ſah, daß
es herrlich bei mir zuging, daß ich keinen Werth
in das Geld ſetzte, ſondern es mit vollen Haͤnden
um mich herum warf (welches ich nie aus der
Schwachheit that, um es meinen Nebenmenſchen
genießen zu laſſen, ſondern aus Stolz, und um
mir das Recht, jeden, der von mir abhing, despotiſi-
ren zu koͤnnen, zu verſchaffen) und beſchloß, dieſen
vortreflichen Umſtand als einen Bereicherungſzweig
fuͤr ſich zu benutzen, hingegen ſo viel moͤglich da-
hin zu arbeiten, daß außer ihr kein Menſch etwas
davon genoͤſſe.

Dieſem ihrem Plan gemaͤß war ſie taͤglich bei mir
zu finden, machte den Drachen vor Eiferſucht, ſetz-
te ſich auf einen commandirenden Ton, und wußte
es durch Raͤnke und Rollen jeder Art dahin zu brin-
gen, daß ich nichts ohne ſie thun noch unterneh-
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[432/0436] wiſſen Friederike, durchgaͤngig unter dem Nahmen Rike bekannt, den Vorzug gegeben; nicht daß ſie vorzuͤgliche Reitze beſeſſen, oder mehr Verſtand, mehr Artigkeit als alle andere gezeigt haͤtte, ſondern weil ſie mit einer groͤßern Portion Dreuſtigkeit ausge- ſteuert war. Mir gefiel die freie und Befehl geben- de Art, womit ſie mich behandelte; ich ſahe daraus, daß Rike ihren Werth kannte und ſich mit Theil- nahme des Herzens, mit gegenſeitiger Gefaͤlligkeit, perſoͤnlicher Neigung und dergleichen nicht einließ; wer ihre Gunſtbezeigungen am beſten bezahlte, dem gab ſie vor andern den Vorzug, jedoch ohne ſie durch Liebe und Treue Zwang anzuthun. Sie ſah, daß es herrlich bei mir zuging, daß ich keinen Werth in das Geld ſetzte, ſondern es mit vollen Haͤnden um mich herum warf (welches ich nie aus der Schwachheit that, um es meinen Nebenmenſchen genießen zu laſſen, ſondern aus Stolz, und um mir das Recht, jeden, der von mir abhing, despotiſi- ren zu koͤnnen, zu verſchaffen) und beſchloß, dieſen vortreflichen Umſtand als einen Bereicherungſzweig fuͤr ſich zu benutzen, hingegen ſo viel moͤglich da- hin zu arbeiten, daß außer ihr kein Menſch etwas davon genoͤſſe. Dieſem ihrem Plan gemaͤß war ſie taͤglich bei mir zu finden, machte den Drachen vor Eiferſucht, ſetz- te ſich auf einen commandirenden Ton, und wußte es durch Raͤnke und Rollen jeder Art dahin zu brin- gen, daß ich nichts ohne ſie thun noch unterneh- men konnte, daß ſelbſt meine Bedienten von ihr abhingen, welche ſie mit meinem eigenen Gelde zu

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/436>, abgerufen am 28.11.2024.