melden will, stiftet er die Großmutter an, daß sie es thun muß. Dann spricht Jhnen das Pupillen- Collegium das Mädchen ab, befiehlt mir für sie zu sorgen, und Jhnen, ihr hinlänglich auszu- setzen.
Jch könnte sie freilich von Herr Buschen weg- nehmen und wo anders unterbringen, will es auch thun, wenn Sie es verlangen, bedenken Sie aber, daß es Jhnen da mehr kosten wird, als bei Herrn Busch, der für Wohnung und Kost nichts ver- langt.
Nun besinnen Sie sich, was Sie thun wollen, und rechnen Sie mir bei der Sache nichts zu, denn ich kann nicht anders handeln, werde aber gewiß immer auf Jhrer Seite bleiben, wenn sie auch in der mehrern Entfernung fortfahren mir Beweise Jhrer Gewogenheit zu geben.
Madam Schnitzer nahm nach Durchlesung die- ses kurzen Entschlusses, den scharfen Brief des Vormunds, überlaß ihn nur flüchtig, und antwor- tete ihm dann folgendes:
Da ich meine Tochter ohnehin in eine Erzie- hungsanstalt bringen wollte, weil sie auf dem Lan- de nicht gehörig unterrichtet werden kann, und ich doch wenigstens meine mütterliche Pflicht an ihr thun will, obgleich ich fürchte, daß nicht viel aus
ihr
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melden will, ſtiftet er die Großmutter an, daß ſie es thun muß. Dann ſpricht Jhnen das Pupillen- Collegium das Maͤdchen ab, befiehlt mir fuͤr ſie zu ſorgen, und Jhnen, ihr hinlaͤnglich auszu- ſetzen.
Jch koͤnnte ſie freilich von Herr Buſchen weg- nehmen und wo anders unterbringen, will es auch thun, wenn Sie es verlangen, bedenken Sie aber, daß es Jhnen da mehr koſten wird, als bei Herrn Buſch, der fuͤr Wohnung und Koſt nichts ver- langt.
Nun beſinnen Sie ſich, was Sie thun wollen, und rechnen Sie mir bei der Sache nichts zu, denn ich kann nicht anders handeln, werde aber gewiß immer auf Jhrer Seite bleiben, wenn ſie auch in der mehrern Entfernung fortfahren mir Beweiſe Jhrer Gewogenheit zu geben.
Madam Schnitzer nahm nach Durchleſung die- ſes kurzen Entſchluſſes, den ſcharfen Brief des Vormunds, uͤberlaß ihn nur fluͤchtig, und antwor- tete ihm dann folgendes:
Da ich meine Tochter ohnehin in eine Erzie- hungsanſtalt bringen wollte, weil ſie auf dem Lan- de nicht gehoͤrig unterrichtet werden kann, und ich doch wenigſtens meine muͤtterliche Pflicht an ihr thun will, obgleich ich fuͤrchte, daß nicht viel aus
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melden will, ſtiftet er die Großmutter an, daß ſie
es thun muß. Dann ſpricht Jhnen das Pupillen-
Collegium das Maͤdchen ab, befiehlt mir fuͤr ſie
zu ſorgen, und Jhnen, ihr hinlaͤnglich auszu-
ſetzen.
Jch koͤnnte ſie freilich von Herr Buſchen weg-
nehmen und wo anders unterbringen, will es auch
thun, wenn Sie es verlangen, bedenken Sie aber,
daß es Jhnen da mehr koſten wird, als bei Herrn
Buſch, der fuͤr Wohnung und Koſt nichts ver-
langt.
Nun beſinnen Sie ſich, was Sie thun wollen,
und rechnen Sie mir bei der Sache nichts zu, denn
ich kann nicht anders handeln, werde aber gewiß
immer auf Jhrer Seite bleiben, wenn ſie auch in
der mehrern Entfernung fortfahren mir Beweiſe
Jhrer Gewogenheit zu geben.
Madam Schnitzer nahm nach Durchleſung die-
ſes kurzen Entſchluſſes, den ſcharfen Brief des
Vormunds, uͤberlaß ihn nur fluͤchtig, und antwor-
tete ihm dann folgendes:
Da ich meine Tochter ohnehin in eine Erzie-
hungsanſtalt bringen wollte, weil ſie auf dem Lan-
de nicht gehoͤrig unterrichtet werden kann, und ich
doch wenigſtens meine muͤtterliche Pflicht an ihr
thun will, obgleich ich fuͤrchte, daß nicht viel aus
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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