lassen, ließ sich aber endlich bewegen, es dabei be- wenden zu lassen, daß sein Vater den Schaden er- setzte, als wozu sich dieser in der Angst seines Her- zens erbot. Sie taxirte die mitgenommenen Sa- chen, berechnete das Geld, welches ich ihr vorher nach und nach gestohlen hatte, wollte auch in der Chatoulle nicht alles wiedergefunden haben, was sie enthalten hätte, und so entstand eine Summe, an welcher der alte Pelz, der sie nicht auf einmal geben konnte, viel Jahre abzutragen hatte.
Kaum acht Tage nach Adam Pelzens Deser- tion, erschien ganz unvermuthet und würklich zur Freude meiner Mutter, Herr Magister Confuselius. Er war seit einiger Zeit Wittwer, da der Nachlaß seiner Frau in nichts bestand als in den Waaren des Kramladens und etwas Hausgeräthe, und er sich in den Handel nicht schicken konnte, so war er in kurzem um alles gekommen, hatte endlich auch das Hausgeräthe zugesetzt, und wußte nun nicht was er anfangen sollte. Lange war er über unsern Aufenthalt unwissend gewesen, da er ihn endlich er- fahren hatte, hielt er dafür, daß ers doch wenig- stens wagen könnte, einen Besuch bei meiner Mut- ter abzulegen, besonders da ihn ein Fuhrmann, der dieses Wegs zu reisen hatte, mit auflud.
Der
laſſen, ließ ſich aber endlich bewegen, es dabei be- wenden zu laſſen, daß ſein Vater den Schaden er- ſetzte, als wozu ſich dieſer in der Angſt ſeines Her- zens erbot. Sie taxirte die mitgenommenen Sa- chen, berechnete das Geld, welches ich ihr vorher nach und nach geſtohlen hatte, wollte auch in der Chatoulle nicht alles wiedergefunden haben, was ſie enthalten haͤtte, und ſo entſtand eine Summe, an welcher der alte Pelz, der ſie nicht auf einmal geben konnte, viel Jahre abzutragen hatte.
Kaum acht Tage nach Adam Pelzens Deſer- tion, erſchien ganz unvermuthet und wuͤrklich zur Freude meiner Mutter, Herr Magiſter Confuſelius. Er war ſeit einiger Zeit Wittwer, da der Nachlaß ſeiner Frau in nichts beſtand als in den Waaren des Kramladens und etwas Hausgeraͤthe, und er ſich in den Handel nicht ſchicken konnte, ſo war er in kurzem um alles gekommen, hatte endlich auch das Hausgeraͤthe zugeſetzt, und wußte nun nicht was er anfangen ſollte. Lange war er uͤber unſern Aufenthalt unwiſſend geweſen, da er ihn endlich er- fahren hatte, hielt er dafuͤr, daß ers doch wenig- ſtens wagen koͤnnte, einen Beſuch bei meiner Mut- ter abzulegen, beſonders da ihn ein Fuhrmann, der dieſes Wegs zu reiſen hatte, mit auflud.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0182"n="178"/>
laſſen, ließ ſich aber endlich bewegen, es dabei be-<lb/>
wenden zu laſſen, daß ſein Vater den Schaden er-<lb/>ſetzte, als wozu ſich dieſer in der Angſt ſeines Her-<lb/>
zens erbot. Sie taxirte die mitgenommenen Sa-<lb/>
chen, berechnete das Geld, welches ich ihr vorher<lb/>
nach und nach geſtohlen hatte, wollte auch in der<lb/>
Chatoulle nicht alles wiedergefunden haben, was ſie<lb/>
enthalten haͤtte, und ſo entſtand eine Summe, an<lb/>
welcher der alte Pelz, der ſie nicht auf einmal geben<lb/>
konnte, viel Jahre abzutragen hatte.</p><lb/><p>Kaum acht Tage nach Adam Pelzens Deſer-<lb/>
tion, erſchien ganz unvermuthet und wuͤrklich zur<lb/>
Freude meiner Mutter, Herr Magiſter Confuſelius.<lb/>
Er war ſeit einiger Zeit Wittwer, da der Nachlaß<lb/>ſeiner Frau in nichts beſtand als in den Waaren<lb/>
des Kramladens und etwas Hausgeraͤthe, und er<lb/>ſich in den Handel nicht ſchicken konnte, ſo war er<lb/>
in kurzem um alles gekommen, hatte endlich auch<lb/>
das Hausgeraͤthe zugeſetzt, und wußte nun nicht<lb/>
was er anfangen ſollte. Lange war er uͤber unſern<lb/>
Aufenthalt unwiſſend geweſen, da er ihn endlich er-<lb/>
fahren hatte, hielt er dafuͤr, daß ers doch wenig-<lb/>ſtens wagen koͤnnte, einen Beſuch bei meiner Mut-<lb/>
ter abzulegen, beſonders da ihn ein Fuhrmann, der<lb/>
dieſes Wegs zu reiſen hatte, mit auflud.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[178/0182]
laſſen, ließ ſich aber endlich bewegen, es dabei be-
wenden zu laſſen, daß ſein Vater den Schaden er-
ſetzte, als wozu ſich dieſer in der Angſt ſeines Her-
zens erbot. Sie taxirte die mitgenommenen Sa-
chen, berechnete das Geld, welches ich ihr vorher
nach und nach geſtohlen hatte, wollte auch in der
Chatoulle nicht alles wiedergefunden haben, was ſie
enthalten haͤtte, und ſo entſtand eine Summe, an
welcher der alte Pelz, der ſie nicht auf einmal geben
konnte, viel Jahre abzutragen hatte.
Kaum acht Tage nach Adam Pelzens Deſer-
tion, erſchien ganz unvermuthet und wuͤrklich zur
Freude meiner Mutter, Herr Magiſter Confuſelius.
Er war ſeit einiger Zeit Wittwer, da der Nachlaß
ſeiner Frau in nichts beſtand als in den Waaren
des Kramladens und etwas Hausgeraͤthe, und er
ſich in den Handel nicht ſchicken konnte, ſo war er
in kurzem um alles gekommen, hatte endlich auch
das Hausgeraͤthe zugeſetzt, und wußte nun nicht
was er anfangen ſollte. Lange war er uͤber unſern
Aufenthalt unwiſſend geweſen, da er ihn endlich er-
fahren hatte, hielt er dafuͤr, daß ers doch wenig-
ſtens wagen koͤnnte, einen Beſuch bei meiner Mut-
ter abzulegen, beſonders da ihn ein Fuhrmann, der
dieſes Wegs zu reiſen hatte, mit auflud.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/182>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.