men war, daß es vergebens sein würde, und er sich doch nicht gern öffentlich einen Korb holen wollte.
Aber seine Plage und die Bemühüng des Alten um meiner Mutter Gunst gieng nach Flatterfelds Abreise aufs neue an. Was die letzte betraf, so ward sie nicht eher in Erwägung genommen, bis sie wußte, daß es mit dem Herrn Lieutenant nichts war, da aber gereichte sie Suschen zum Trost.
Um diese Zeit trug sich eben die Veränderung, Lebrechten betreffend, zu; jetzt also erklärt sichs, warum meine Mutter fürchtete, daß dieser bei Reitmanns der übeln Sagen von ihr so manche ausbringen, und man wohl gar abgeschreckt wer- den möchte.
Heinrich Reitmann wurde auch würklich nicht abgeschreckt, (denn die Verdienste der Madam Schnitzerinn standen schon in schlimmen Verdacht bei ihm,) aber in dem Borsatz destomehr bestärkt, sich nicht um sie zu bewerben. Allein sein Vater hielt den Verdruß zwischen ihr und Lebrechten für eine zufällige Begebenheit, die wohl überall zuwei- len vorfiel, erklärte es für Mißverständniß, woran ich, den man nur künftig scharf halten müsse, schuld gewesen, und war sogar nicht abgeneigt, von dem, was meine Mutter über Lebrechts schlimme Eigen-
schaften
men war, daß es vergebens ſein wuͤrde, und er ſich doch nicht gern oͤffentlich einen Korb holen wollte.
Aber ſeine Plage und die Bemuͤhuͤng des Alten um meiner Mutter Gunſt gieng nach Flatterfelds Abreiſe aufs neue an. Was die letzte betraf, ſo ward ſie nicht eher in Erwaͤgung genommen, bis ſie wußte, daß es mit dem Herrn Lieutenant nichts war, da aber gereichte ſie Suschen zum Troſt.
Um dieſe Zeit trug ſich eben die Veraͤnderung, Lebrechten betreffend, zu; jetzt alſo erklaͤrt ſichs, warum meine Mutter fuͤrchtete, daß dieſer bei Reitmanns der uͤbeln Sagen von ihr ſo manche ausbringen, und man wohl gar abgeſchreckt wer- den moͤchte.
Heinrich Reitmann wurde auch wuͤrklich nicht abgeſchreckt, (denn die Verdienſte der Madam Schnitzerinn ſtanden ſchon in ſchlimmen Verdacht bei ihm,) aber in dem Borſatz deſtomehr beſtaͤrkt, ſich nicht um ſie zu bewerben. Allein ſein Vater hielt den Verdruß zwiſchen ihr und Lebrechten fuͤr eine zufaͤllige Begebenheit, die wohl uͤberall zuwei- len vorfiel, erklaͤrte es fuͤr Mißverſtaͤndniß, woran ich, den man nur kuͤnftig ſcharf halten muͤſſe, ſchuld geweſen, und war ſogar nicht abgeneigt, von dem, was meine Mutter uͤber Lebrechts ſchlimme Eigen-
ſchaften
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[206/0210]
men war, daß es vergebens ſein wuͤrde, und er
ſich doch nicht gern oͤffentlich einen Korb holen
wollte.
Aber ſeine Plage und die Bemuͤhuͤng des Alten
um meiner Mutter Gunſt gieng nach Flatterfelds
Abreiſe aufs neue an. Was die letzte betraf, ſo
ward ſie nicht eher in Erwaͤgung genommen, bis
ſie wußte, daß es mit dem Herrn Lieutenant nichts
war, da aber gereichte ſie Suschen zum Troſt.
Um dieſe Zeit trug ſich eben die Veraͤnderung,
Lebrechten betreffend, zu; jetzt alſo erklaͤrt ſichs,
warum meine Mutter fuͤrchtete, daß dieſer bei
Reitmanns der uͤbeln Sagen von ihr ſo manche
ausbringen, und man wohl gar abgeſchreckt wer-
den moͤchte.
Heinrich Reitmann wurde auch wuͤrklich nicht
abgeſchreckt, (denn die Verdienſte der Madam
Schnitzerinn ſtanden ſchon in ſchlimmen Verdacht
bei ihm,) aber in dem Borſatz deſtomehr beſtaͤrkt,
ſich nicht um ſie zu bewerben. Allein ſein Vater
hielt den Verdruß zwiſchen ihr und Lebrechten fuͤr
eine zufaͤllige Begebenheit, die wohl uͤberall zuwei-
len vorfiel, erklaͤrte es fuͤr Mißverſtaͤndniß, woran
ich, den man nur kuͤnftig ſcharf halten muͤſſe, ſchuld
geweſen, und war ſogar nicht abgeneigt, von dem,
was meine Mutter uͤber Lebrechts ſchlimme Eigen-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/210>, abgerufen am 24.11.2024.
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