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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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sie mich um Gotteswillen, mich doch in Acht zu
nehmen, und wenn ich nun ja schießen wollte, es
im Freyen und nicht im Dorfe zu thun. Diese
Bitte ließ ich nicht statt finden; da ich aber end-
lich einen Bauer durch die Wade schoß, und des-
wegen ein gräulicher Lerm entstand, der auch mei-
ner Mutter sowohl Kur als Besänftigungsgeld ko-
stete, so ward diese Geschichte so ruchbar, daß der
Gerichtsherwalter es mit allem Ernst in Vorschlag
brachte mir die Flinte zu nehmen, weil sonst noch
viel Unglück und Verantwortung zu befürchten wäre.
Der Mann ließ sich mit dieser Forderung durchaus
nicht abweisen; hier also war der erste Fall in mei-
nem Leben, wo ich würklich nachgeben mußte.
Damit ich es thun und nicht neue Widersetzlich-
keit zeigen möchte, die mir zu gestatten, nicht in
meiner Mutter Gewalt stand, versprach sie mir
heimlich jede andere Freude, die ich nur fordern
wollte, und stellte mir vor, daß ich mich gar ein-
mal durch die böse Flinte selbst beschädigen, und
sie so um den Sohn kommen könnte, der ihr ein-
ziger Trost wäre, und die Stütze ihres Alters sein
sollte. Jch mußte zu dieser Hoffnung schon damals
herzlich lachen, war aber so gnädig, die Flinte ab-
zugeben, welche der Gerichtsverwalter mit in die
Stadt nahm, und sie mir aufzuheben versprach, bis
ich besser damit umzugehen wüßte.

Die
L 2

ſie mich um Gotteswillen, mich doch in Acht zu
nehmen, und wenn ich nun ja ſchießen wollte, es
im Freyen und nicht im Dorfe zu thun. Dieſe
Bitte ließ ich nicht ſtatt finden; da ich aber end-
lich einen Bauer durch die Wade ſchoß, und des-
wegen ein graͤulicher Lerm entſtand, der auch mei-
ner Mutter ſowohl Kur als Beſaͤnftigungsgeld ko-
ſtete, ſo ward dieſe Geſchichte ſo ruchbar, daß der
Gerichtsherwalter es mit allem Ernſt in Vorſchlag
brachte mir die Flinte zu nehmen, weil ſonſt noch
viel Ungluͤck und Verantwortung zu befuͤrchten waͤre.
Der Mann ließ ſich mit dieſer Forderung durchaus
nicht abweiſen; hier alſo war der erſte Fall in mei-
nem Leben, wo ich wuͤrklich nachgeben mußte.
Damit ich es thun und nicht neue Widerſetzlich-
keit zeigen moͤchte, die mir zu geſtatten, nicht in
meiner Mutter Gewalt ſtand, verſprach ſie mir
heimlich jede andere Freude, die ich nur fordern
wollte, und ſtellte mir vor, daß ich mich gar ein-
mal durch die boͤſe Flinte ſelbſt beſchaͤdigen, und
ſie ſo um den Sohn kommen koͤnnte, der ihr ein-
ziger Troſt waͤre, und die Stuͤtze ihres Alters ſein
ſollte. Jch mußte zu dieſer Hoffnung ſchon damals
herzlich lachen, war aber ſo gnaͤdig, die Flinte ab-
zugeben, welche der Gerichtsverwalter mit in die
Stadt nahm, und ſie mir aufzuheben verſprach, bis
ich beſſer damit umzugehen wuͤßte.

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[163/0167] ſie mich um Gotteswillen, mich doch in Acht zu nehmen, und wenn ich nun ja ſchießen wollte, es im Freyen und nicht im Dorfe zu thun. Dieſe Bitte ließ ich nicht ſtatt finden; da ich aber end- lich einen Bauer durch die Wade ſchoß, und des- wegen ein graͤulicher Lerm entſtand, der auch mei- ner Mutter ſowohl Kur als Beſaͤnftigungsgeld ko- ſtete, ſo ward dieſe Geſchichte ſo ruchbar, daß der Gerichtsherwalter es mit allem Ernſt in Vorſchlag brachte mir die Flinte zu nehmen, weil ſonſt noch viel Ungluͤck und Verantwortung zu befuͤrchten waͤre. Der Mann ließ ſich mit dieſer Forderung durchaus nicht abweiſen; hier alſo war der erſte Fall in mei- nem Leben, wo ich wuͤrklich nachgeben mußte. Damit ich es thun und nicht neue Widerſetzlich- keit zeigen moͤchte, die mir zu geſtatten, nicht in meiner Mutter Gewalt ſtand, verſprach ſie mir heimlich jede andere Freude, die ich nur fordern wollte, und ſtellte mir vor, daß ich mich gar ein- mal durch die boͤſe Flinte ſelbſt beſchaͤdigen, und ſie ſo um den Sohn kommen koͤnnte, der ihr ein- ziger Troſt waͤre, und die Stuͤtze ihres Alters ſein ſollte. Jch mußte zu dieſer Hoffnung ſchon damals herzlich lachen, war aber ſo gnaͤdig, die Flinte ab- zugeben, welche der Gerichtsverwalter mit in die Stadt nahm, und ſie mir aufzuheben verſprach, bis ich beſſer damit umzugehen wuͤßte. Die L 2

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/167>, abgerufen am 28.11.2024.