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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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wenn ich es vorausgesehen hätte. Sie hatten mich
in * * * gesucht und nach eingezogener Nachricht
von meinem jetzigen Aufenthalt, den Weg nach
N. N. sogleich angetreten. Da waren sie also und
verlangten den ihnen zukommenden Antheil an der
Beute meiner Eltern, mit einer Hartnäckigkeit
und so lautem Trotz, daß ich nicht wohl sahe, wie
ich sie unbefriedigt abspeisen konnte. Friedrich be-
theuerte, daß er sich nicht abweisen ließ, und Pom-
mer schwur hoch und theuer, daß er hingehn und
alles anzeigen wolle, denn auf meiner Seite wäre
das Verbrechen viel schwerer, als bei allen Theilha-
bern, besonders wär er, der vorher den Henker von
alle dem gewußt, dazu gerufen und verführt worden.

Jch ersuchte die strengen Herren, sich doch zu
mäßigen, weil ich ja gern thun wollte, was ich
könnte, nur möchten sie doch vor meinen Leuten an
sich halten. Sie ließen sich hierzu bewegen und wir
traten in Händel, wobei sie, da sie mich nach dem
großen Fuß, auf dem ich lebte, schätzten, sich an
dem was sie forderten nicht viel abhandeln ließen.
Sie pochten anstatt der 500 Thlr. die ich jedem
bot, 2000 Thlr. auf einen Antheil heraus. Um
die Kerls, die sichs bequem bei mir machten, los
zu werden, nahm ich also 5000 Thlr. auf; das er-
stemal in N. N. daß ich borgte; denn von dem
Blasewitzischen Geld war nicht viel mehr vor-
handen.

Nun marschierten sie wieder ab und ich hatte
meine Kasse auch vermehrt, dennoch wollte man
kaum die Zinsen auf 6 Monate abziehen, als ich
die
wenn ich es vorausgeſehen haͤtte. Sie hatten mich
in * * * geſucht und nach eingezogener Nachricht
von meinem jetzigen Aufenthalt, den Weg nach
N. N. ſogleich angetreten. Da waren ſie alſo und
verlangten den ihnen zukommenden Antheil an der
Beute meiner Eltern, mit einer Hartnaͤckigkeit
und ſo lautem Trotz, daß ich nicht wohl ſahe, wie
ich ſie unbefriedigt abſpeiſen konnte. Friedrich be-
theuerte, daß er ſich nicht abweiſen ließ, und Pom-
mer ſchwur hoch und theuer, daß er hingehn und
alles anzeigen wolle, denn auf meiner Seite waͤre
das Verbrechen viel ſchwerer, als bei allen Theilha-
bern, beſonders waͤr er, der vorher den Henker von
alle dem gewußt, dazu gerufen und verfuͤhrt worden.

Jch erſuchte die ſtrengen Herren, ſich doch zu
maͤßigen, weil ich ja gern thun wollte, was ich
koͤnnte, nur moͤchten ſie doch vor meinen Leuten an
ſich halten. Sie ließen ſich hierzu bewegen und wir
traten in Haͤndel, wobei ſie, da ſie mich nach dem
großen Fuß, auf dem ich lebte, ſchaͤtzten, ſich an
dem was ſie forderten nicht viel abhandeln ließen.
Sie pochten anſtatt der 500 Thlr. die ich jedem
bot, 2000 Thlr. auf einen Antheil heraus. Um
die Kerls, die ſichs bequem bei mir machten, los
zu werden, nahm ich alſo 5000 Thlr. auf; das er-
ſtemal in N. N. daß ich borgte; denn von dem
Blaſewitziſchen Geld war nicht viel mehr vor-
handen.

Nun marſchierten ſie wieder ab und ich hatte
meine Kaſſe auch vermehrt, dennoch wollte man
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[415/0419] wenn ich es vorausgeſehen haͤtte. Sie hatten mich in * * * geſucht und nach eingezogener Nachricht von meinem jetzigen Aufenthalt, den Weg nach N. N. ſogleich angetreten. Da waren ſie alſo und verlangten den ihnen zukommenden Antheil an der Beute meiner Eltern, mit einer Hartnaͤckigkeit und ſo lautem Trotz, daß ich nicht wohl ſahe, wie ich ſie unbefriedigt abſpeiſen konnte. Friedrich be- theuerte, daß er ſich nicht abweiſen ließ, und Pom- mer ſchwur hoch und theuer, daß er hingehn und alles anzeigen wolle, denn auf meiner Seite waͤre das Verbrechen viel ſchwerer, als bei allen Theilha- bern, beſonders waͤr er, der vorher den Henker von alle dem gewußt, dazu gerufen und verfuͤhrt worden. Jch erſuchte die ſtrengen Herren, ſich doch zu maͤßigen, weil ich ja gern thun wollte, was ich koͤnnte, nur moͤchten ſie doch vor meinen Leuten an ſich halten. Sie ließen ſich hierzu bewegen und wir traten in Haͤndel, wobei ſie, da ſie mich nach dem großen Fuß, auf dem ich lebte, ſchaͤtzten, ſich an dem was ſie forderten nicht viel abhandeln ließen. Sie pochten anſtatt der 500 Thlr. die ich jedem bot, 2000 Thlr. auf einen Antheil heraus. Um die Kerls, die ſichs bequem bei mir machten, los zu werden, nahm ich alſo 5000 Thlr. auf; das er- ſtemal in N. N. daß ich borgte; denn von dem Blaſewitziſchen Geld war nicht viel mehr vor- handen. Nun marſchierten ſie wieder ab und ich hatte meine Kaſſe auch vermehrt, dennoch wollte man kaum die Zinſen auf 6 Monate abziehen, als ich die

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/419>, abgerufen am 16.06.2024.