Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

hatten; jene, deren edle Sprößlinge bei ihrer Fete
gewesen waren, wurden jetzt geschont, und ihr
Außenbleiben entschuldigt. Sie hielt das für billig,
da sie doch die Schwiegertochter eines derselben
werden würde; sie ihrer Seits war dazu fest ent-
schlossen, denn gnädige Frau, oder gar Gräfinn
wollte sie nun einmal heißen, und Baron Treff
gab doch noch zur Zeit nicht die geringste Nach-
richt von sich. Hierüber hätte sie sich mitunter
ein wenig gebärmt, wenn sie nicht schon in dortiger
Gegend Ersatz gefunden hätte, da nun noch dazu
die besagten jungen Herren bei ihr gewesen und ge-
wetteisert hatten, ihr den Hof zu machen, achtete
sie des Windbeutels, wie sie ihn nun nannte,
nicht weiter.

Sie glaubte ihrer gemachten Eroberungen so
sicher zu sein, daß sie einen Officier von der Gar-
nison der nächsten Stadt nur noch so mit unter
laufen ließ, obwohl er schon ziemliche Fortschritte
in ihrer Gunst gemacht hatte. Herr von Flatter-
seld, eben dieser junge Officier, war ein lockerer
Finke, hatte ansehnliche Schulden, und suchte eine
Fortune, um sich Luft zu schaffen und fortjubeln
zu können. Er hatte meine Mutter nicht sobald
kennen lernen, und ihre gute Verfassung erfahren,
als er ihre Bekanntschaft suchte, und dann auch

bald

hatten; jene, deren edle Sproͤßlinge bei ihrer Fete
geweſen waren, wurden jetzt geſchont, und ihr
Außenbleiben entſchuldigt. Sie hielt das fuͤr billig,
da ſie doch die Schwiegertochter eines derſelben
werden wuͤrde; ſie ihrer Seits war dazu feſt ent-
ſchloſſen, denn gnaͤdige Frau, oder gar Graͤfinn
wollte ſie nun einmal heißen, und Baron Treff
gab doch noch zur Zeit nicht die geringſte Nach-
richt von ſich. Hieruͤber haͤtte ſie ſich mitunter
ein wenig gebaͤrmt, wenn ſie nicht ſchon in dortiger
Gegend Erſatz gefunden haͤtte, da nun noch dazu
die beſagten jungen Herren bei ihr geweſen und ge-
wetteiſert hatten, ihr den Hof zu machen, achtete
ſie des Windbeutels, wie ſie ihn nun nannte,
nicht weiter.

Sie glaubte ihrer gemachten Eroberungen ſo
ſicher zu ſein, daß ſie einen Officier von der Gar-
niſon der naͤchſten Stadt nur noch ſo mit unter
laufen ließ, obwohl er ſchon ziemliche Fortſchritte
in ihrer Gunſt gemacht hatte. Herr von Flatter-
ſeld, eben dieſer junge Officier, war ein lockerer
Finke, hatte anſehnliche Schulden, und ſuchte eine
Fortune, um ſich Luft zu ſchaffen und fortjubeln
zu koͤnnen. Er hatte meine Mutter nicht ſobald
kennen lernen, und ihre gute Verfaſſung erfahren,
als er ihre Bekanntſchaft ſuchte, und dann auch

