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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Die Großmutter wäre zwar lieber an Ort und
Stelle geblieben, denn sie war von der Reise müde,
um aber den Willen ihrer lieben Tochter zu erfül-
len, und sie auch bald zu sehen, zog sie ihren besten
Rock von Kalman, und ein reinliches kattunes Ka-
misol an, setzte eine schwarztaffente Backenmütze
mit schwarzen Spitzen auf, legte ein weißes Hals-
tuch und eine bunte baumwollene Schürze an, und
dünkte sich so recht proper. Der junge Mensch
führte sie auf das bestimmte Dorf ins Kaffeehaus,
und hieß da sie in den Saal gehen, wo sie, da er
ihn öffnete, mehrere Tafeln mit Leuten, die da
Abendmahlzeit hielten, besetzt sah. Die gute Frau
scheute sich vor allen diesen fremden Personen, und
wollte nicht hineingehen, auch widersetzte sich einer
der Aufwärter, welcher sie und ihren Begleiter frag-
te, zu wem sie wollten. Dies ist, versetzte dieser,
die Frau Mutter der Madam Schnitzerinn, ich habe
sie nach dem Befehl der Madam hieher führen
müssen, sie will ihre Mutter bei der Gesellschaft
haben.

Der Aufwärter hatte nun nichts mehr dage-
gen, er führte meine Großmutter selbst in den
Saal und zu dem Tisch, wo wir saßen (denn
Goldfritzel mußte nirgend fehlen, Madelon hinge-
gen zu Hause darben).

Sobald

Die Großmutter waͤre zwar lieber an Ort und
Stelle geblieben, denn ſie war von der Reiſe muͤde,
um aber den Willen ihrer lieben Tochter zu erfuͤl-
len, und ſie auch bald zu ſehen, zog ſie ihren beſten
Rock von Kalman, und ein reinliches kattunes Ka-
miſol an, ſetzte eine ſchwarztaffente Backenmuͤtze
mit ſchwarzen Spitzen auf, legte ein weißes Hals-
tuch und eine bunte baumwollene Schuͤrze an, und
duͤnkte ſich ſo recht proper. Der junge Menſch
fuͤhrte ſie auf das beſtimmte Dorf ins Kaffeehaus,
und hieß da ſie in den Saal gehen, wo ſie, da er
ihn oͤffnete, mehrere Tafeln mit Leuten, die da
Abendmahlzeit hielten, beſetzt ſah. Die gute Frau
ſcheute ſich vor allen dieſen fremden Perſonen, und
wollte nicht hineingehen, auch widerſetzte ſich einer
der Aufwaͤrter, welcher ſie und ihren Begleiter frag-
te, zu wem ſie wollten. Dies iſt, verſetzte dieſer,
die Frau Mutter der Madam Schnitzerinn, ich habe
ſie nach dem Befehl der Madam hieher fuͤhren
muͤſſen, ſie will ihre Mutter bei der Geſellſchaft
haben.

Der Aufwaͤrter hatte nun nichts mehr dage-
gen, er fuͤhrte meine Großmutter ſelbſt in den
Saal und zu dem Tiſch, wo wir ſaßen (denn
Goldfritzel mußte nirgend fehlen, Madelon hinge-
gen zu Hauſe darben).

Sobald
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[116/0120] Die Großmutter waͤre zwar lieber an Ort und Stelle geblieben, denn ſie war von der Reiſe muͤde, um aber den Willen ihrer lieben Tochter zu erfuͤl- len, und ſie auch bald zu ſehen, zog ſie ihren beſten Rock von Kalman, und ein reinliches kattunes Ka- miſol an, ſetzte eine ſchwarztaffente Backenmuͤtze mit ſchwarzen Spitzen auf, legte ein weißes Hals- tuch und eine bunte baumwollene Schuͤrze an, und duͤnkte ſich ſo recht proper. Der junge Menſch fuͤhrte ſie auf das beſtimmte Dorf ins Kaffeehaus, und hieß da ſie in den Saal gehen, wo ſie, da er ihn oͤffnete, mehrere Tafeln mit Leuten, die da Abendmahlzeit hielten, beſetzt ſah. Die gute Frau ſcheute ſich vor allen dieſen fremden Perſonen, und wollte nicht hineingehen, auch widerſetzte ſich einer der Aufwaͤrter, welcher ſie und ihren Begleiter frag- te, zu wem ſie wollten. Dies iſt, verſetzte dieſer, die Frau Mutter der Madam Schnitzerinn, ich habe ſie nach dem Befehl der Madam hieher fuͤhren muͤſſen, ſie will ihre Mutter bei der Geſellſchaft haben. Der Aufwaͤrter hatte nun nichts mehr dage- gen, er fuͤhrte meine Großmutter ſelbſt in den Saal und zu dem Tiſch, wo wir ſaßen (denn Goldfritzel mußte nirgend fehlen, Madelon hinge- gen zu Hauſe darben). Sobald

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/120>, abgerufen am 24.11.2024.