die mindeste Klage, denn auch auf der Schule war man mit mir zufrieden. Nachdem meine Wissen- schaften untersucht waren, fand der Rektor, daß ich in Quarta gehörte, und weil ich mir vorgenom- men hatte, mich in dieser Klasse nicht lange aufzu- halten, indem einige andere Knaben, die jünger als ich waren, neben mir saßen, so strengte ich mich an, erhielt auch bald das Lob eines fleißigen Schü- lers und guten Kopfs. Jch wollte es dahin brin- gen, daß man dies nach Hause berichtete, wenn der Baron Nachfrage hielt. Um auch wegen der Aufführung nicht verklagt zu werden, widerstand ich der Neigung mit bewundernswürdiger Resigna- tion etwas verbotenes zu thun, und meine Mit- schüler zu necken, oder auch den Lehrern heimliche Streiche meiner Art zu machen. Hingegen ver- schaffte ich mir bald einen Anhang unter den fähig- sten Knaben, und verführte sie außer den Stun- den, wo ich ganz nach Belieben umherschweifte, zu wahren Bubenstücken, zugleich wußte ich es immer so einzurichten, daß ich lange nicht als der Thäter, wenigstens nicht als der Anfrifter bekannt wurde, ich erkaufte mir die Verschwiegenheit meiner Ka- meraden, und befriedigte, wenn ja irgendwo Ge- schrei entstand, die Beleidigten mit Geld.
Zwar
die mindeſte Klage, denn auch auf der Schule war man mit mir zufrieden. Nachdem meine Wiſſen- ſchaften unterſucht waren, fand der Rektor, daß ich in Quarta gehoͤrte, und weil ich mir vorgenom- men hatte, mich in dieſer Klaſſe nicht lange aufzu- halten, indem einige andere Knaben, die juͤnger als ich waren, neben mir ſaßen, ſo ſtrengte ich mich an, erhielt auch bald das Lob eines fleißigen Schuͤ- lers und guten Kopfs. Jch wollte es dahin brin- gen, daß man dies nach Hauſe berichtete, wenn der Baron Nachfrage hielt. Um auch wegen der Auffuͤhrung nicht verklagt zu werden, widerſtand ich der Neigung mit bewundernswuͤrdiger Reſigna- tion etwas verbotenes zu thun, und meine Mit- ſchuͤler zu necken, oder auch den Lehrern heimliche Streiche meiner Art zu machen. Hingegen ver- ſchaffte ich mir bald einen Anhang unter den faͤhig- ſten Knaben, und verfuͤhrte ſie außer den Stun- den, wo ich ganz nach Belieben umherſchweifte, zu wahren Bubenſtuͤcken, zugleich wußte ich es immer ſo einzurichten, daß ich lange nicht als der Thaͤter, wenigſtens nicht als der Anfrifter bekannt wurde, ich erkaufte mir die Verſchwiegenheit meiner Ka- meraden, und befriedigte, wenn ja irgendwo Ge- ſchrei entſtand, die Beleidigten mit Geld.
Zwar
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die mindeſte Klage, denn auch auf der Schule war
man mit mir zufrieden. Nachdem meine Wiſſen-
ſchaften unterſucht waren, fand der Rektor, daß
ich in Quarta gehoͤrte, und weil ich mir vorgenom-
men hatte, mich in dieſer Klaſſe nicht lange aufzu-
halten, indem einige andere Knaben, die juͤnger
als ich waren, neben mir ſaßen, ſo ſtrengte ich mich
an, erhielt auch bald das Lob eines fleißigen Schuͤ-
lers und guten Kopfs. Jch wollte es dahin brin-
gen, daß man dies nach Hauſe berichtete, wenn
der Baron Nachfrage hielt. Um auch wegen der
Auffuͤhrung nicht verklagt zu werden, widerſtand
ich der Neigung mit bewundernswuͤrdiger Reſigna-
tion etwas verbotenes zu thun, und meine Mit-
ſchuͤler zu necken, oder auch den Lehrern heimliche
Streiche meiner Art zu machen. Hingegen ver-
ſchaffte ich mir bald einen Anhang unter den faͤhig-
ſten Knaben, und verfuͤhrte ſie außer den Stun-
den, wo ich ganz nach Belieben umherſchweifte, zu
wahren Bubenſtuͤcken, zugleich wußte ich es immer
ſo einzurichten, daß ich lange nicht als der Thaͤter,
wenigſtens nicht als der Anfrifter bekannt wurde,
ich erkaufte mir die Verſchwiegenheit meiner Ka-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/254>, abgerufen am 25.11.2024.
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