welche mir doch jetzt sehr gefielen. Ueberhaupt fand ich etwas süßes in Verheimlichung übler Streiche, und so versprach ich Pelzen zu Gelde zu verhelfen, um das Mädchen fortzuschaffen. Dabei warf ich einen Seitenblick auf die neue Gewalt, welche ich über ihn bekommen würde, er sollte mir diese wich- tige Gefälligkeit, so wie meine Verschwiegenheit durch alles, was mir nur zu verlangen einfallen könnte, bezahlen.
Meine Mutter hatte eben eine gute Anzahl Louisd'or eingenommen, und diese vor meinen Au- gen in eine Chatoulle geschlossen, die immer unter ihrem Bette stand. Den ersten Abend nach dem Ver- sprechen, welches ich Pelzen gethan hatte, sah ich die Zeit ab, wo sie einiger wirthschaftlichen Ver- richtungen wegen im Hause herum zu schaffen hatte, schlüpfte in das Schlafzimmer, und nahm hurtig die Chatonlle weg. Unglücklicher Weise sah mich das Kammermädchen meiner Mutter heraus kom- men, aber es war fast finster, und ich suchte ihr zu entschlüpfen. Doch so sehr ich eilen wollte, um geschwind die Trepve zu ersteigen, konnte ich doch mit der schweren Chatoulle so leicht nicht laufen, als es ohne sie geschehen wäre, das Mädchen hatte also Zeit mir nachzuschleichen, doch konnte sie nicht sehen, was ich eigentlich trug, denn ich hatte zu
dieser
welche mir doch jetzt ſehr gefielen. Ueberhaupt fand ich etwas ſuͤßes in Verheimlichung uͤbler Streiche, und ſo verſprach ich Pelzen zu Gelde zu verhelfen, um das Maͤdchen fortzuſchaffen. Dabei warf ich einen Seitenblick auf die neue Gewalt, welche ich uͤber ihn bekommen wuͤrde, er ſollte mir dieſe wich- tige Gefaͤlligkeit, ſo wie meine Verſchwiegenheit durch alles, was mir nur zu verlangen einfallen koͤnnte, bezahlen.
Meine Mutter hatte eben eine gute Anzahl Louisd’or eingenommen, und dieſe vor meinen Au- gen in eine Chatoulle geſchloſſen, die immer unter ihrem Bette ſtand. Den erſten Abend nach dem Ver- ſprechen, welches ich Pelzen gethan hatte, ſah ich die Zeit ab, wo ſie einiger wirthſchaftlichen Ver- richtungen wegen im Hauſe herum zu ſchaffen hatte, ſchluͤpfte in das Schlafzimmer, und nahm hurtig die Chatonlle weg. Ungluͤcklicher Weiſe ſah mich das Kammermaͤdchen meiner Mutter heraus kom- men, aber es war faſt finſter, und ich ſuchte ihr zu entſchluͤpfen. Doch ſo ſehr ich eilen wollte, um geſchwind die Trepve zu erſteigen, konnte ich doch mit der ſchweren Chatoulle ſo leicht nicht laufen, als es ohne ſie geſchehen waͤre, das Maͤdchen hatte alſo Zeit mir nachzuſchleichen, doch konnte ſie nicht ſehen, was ich eigentlich trug, denn ich hatte zu
dieſer
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welche mir doch jetzt ſehr gefielen. Ueberhaupt fand ich
etwas ſuͤßes in Verheimlichung uͤbler Streiche,
und ſo verſprach ich Pelzen zu Gelde zu verhelfen,
um das Maͤdchen fortzuſchaffen. Dabei warf ich
einen Seitenblick auf die neue Gewalt, welche ich
uͤber ihn bekommen wuͤrde, er ſollte mir dieſe wich-
tige Gefaͤlligkeit, ſo wie meine Verſchwiegenheit
durch alles, was mir nur zu verlangen einfallen
koͤnnte, bezahlen.
Meine Mutter hatte eben eine gute Anzahl
Louisd’or eingenommen, und dieſe vor meinen Au-
gen in eine Chatoulle geſchloſſen, die immer unter
ihrem Bette ſtand. Den erſten Abend nach dem Ver-
ſprechen, welches ich Pelzen gethan hatte, ſah ich
die Zeit ab, wo ſie einiger wirthſchaftlichen Ver-
richtungen wegen im Hauſe herum zu ſchaffen hatte,
ſchluͤpfte in das Schlafzimmer, und nahm hurtig
die Chatonlle weg. Ungluͤcklicher Weiſe ſah mich
das Kammermaͤdchen meiner Mutter heraus kom-
men, aber es war faſt finſter, und ich ſuchte ihr zu
entſchluͤpfen. Doch ſo ſehr ich eilen wollte, um
geſchwind die Trepve zu erſteigen, konnte ich doch
mit der ſchweren Chatoulle ſo leicht nicht laufen,
als es ohne ſie geſchehen waͤre, das Maͤdchen hatte
alſo Zeit mir nachzuſchleichen, doch konnte ſie nicht
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/176>, abgerufen am 25.11.2024.
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