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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ist zu ersehen, daß sie empfindlicher war als die
Streitigkeit mit Madam Starkinn. So verschwie-
gen diese und Dorothea ihre traurige Begebenheit
mit mir auch gehalten hatten, so war es dennoch
herumgekommen, weil viele von ihren Bekannten
wußten, wie ich vorhin mit der letzten stand, und es
eben so leicht erfahren konnten, daß ich sie verlassen
hatte, die Betrübniß bei Madam Starkinn war al-
so leicht zu deuten. Sie brachen den Umgang mit
allen Bekannten ab, und verließen endlich die Stadt;
daraus würde man geschlossen haben, daß Dorothea
auf dem Wege sei Mutter zu werden, wenn es sich
auch nicht so verhalten hätte, aber die Prahlerei
mit dem Sieg über diese Geisttochter, womit ich
meine guten Freunde unterhielt, machte, da diese
es weiter erzählten, jeden gewiß darüber. Die, wel-
che Dorchen gekannt hatten, waren böse, am meisten
aber verdroß es den Mann, der ihr seine Hand an-
geboten hatte.

Er gehörte vorhin zum Militär, dachte ganz
soldatisch, und war groß, stark und handfest. Er
hatte rechtliche Absichten mit Dorotheen gehabt,
und gehofft, mit einem so gut erzognen frommen
Mädchen glücklich zu sein, wofür auch er ihr frohe
und zufriedene Tage verschaffen wollte. Er konnte
nicht mein Freund sein, da ich ihm diesen Plan
verdarb, doch was hätte er anders thun wollen,
als sich in die Nothwendigkeit finden, einem gelieb-
tern Gegenstand zu weichen, wenn ich es ehrlich
mit Dorchen gemeint hätte. Nach meiner offenba-
ren Treulosigkeit aber sah er sich zwar, wie die Um-
stände
iſt zu erſehen, daß ſie empfindlicher war als die
Streitigkeit mit Madam Starkinn. So verſchwie-
gen dieſe und Dorothea ihre traurige Begebenheit
mit mir auch gehalten hatten, ſo war es dennoch
herumgekommen, weil viele von ihren Bekannten
wußten, wie ich vorhin mit der letzten ſtand, und es
eben ſo leicht erfahren konnten, daß ich ſie verlaſſen
hatte, die Betruͤbniß bei Madam Starkinn war al-
ſo leicht zu deuten. Sie brachen den Umgang mit
allen Bekannten ab, und verließen endlich die Stadt;
daraus wuͤrde man geſchloſſen haben, daß Dorothea
auf dem Wege ſei Mutter zu werden, wenn es ſich
auch nicht ſo verhalten haͤtte, aber die Prahlerei
mit dem Sieg uͤber dieſe Geiſttochter, womit ich
meine guten Freunde unterhielt, machte, da dieſe
es weiter erzaͤhlten, jeden gewiß daruͤber. Die, wel-
che Dorchen gekannt hatten, waren boͤſe, am meiſten
aber verdroß es den Mann, der ihr ſeine Hand an-
geboten hatte.

Er gehoͤrte vorhin zum Militaͤr, dachte ganz
ſoldatiſch, und war groß, ſtark und handfeſt. Er
hatte rechtliche Abſichten mit Dorotheen gehabt,
und gehofft, mit einem ſo gut erzognen frommen
Maͤdchen gluͤcklich zu ſein, wofuͤr auch er ihr frohe
und zufriedene Tage verſchaffen wollte. Er konnte
nicht mein Freund ſein, da ich ihm dieſen Plan
verdarb, doch was haͤtte er anders thun wollen,
als ſich in die Nothwendigkeit finden, einem gelieb-
tern Gegenſtand zu weichen, wenn ich es ehrlich
mit Dorchen gemeint haͤtte. Nach meiner offenba-
ren Treuloſigkeit aber ſah er ſich zwar, wie die Um-
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[364/0368] iſt zu erſehen, daß ſie empfindlicher war als die Streitigkeit mit Madam Starkinn. So verſchwie- gen dieſe und Dorothea ihre traurige Begebenheit mit mir auch gehalten hatten, ſo war es dennoch herumgekommen, weil viele von ihren Bekannten wußten, wie ich vorhin mit der letzten ſtand, und es eben ſo leicht erfahren konnten, daß ich ſie verlaſſen hatte, die Betruͤbniß bei Madam Starkinn war al- ſo leicht zu deuten. Sie brachen den Umgang mit allen Bekannten ab, und verließen endlich die Stadt; daraus wuͤrde man geſchloſſen haben, daß Dorothea auf dem Wege ſei Mutter zu werden, wenn es ſich auch nicht ſo verhalten haͤtte, aber die Prahlerei mit dem Sieg uͤber dieſe Geiſttochter, womit ich meine guten Freunde unterhielt, machte, da dieſe es weiter erzaͤhlten, jeden gewiß daruͤber. Die, wel- che Dorchen gekannt hatten, waren boͤſe, am meiſten aber verdroß es den Mann, der ihr ſeine Hand an- geboten hatte. Er gehoͤrte vorhin zum Militaͤr, dachte ganz ſoldatiſch, und war groß, ſtark und handfeſt. Er hatte rechtliche Abſichten mit Dorotheen gehabt, und gehofft, mit einem ſo gut erzognen frommen Maͤdchen gluͤcklich zu ſein, wofuͤr auch er ihr frohe und zufriedene Tage verſchaffen wollte. Er konnte nicht mein Freund ſein, da ich ihm dieſen Plan verdarb, doch was haͤtte er anders thun wollen, als ſich in die Nothwendigkeit finden, einem gelieb- tern Gegenſtand zu weichen, wenn ich es ehrlich mit Dorchen gemeint haͤtte. Nach meiner offenba- ren Treuloſigkeit aber ſah er ſich zwar, wie die Um- ſtaͤnde

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/368>, abgerufen am 22.11.2024.