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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Mir war ein solcher Zank oder gar eine Schlä-
gerei, bei der alles, was im Gasthofe war, zuwei-
len zulief, und die Vorübergehenden vor den Fen-
stern stehen blieben, ein treffliches Schauspiel; so-
bald ich laufen und reden konnte, sorgte ich immer
mehr für die Wiederholung des Stücks, und freute
mich eben so sehr, meine Mutter herunterhunzen zu
hören, als die Person, welche mich zu pflegen hat-
te. Der ersten gehorchte ich auch anders nicht, als
wenn sie mir allen Willen that, und nahm oft Din-
ge vor, die mir höchst schädlich sein, ja gefährlich
ausfallen konnten, von denen ich nicht anders ab-
ließ, als wenn mich die Mutter durch Bitten,
Schmeicheleien, Näschereien u. d. gl. dazu bewog.

Nichts war mir lieber, als sie zu ängstigen;
da ich drei Jahr alt war, mußte sie einst auf ei-
nen halben Tag über Land fahren, und es wollte
sich nicht schicken, daß sie mich mitnehmen konnte,
also mußte sie mich der Wärterinn überlassen, der
sie mich auf die Seele band. Meine damalige
Wärterinn war eine alte Frau, die lange in gro-
ßem Elend gelebt hatte, es gieng ihr in unserm
Hause nichts ab, wenn ich nur mit ihr zufrieden
war, so ward sie über ihren Lohn beschenkt und
reichlich genährt. Sie beschloß also, Geduld mit
mir zu haben, ließ mir allen Willen, und war er-
finderisch
Mir war ein ſolcher Zank oder gar eine Schlaͤ-
gerei, bei der alles, was im Gaſthofe war, zuwei-
len zulief, und die Voruͤbergehenden vor den Fen-
ſtern ſtehen blieben, ein treffliches Schauſpiel; ſo-
bald ich laufen und reden konnte, ſorgte ich immer
mehr fuͤr die Wiederholung des Stuͤcks, und freute
mich eben ſo ſehr, meine Mutter herunterhunzen zu
hoͤren, als die Perſon, welche mich zu pflegen hat-
te. Der erſten gehorchte ich auch anders nicht, als
wenn ſie mir allen Willen that, und nahm oft Din-
ge vor, die mir hoͤchſt ſchaͤdlich ſein, ja gefaͤhrlich
ausfallen konnten, von denen ich nicht anders ab-
ließ, als wenn mich die Mutter durch Bitten,
Schmeicheleien, Naͤſchereien u. d. gl. dazu bewog.

Nichts war mir lieber, als ſie zu aͤngſtigen;
da ich drei Jahr alt war, mußte ſie einſt auf ei-
nen halben Tag uͤber Land fahren, und es wollte
ſich nicht ſchicken, daß ſie mich mitnehmen konnte,
alſo mußte ſie mich der Waͤrterinn uͤberlaſſen, der
ſie mich auf die Seele band. Meine damalige
Waͤrterinn war eine alte Frau, die lange in gro-
ßem Elend gelebt hatte, es gieng ihr in unſerm
Hauſe nichts ab, wenn ich nur mit ihr zufrieden
war, ſo ward ſie uͤber ihren Lohn beſchenkt und
reichlich genaͤhrt. Sie beſchloß alſo, Geduld mit
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[25/0029] Mir war ein ſolcher Zank oder gar eine Schlaͤ- gerei, bei der alles, was im Gaſthofe war, zuwei- len zulief, und die Voruͤbergehenden vor den Fen- ſtern ſtehen blieben, ein treffliches Schauſpiel; ſo- bald ich laufen und reden konnte, ſorgte ich immer mehr fuͤr die Wiederholung des Stuͤcks, und freute mich eben ſo ſehr, meine Mutter herunterhunzen zu hoͤren, als die Perſon, welche mich zu pflegen hat- te. Der erſten gehorchte ich auch anders nicht, als wenn ſie mir allen Willen that, und nahm oft Din- ge vor, die mir hoͤchſt ſchaͤdlich ſein, ja gefaͤhrlich ausfallen konnten, von denen ich nicht anders ab- ließ, als wenn mich die Mutter durch Bitten, Schmeicheleien, Naͤſchereien u. d. gl. dazu bewog. Nichts war mir lieber, als ſie zu aͤngſtigen; da ich drei Jahr alt war, mußte ſie einſt auf ei- nen halben Tag uͤber Land fahren, und es wollte ſich nicht ſchicken, daß ſie mich mitnehmen konnte, alſo mußte ſie mich der Waͤrterinn uͤberlaſſen, der ſie mich auf die Seele band. Meine damalige Waͤrterinn war eine alte Frau, die lange in gro- ßem Elend gelebt hatte, es gieng ihr in unſerm Hauſe nichts ab, wenn ich nur mit ihr zufrieden war, ſo ward ſie uͤber ihren Lohn beſchenkt und reichlich genaͤhrt. Sie beſchloß alſo, Geduld mit mir zu haben, ließ mir allen Willen, und war er- finderiſch

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/29>, abgerufen am 21.11.2024.