die jetzt unnöthige, sehr gut abgeschriebene Klage in Natura, und nächst ihr eine Liquidation über die gehabte Unterredung, über die Mühe bei Ab- fassung der Klage, und über die Schreibegebüh- ren. -- Jch habe, so oft ich meine Mutter von dieser Finte des Herrn Advokat Lungerhart, die sie Schnellerei nannte, erzählen hörte, den Erfinder gelobt, und ihn jederzeit für einen Mann gehalten, der nichts ganz verloren gab, sondern von allem, was einmal in seine juristischen Hände fiel, den immer möglichen Nutzen zog. Das ist billig, man nahe sich keinem Diener der göttlichen Themis in der Absicht, ihren Altären ein Opfer zu bringen, und glaube dann dies Opfer wieder zurücknehmen zu können, wenigstens muß dann doch etwas da- von abgeliefert werden, wenn wir auch den Schutz dieser Göttinn nun nicht mehr nöthig zu haben glauben.
Sobald mit Advokat Lungerharten alles be- richtigt war, vergaß Madam Schnitzer den treulo- sen Flatterfeld, oder dachte wenigstens nicht anders an ihn, als bei Gelegenheiten, wo sie ihre bisheri- gen Ausgaben überrechnete. Da verwünschte sie ihn aber blos, und studierte allemal aufs neue auf den kräftigen Brief, welchen sie ihm schreiben wollte, sobald sie seine Ankunft in der Stadt erfahren ha-
ben
die jetzt unnoͤthige, ſehr gut abgeſchriebene Klage in Natura, und naͤchſt ihr eine Liquidation uͤber die gehabte Unterredung, uͤber die Muͤhe bei Ab- faſſung der Klage, und uͤber die Schreibegebuͤh- ren. — Jch habe, ſo oft ich meine Mutter von dieſer Finte des Herrn Advokat Lungerhart, die ſie Schnellerei nannte, erzaͤhlen hoͤrte, den Erfinder gelobt, und ihn jederzeit fuͤr einen Mann gehalten, der nichts ganz verloren gab, ſondern von allem, was einmal in ſeine juriſtiſchen Haͤnde fiel, den immer moͤglichen Nutzen zog. Das iſt billig, man nahe ſich keinem Diener der goͤttlichen Themis in der Abſicht, ihren Altaͤren ein Opfer zu bringen, und glaube dann dies Opfer wieder zuruͤcknehmen zu koͤnnen, wenigſtens muß dann doch etwas da- von abgeliefert werden, wenn wir auch den Schutz dieſer Goͤttinn nun nicht mehr noͤthig zu haben glauben.
Sobald mit Advokat Lungerharten alles be- richtigt war, vergaß Madam Schnitzer den treulo- ſen Flatterfeld, oder dachte wenigſtens nicht anders an ihn, als bei Gelegenheiten, wo ſie ihre bisheri- gen Ausgaben uͤberrechnete. Da verwuͤnſchte ſie ihn aber blos, und ſtudierte allemal aufs neue auf den kraͤftigen Brief, welchen ſie ihm ſchreiben wollte, ſobald ſie ſeine Ankunft in der Stadt erfahren ha-
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[202/0206]
die jetzt unnoͤthige, ſehr gut abgeſchriebene Klage
in Natura, und naͤchſt ihr eine Liquidation uͤber
die gehabte Unterredung, uͤber die Muͤhe bei Ab-
faſſung der Klage, und uͤber die Schreibegebuͤh-
ren. — Jch habe, ſo oft ich meine Mutter von
dieſer Finte des Herrn Advokat Lungerhart, die ſie
Schnellerei nannte, erzaͤhlen hoͤrte, den Erfinder
gelobt, und ihn jederzeit fuͤr einen Mann gehalten,
der nichts ganz verloren gab, ſondern von allem,
was einmal in ſeine juriſtiſchen Haͤnde fiel, den
immer moͤglichen Nutzen zog. Das iſt billig, man
nahe ſich keinem Diener der goͤttlichen Themis in
der Abſicht, ihren Altaͤren ein Opfer zu bringen,
und glaube dann dies Opfer wieder zuruͤcknehmen
zu koͤnnen, wenigſtens muß dann doch etwas da-
von abgeliefert werden, wenn wir auch den Schutz
dieſer Goͤttinn nun nicht mehr noͤthig zu haben
glauben.
Sobald mit Advokat Lungerharten alles be-
richtigt war, vergaß Madam Schnitzer den treulo-
ſen Flatterfeld, oder dachte wenigſtens nicht anders
an ihn, als bei Gelegenheiten, wo ſie ihre bisheri-
gen Ausgaben uͤberrechnete. Da verwuͤnſchte ſie ihn
aber blos, und ſtudierte allemal aufs neue auf den
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/206>, abgerufen am 22.11.2024.
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