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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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bewieße überhaupt ein zartes Gefühl und einen ge-
bildeten Verstand; dahingegen Leute, die alles ohne
Nachdenken und Schonung nur zu ihren egoisti-
schen Absichten benutzten, nichts weiter überlegten
oder mitmachten, als wie es ihnen zum Vortheil
oder Zeitvertreib gereichte, recht thierische Gemü-
ther hätten, welche gar nicht wüßten noch wissen
wollten, was Grundsätze wären. Er sagte noch
mehr darüber, und das viel schöner und bestimmter,
als ichs wiederholen kann, da ich nicht sehr auf-
merksam war. Ueberhaupt bildet sich Herr Celestin
ein, alle die Leute, die nicht seine Grundsätze be-
säßen, hätten gar keine, welche Anmaßung ich nie
leiden konnte. Meine Mutter, ihre guten Freun-
de, und ich, ihr würdiger Sohn, hatten die unsri-
gen auch formirt, wenn auch nicht nach Celestins
Art. So wollte meine Mutter z. B. da sie mich
einmal mußte taufen lassen, Pathen nehmen, die
aus der vornehmen Menschenklasse wären, in welche
sie zu treten gedachte, und auch mich versetzen woll-
te. Sie wünschte nicht mir Freunde zu machen,
die von Moral und Sittsamkeit strotzten, oder
solche, die ihren Gang so alltäglich weggiengen,
und gute einfältige Geschöpfe wären. Nein, sie
wollte mich schon durch meine Pathen zum Spie-
ler, dies war der Cavalier, und zum galanten
Men-
bewieße uͤberhaupt ein zartes Gefuͤhl und einen ge-
bildeten Verſtand; dahingegen Leute, die alles ohne
Nachdenken und Schonung nur zu ihren egoiſti-
ſchen Abſichten benutzten, nichts weiter uͤberlegten
oder mitmachten, als wie es ihnen zum Vortheil
oder Zeitvertreib gereichte, recht thieriſche Gemuͤ-
ther haͤtten, welche gar nicht wuͤßten noch wiſſen
wollten, was Grundſaͤtze waͤren. Er ſagte noch
mehr daruͤber, und das viel ſchoͤner und beſtimmter,
als ichs wiederholen kann, da ich nicht ſehr auf-
merkſam war. Ueberhaupt bildet ſich Herr Celeſtin
ein, alle die Leute, die nicht ſeine Grundſaͤtze be-
ſaͤßen, haͤtten gar keine, welche Anmaßung ich nie
leiden konnte. Meine Mutter, ihre guten Freun-
de, und ich, ihr wuͤrdiger Sohn, hatten die unſri-
gen auch formirt, wenn auch nicht nach Celeſtins
Art. So wollte meine Mutter z. B. da ſie mich
einmal mußte taufen laſſen, Pathen nehmen, die
aus der vornehmen Menſchenklaſſe waͤren, in welche
ſie zu treten gedachte, und auch mich verſetzen woll-
te. Sie wuͤnſchte nicht mir Freunde zu machen,
die von Moral und Sittſamkeit ſtrotzten, oder
ſolche, die ihren Gang ſo alltaͤglich weggiengen,
und gute einfaͤltige Geſchoͤpfe waͤren. Nein, ſie
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[20/0024] bewieße uͤberhaupt ein zartes Gefuͤhl und einen ge- bildeten Verſtand; dahingegen Leute, die alles ohne Nachdenken und Schonung nur zu ihren egoiſti- ſchen Abſichten benutzten, nichts weiter uͤberlegten oder mitmachten, als wie es ihnen zum Vortheil oder Zeitvertreib gereichte, recht thieriſche Gemuͤ- ther haͤtten, welche gar nicht wuͤßten noch wiſſen wollten, was Grundſaͤtze waͤren. Er ſagte noch mehr daruͤber, und das viel ſchoͤner und beſtimmter, als ichs wiederholen kann, da ich nicht ſehr auf- merkſam war. Ueberhaupt bildet ſich Herr Celeſtin ein, alle die Leute, die nicht ſeine Grundſaͤtze be- ſaͤßen, haͤtten gar keine, welche Anmaßung ich nie leiden konnte. Meine Mutter, ihre guten Freun- de, und ich, ihr wuͤrdiger Sohn, hatten die unſri- gen auch formirt, wenn auch nicht nach Celeſtins Art. So wollte meine Mutter z. B. da ſie mich einmal mußte taufen laſſen, Pathen nehmen, die aus der vornehmen Menſchenklaſſe waͤren, in welche ſie zu treten gedachte, und auch mich verſetzen woll- te. Sie wuͤnſchte nicht mir Freunde zu machen, die von Moral und Sittſamkeit ſtrotzten, oder ſolche, die ihren Gang ſo alltaͤglich weggiengen, und gute einfaͤltige Geſchoͤpfe waͤren. Nein, ſie wollte mich ſchon durch meine Pathen zum Spie- ler, dies war der Cavalier, und zum galanten Men-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/24>, abgerufen am 23.11.2024.