gesehen, daß sie mit Madam Suschen ein bloßes Spottspiel trieben, und sagte ihr dies noch am nehmlichen Abend. Sie hielt es aber für die Sprache der Eifersucht und lachte ihren bisherigen Liebhaber aus. Dies nun war es, was ihn ärgerte, es war ihm verdrüßlich, sich durch seine Umstände zur Bewerbung um eine Frau, die andre zum be- sten hatten, und sich dazu zum mühsamen Gegen- arbeiter bei der Störung des guten Vernehmens mit derselben, gezwungen zu sehen. Wohl hatte er bereits so ziemlich Fuß bei ihr gefaßt, er konnte fordern, und that es auch. Wenn gleich meine Mutter nicht zu den Weibern gehörte, welche für Schonung eines Liebhabers, den sie wegen eines neuen Gegenstands absetzen, sorgen zu müssen glauben, sondern dafür hielt, daß ihre Reize, ihr Geist und ihr Vermögen, alles, was man von ihr sagen könnte, überstimmte, (worinnen sie, beson- ders den letzten Punkt betreffend, nicht ganz in irriger Meinung war,) so wollte sie doch den Lieu- tenant nicht allzusehr aufbringen, sondern erlaubte ihm noch weiter bei ihr wie zu Hause zu thun, wel- ches, wie sie meinte, von selbst wegfallen müsse, sobald sie sich für einen ihrer liebenswürdigen Nach- barn erklären würde.
Daß
geſehen, daß ſie mit Madam Suschen ein bloßes Spottſpiel trieben, und ſagte ihr dies noch am nehmlichen Abend. Sie hielt es aber fuͤr die Sprache der Eiferſucht und lachte ihren bisherigen Liebhaber aus. Dies nun war es, was ihn aͤrgerte, es war ihm verdruͤßlich, ſich durch ſeine Umſtaͤnde zur Bewerbung um eine Frau, die andre zum be- ſten hatten, und ſich dazu zum muͤhſamen Gegen- arbeiter bei der Stoͤrung des guten Vernehmens mit derſelben, gezwungen zu ſehen. Wohl hatte er bereits ſo ziemlich Fuß bei ihr gefaßt, er konnte fordern, und that es auch. Wenn gleich meine Mutter nicht zu den Weibern gehoͤrte, welche fuͤr Schonung eines Liebhabers, den ſie wegen eines neuen Gegenſtands abſetzen, ſorgen zu muͤſſen glauben, ſondern dafuͤr hielt, daß ihre Reize, ihr Geiſt und ihr Vermoͤgen, alles, was man von ihr ſagen koͤnnte, uͤberſtimmte, (worinnen ſie, beſon- ders den letzten Punkt betreffend, nicht ganz in irriger Meinung war,) ſo wollte ſie doch den Lieu- tenant nicht allzuſehr aufbringen, ſondern erlaubte ihm noch weiter bei ihr wie zu Hauſe zu thun, wel- ches, wie ſie meinte, von ſelbſt wegfallen muͤſſe, ſobald ſie ſich fuͤr einen ihrer liebenswuͤrdigen Nach- barn erklaͤren wuͤrde.
Daß
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geſehen, daß ſie mit Madam Suschen ein bloßes
Spottſpiel trieben, und ſagte ihr dies noch am
nehmlichen Abend. Sie hielt es aber fuͤr die
Sprache der Eiferſucht und lachte ihren bisherigen
Liebhaber aus. Dies nun war es, was ihn aͤrgerte,
es war ihm verdruͤßlich, ſich durch ſeine Umſtaͤnde
zur Bewerbung um eine Frau, die andre zum be-
ſten hatten, und ſich dazu zum muͤhſamen Gegen-
arbeiter bei der Stoͤrung des guten Vernehmens
mit derſelben, gezwungen zu ſehen. Wohl hatte er
bereits ſo ziemlich Fuß bei ihr gefaßt, er konnte
fordern, und that es auch. Wenn gleich meine
Mutter nicht zu den Weibern gehoͤrte, welche fuͤr
Schonung eines Liebhabers, den ſie wegen eines
neuen Gegenſtands abſetzen, ſorgen zu muͤſſen
glauben, ſondern dafuͤr hielt, daß ihre Reize, ihr
Geiſt und ihr Vermoͤgen, alles, was man von ihr
ſagen koͤnnte, uͤberſtimmte, (worinnen ſie, beſon-
ders den letzten Punkt betreffend, nicht ganz in
irriger Meinung war,) ſo wollte ſie doch den Lieu-
tenant nicht allzuſehr aufbringen, ſondern erlaubte
ihm noch weiter bei ihr wie zu Hauſe zu thun, wel-
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ſobald ſie ſich fuͤr einen ihrer liebenswuͤrdigen Nach-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/194>, abgerufen am 23.11.2024.
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