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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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genug haben, um alles, was ich will und verlange,
sogleich bestreiten zu können. Jch bin so gerathen,
wie Sie zu wünschen schienen, in alles kann ich
mich schicken, weiß mich überall zu benehmen, und
so mache ich Jhnen auch im übrigen Ehre. Sie
hätten einmal sehn sollen, wie ich eingerichtet war.
Aber wie ich höre, haben sie sich aller meiner Effecten
bemächtigt. Ja Sie hätten sehn sollen, wie ich
mit meinen 3 Domestiken, mit meinem prächtig
und schön möblirten Logis brillirte, wie mir je-
dermann schmeichelte, wie ich geschätzt ward! Ge-
wiß ich habe Jhnen Ehre gemacht, und Sie haben
mir dazu nicht einmal was gegeben -- -- und a pro-
pos, wäre der verdammte Querstreich nicht gekom-
men, so hätte ich Jhnen nächstens eine heimliche
Freude gemacht und mich auf meine eigene Hand
in den Adelstand erheben lassen.
M. Mutter (seufzend). Alles das ist ganz
gut, aber nun ist ja Ehre und Ansehn verloren, da du
doch schrecklich gestraft werden wirst.
Jch. Ja freilich, da es so gekommen ist,
werde ich, wenn alles ersetzt worden, doch zehn Jahr
wenigstens, wenn nicht auf Lebens-Zeit karren und
ein eisernes Ehrenzeichen ums Bein tragen müssen.
(Meine Mutter schrie laut, stand auf und raufte
sich die Haare.) Beruhigen Sie sich nur, dem allen
ist abzuhelfen: Sie bezahlen die Strafe und ersetzen
alles, und ich bin wieder auf freiem Fuß.
M. Mutter. Jch? Jch bezahlen? Das wür-
de mir ja mein ganzes Vermögen kosten -- nim-
mermehr,
genug haben, um alles, was ich will und verlange,
ſogleich beſtreiten zu koͤnnen. Jch bin ſo gerathen,
wie Sie zu wuͤnſchen ſchienen, in alles kann ich
mich ſchicken, weiß mich uͤberall zu benehmen, und
ſo mache ich Jhnen auch im uͤbrigen Ehre. Sie
haͤtten einmal ſehn ſollen, wie ich eingerichtet war.
Aber wie ich hoͤre, haben ſie ſich aller meiner Effecten
bemaͤchtigt. Ja Sie haͤtten ſehn ſollen, wie ich
mit meinen 3 Domeſtiken, mit meinem praͤchtig
und ſchoͤn moͤblirten Logis brillirte, wie mir je-
dermann ſchmeichelte, wie ich geſchaͤtzt ward! Ge-
wiß ich habe Jhnen Ehre gemacht, und Sie haben
mir dazu nicht einmal was gegeben — — und a pro-
pos, waͤre der verdammte Querſtreich nicht gekom-
men, ſo haͤtte ich Jhnen naͤchſtens eine heimliche
Freude gemacht und mich auf meine eigene Hand
in den Adelſtand erheben laſſen.
M. Mutter (ſeufzend). Alles das iſt ganz
gut, aber nun iſt ja Ehre und Anſehn verloren, da du
doch ſchrecklich geſtraft werden wirſt.
Jch. Ja freilich, da es ſo gekommen iſt,
werde ich, wenn alles erſetzt worden, doch zehn Jahr
wenigſtens, wenn nicht auf Lebens-Zeit karren und
ein eiſernes Ehrenzeichen ums Bein tragen muͤſſen.
(Meine Mutter ſchrie laut, ſtand auf und raufte
ſich die Haare.) Beruhigen Sie ſich nur, dem allen
iſt abzuhelfen: Sie bezahlen die Strafe und erſetzen
alles, und ich bin wieder auf freiem Fuß.
M. Mutter. Jch? Jch bezahlen? Das wuͤr-
de mir ja mein ganzes Vermoͤgen koſten — nim-
mermehr,
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[422/0426] genug haben, um alles, was ich will und verlange, ſogleich beſtreiten zu koͤnnen. Jch bin ſo gerathen, wie Sie zu wuͤnſchen ſchienen, in alles kann ich mich ſchicken, weiß mich uͤberall zu benehmen, und ſo mache ich Jhnen auch im uͤbrigen Ehre. Sie haͤtten einmal ſehn ſollen, wie ich eingerichtet war. Aber wie ich hoͤre, haben ſie ſich aller meiner Effecten bemaͤchtigt. Ja Sie haͤtten ſehn ſollen, wie ich mit meinen 3 Domeſtiken, mit meinem praͤchtig und ſchoͤn moͤblirten Logis brillirte, wie mir je- dermann ſchmeichelte, wie ich geſchaͤtzt ward! Ge- wiß ich habe Jhnen Ehre gemacht, und Sie haben mir dazu nicht einmal was gegeben — — und a pro- pos, waͤre der verdammte Querſtreich nicht gekom- men, ſo haͤtte ich Jhnen naͤchſtens eine heimliche Freude gemacht und mich auf meine eigene Hand in den Adelſtand erheben laſſen. M. Mutter (ſeufzend). Alles das iſt ganz gut, aber nun iſt ja Ehre und Anſehn verloren, da du doch ſchrecklich geſtraft werden wirſt. Jch. Ja freilich, da es ſo gekommen iſt, werde ich, wenn alles erſetzt worden, doch zehn Jahr wenigſtens, wenn nicht auf Lebens-Zeit karren und ein eiſernes Ehrenzeichen ums Bein tragen muͤſſen. (Meine Mutter ſchrie laut, ſtand auf und raufte ſich die Haare.) Beruhigen Sie ſich nur, dem allen iſt abzuhelfen: Sie bezahlen die Strafe und erſetzen alles, und ich bin wieder auf freiem Fuß. M. Mutter. Jch? Jch bezahlen? Das wuͤr- de mir ja mein ganzes Vermoͤgen koſten — nim- mermehr,

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/426>, abgerufen am 26.06.2024.