angeloben sollen, seine ehemaligen Begebenheiten gegen keinen Menschen zu wiederholen, denn be- kannt hatte sie selbige schon allen in der Nachbar- schaft gemacht, mit denen sie Umgang hielt. So- bald sie etwas spashaftes erzählen wollte, mußten die Abentheuer des Magister Confuselius herhalten. Daher waren sie auch mir vollkommen bekannt, und so ergötzte ich mich nicht wenig, als dieser trollige Mann mein Hofmeister wurde, weil ich an ihm ei- nen Gegenstand meines Muthwillens gefunden zu haben hoffte, wie mir noch keiner eingegangen war.
Demohnerachtet machte ichs, so lange ich mit ihm im mütterlichen Hause war, gnädig genug, und gab ihm wenig Ursache böse zu sein; besonders da er meine Neckereien, wenn sie nur halbweg er- träglich waren, nicht rügte. Er hatte sich vorge- nommen auszuhalten, und sich nicht durch Aerger- niß über mich an seinem Gedeihen zu schaden. Dem- nach ließ er mich meist machen was ich wollte, und suchte mich nur zuweilen durch gute Worte zum Empfang einiges Unterrichts, oder zu Unterlassung eines tollen Streichs zu bringen. Es gab Stun- den, wo ich das Studieren liebte, also that ich ihm, diesen Punkt betreffend, den Willen, und machte dem alten Manne würkliches Vergnügen dadurch.
Er
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angeloben ſollen, ſeine ehemaligen Begebenheiten gegen keinen Menſchen zu wiederholen, denn be- kannt hatte ſie ſelbige ſchon allen in der Nachbar- ſchaft gemacht, mit denen ſie Umgang hielt. So- bald ſie etwas ſpashaftes erzaͤhlen wollte, mußten die Abentheuer des Magiſter Confuſelius herhalten. Daher waren ſie auch mir vollkommen bekannt, und ſo ergoͤtzte ich mich nicht wenig, als dieſer trollige Mann mein Hofmeiſter wurde, weil ich an ihm ei- nen Gegenſtand meines Muthwillens gefunden zu haben hoffte, wie mir noch keiner eingegangen war.
Demohnerachtet machte ichs, ſo lange ich mit ihm im muͤtterlichen Hauſe war, gnaͤdig genug, und gab ihm wenig Urſache boͤſe zu ſein; beſonders da er meine Neckereien, wenn ſie nur halbweg er- traͤglich waren, nicht ruͤgte. Er hatte ſich vorge- nommen auszuhalten, und ſich nicht durch Aerger- niß uͤber mich an ſeinem Gedeihen zu ſchaden. Dem- nach ließ er mich meiſt machen was ich wollte, und ſuchte mich nur zuweilen durch gute Worte zum Empfang einiges Unterrichts, oder zu Unterlaſſung eines tollen Streichs zu bringen. Es gab Stun- den, wo ich das Studieren liebte, alſo that ich ihm, dieſen Punkt betreffend, den Willen, und machte dem alten Manne wuͤrkliches Vergnuͤgen dadurch.
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angeloben ſollen, ſeine ehemaligen Begebenheiten
gegen keinen Menſchen zu wiederholen, denn be-
kannt hatte ſie ſelbige ſchon allen in der Nachbar-
ſchaft gemacht, mit denen ſie Umgang hielt. So-
bald ſie etwas ſpashaftes erzaͤhlen wollte, mußten
die Abentheuer des Magiſter Confuſelius herhalten.
Daher waren ſie auch mir vollkommen bekannt, und
ſo ergoͤtzte ich mich nicht wenig, als dieſer trollige
Mann mein Hofmeiſter wurde, weil ich an ihm ei-
nen Gegenſtand meines Muthwillens gefunden zu
haben hoffte, wie mir noch keiner eingegangen
war.
Demohnerachtet machte ichs, ſo lange ich mit
ihm im muͤtterlichen Hauſe war, gnaͤdig genug,
und gab ihm wenig Urſache boͤſe zu ſein; beſonders
da er meine Neckereien, wenn ſie nur halbweg er-
traͤglich waren, nicht ruͤgte. Er hatte ſich vorge-
nommen auszuhalten, und ſich nicht durch Aerger-
niß uͤber mich an ſeinem Gedeihen zu ſchaden. Dem-
nach ließ er mich meiſt machen was ich wollte, und
ſuchte mich nur zuweilen durch gute Worte zum
Empfang einiges Unterrichts, oder zu Unterlaſſung
eines tollen Streichs zu bringen. Es gab Stun-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/185>, abgerufen am 24.11.2024.
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