bald
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0192" n="188"/>
hatten; jene, deren edle Spro&#x0364;ßlinge bei ihrer Fete<lb/>
gewe&#x017F;en waren, wurden jetzt ge&#x017F;chont, und ihr<lb/>
Außenbleiben ent&#x017F;chuldigt. Sie hielt das fu&#x0364;r billig,<lb/>
da &#x017F;ie doch die Schwiegertochter eines der&#x017F;elben<lb/>
werden wu&#x0364;rde; &#x017F;ie ihrer Seits war dazu fe&#x017F;t ent-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, denn gna&#x0364;dige Frau, oder gar Gra&#x0364;finn<lb/>
wollte &#x017F;ie nun einmal heißen, und Baron Treff<lb/>
gab doch noch zur Zeit nicht die gering&#x017F;te Nach-<lb/>
richt von &#x017F;ich. Hieru&#x0364;ber ha&#x0364;tte &#x017F;ie &#x017F;ich mitunter<lb/>
ein wenig geba&#x0364;rmt, wenn &#x017F;ie nicht &#x017F;chon in dortiger<lb/>
Gegend Er&#x017F;atz gefunden ha&#x0364;tte, da nun noch dazu<lb/>
die be&#x017F;agten jungen Herren bei ihr gewe&#x017F;en und ge-<lb/>
wettei&#x017F;ert hatten, ihr den Hof zu machen, achtete<lb/>
&#x017F;ie des Windbeutels, wie &#x017F;ie ihn nun nannte,<lb/>
nicht weiter.</p><lb/>
        <p>Sie glaubte ihrer gemachten Eroberungen &#x017F;o<lb/>
&#x017F;icher zu &#x017F;ein, daß &#x017F;ie einen Officier von der Gar-<lb/>
ni&#x017F;on der na&#x0364;ch&#x017F;ten Stadt nur noch &#x017F;o mit unter<lb/>
laufen ließ, obwohl er &#x017F;chon ziemliche Fort&#x017F;chritte<lb/>
in ihrer Gun&#x017F;t gemacht hatte. Herr von Flatter-<lb/>
&#x017F;eld, eben die&#x017F;er junge Officier, war ein lockerer<lb/>
Finke, hatte an&#x017F;ehnliche Schulden, und &#x017F;uchte eine<lb/>
Fortune, um &#x017F;ich Luft zu &#x017F;chaffen und fortjubeln<lb/>
zu ko&#x0364;nnen. Er hatte meine Mutter nicht &#x017F;obald<lb/>
kennen lernen, und ihre gute Verfa&#x017F;&#x017F;ung erfahren,<lb/>
als er ihre Bekannt&#x017F;chaft &#x017F;uchte, und dann auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bald</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0192] hatten; jene, deren edle Sproͤßlinge bei ihrer Fete geweſen waren, wurden jetzt geſchont, und ihr Außenbleiben entſchuldigt. Sie hielt das fuͤr billig, da ſie doch die Schwiegertochter eines derſelben werden wuͤrde; ſie ihrer Seits war dazu feſt ent- ſchloſſen, denn gnaͤdige Frau, oder gar Graͤfinn wollte ſie nun einmal heißen, und Baron Treff gab doch noch zur Zeit nicht die geringſte Nach- richt von ſich. Hieruͤber haͤtte ſie ſich mitunter ein wenig gebaͤrmt, wenn ſie nicht ſchon in dortiger Gegend Erſatz gefunden haͤtte, da nun noch dazu die beſagten jungen Herren bei ihr geweſen und ge- wetteiſert hatten, ihr den Hof zu machen, achtete ſie des Windbeutels, wie ſie ihn nun nannte, nicht weiter. Sie glaubte ihrer gemachten Eroberungen ſo ſicher zu ſein, daß ſie einen Officier von der Gar- niſon der naͤchſten Stadt nur noch ſo mit unter laufen ließ, obwohl er ſchon ziemliche Fortſchritte in ihrer Gunſt gemacht hatte. Herr von Flatter- ſeld, eben dieſer junge Officier, war ein lockerer Finke, hatte anſehnliche Schulden, und ſuchte eine Fortune, um ſich Luft zu ſchaffen und fortjubeln zu koͤnnen. Er hatte meine Mutter nicht ſobald kennen lernen, und ihre gute Verfaſſung erfahren, als er ihre Bekanntſchaft ſuchte, und dann auch bald

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/192
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/192>, abgerufen am 23.11.2024.