ten Gesellschaften dieses Geschlechts wenigstens mit- unter vorzuziehen.
Meines Dafürhaltens haben sie recht, denn eine freie ungezwungene Lebensart ist doch die Seele des Umgangs, Celestin mag die, so hieran Ge- schmack haben, immerhin Thiermenschen nennen, und alle würkliche oder seinwollende Geistmenschen sie fliehen und verachten, sie befinden sich dadurch nicht schlimmer, verachten und verlachen ihrer Seits jene. Was noch mehr ist, so darf der gesättigte Thiermensch, aus Verfall seiner Gesundheit, oder sonst einer Nothwendigkeit, nur von seines Gleichen zurückzutreten scheinen, um sich ein Geisttöchter- lein auszusuchen, und er findet immer noch eins, welches dann an seiner Hand entweder auch entgei- stert wird, oder unglücklich ist. Eben so hat man Fälle, daß eine Thiermenschinn auf einmal den Ein- fall bekommen hat, unter die gesitteten Menschen gehören zu wollen, sie erheuchelt sich dann gewiß einen Geistmenschen, der den Betrug zu spät gewahr wird, und wenn er sich nicht in die Weise seiner Gattinn schickt, an seinem Kummer nagt.
Celestin nannte das Dichten und Trachten der Thiermenschen böse; ich will also seine Art zu ur- theilen hier beibehalten, und folgender Ausspruch folgt dann von selbst.
Das
ten Geſellſchaften dieſes Geſchlechts wenigſtens mit- unter vorzuziehen.
Meines Dafuͤrhaltens haben ſie recht, denn eine freie ungezwungene Lebensart iſt doch die Seele des Umgangs, Celeſtin mag die, ſo hieran Ge- ſchmack haben, immerhin Thiermenſchen nennen, und alle wuͤrkliche oder ſeinwollende Geiſtmenſchen ſie fliehen und verachten, ſie befinden ſich dadurch nicht ſchlimmer, verachten und verlachen ihrer Seits jene. Was noch mehr iſt, ſo darf der geſaͤttigte Thiermenſch, aus Verfall ſeiner Geſundheit, oder ſonſt einer Nothwendigkeit, nur von ſeines Gleichen zuruͤckzutreten ſcheinen, um ſich ein Geiſttoͤchter- lein auszuſuchen, und er findet immer noch eins, welches dann an ſeiner Hand entweder auch entgei- ſtert wird, oder ungluͤcklich iſt. Eben ſo hat man Faͤlle, daß eine Thiermenſchinn auf einmal den Ein- fall bekommen hat, unter die geſitteten Menſchen gehoͤren zu wollen, ſie erheuchelt ſich dann gewiß einen Geiſtmenſchen, der den Betrug zu ſpaͤt gewahr wird, und wenn er ſich nicht in die Weiſe ſeiner Gattinn ſchickt, an ſeinem Kummer nagt.
Celeſtin nannte das Dichten und Trachten der Thiermenſchen boͤſe; ich will alſo ſeine Art zu ur- theilen hier beibehalten, und folgender Ausſpruch folgt dann von ſelbſt.
Das
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0108"n="104"/>
ten Geſellſchaften dieſes Geſchlechts wenigſtens mit-<lb/>
unter vorzuziehen.</p><lb/><p>Meines Dafuͤrhaltens haben ſie recht, denn<lb/>
eine freie ungezwungene Lebensart iſt doch die Seele<lb/>
des Umgangs, Celeſtin mag die, ſo hieran Ge-<lb/>ſchmack haben, immerhin Thiermenſchen nennen,<lb/>
und alle wuͤrkliche oder ſeinwollende Geiſtmenſchen<lb/>ſie fliehen und verachten, ſie befinden ſich dadurch<lb/>
nicht ſchlimmer, verachten und verlachen ihrer Seits<lb/>
jene. Was noch mehr iſt, ſo darf der geſaͤttigte<lb/>
Thiermenſch, aus Verfall ſeiner Geſundheit, oder<lb/>ſonſt einer Nothwendigkeit, nur von ſeines Gleichen<lb/>
zuruͤckzutreten ſcheinen, um ſich ein Geiſttoͤchter-<lb/>
lein auszuſuchen, und er findet immer noch eins,<lb/>
welches dann an ſeiner Hand entweder auch entgei-<lb/>ſtert wird, oder ungluͤcklich iſt. Eben ſo hat man<lb/>
Faͤlle, daß eine Thiermenſchinn auf einmal den Ein-<lb/>
fall bekommen hat, unter die geſitteten Menſchen<lb/>
gehoͤren zu wollen, ſie erheuchelt ſich dann gewiß<lb/>
einen Geiſtmenſchen, der den Betrug zu ſpaͤt gewahr<lb/>
wird, und wenn er ſich nicht in die Weiſe ſeiner<lb/>
Gattinn ſchickt, an ſeinem Kummer nagt.</p><lb/><p>Celeſtin nannte das Dichten und Trachten der<lb/>
Thiermenſchen boͤſe; ich will alſo ſeine Art zu ur-<lb/>
theilen hier beibehalten, und folgender Ausſpruch<lb/>
folgt dann von ſelbſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[104/0108]
ten Geſellſchaften dieſes Geſchlechts wenigſtens mit-
unter vorzuziehen.
Meines Dafuͤrhaltens haben ſie recht, denn
eine freie ungezwungene Lebensart iſt doch die Seele
des Umgangs, Celeſtin mag die, ſo hieran Ge-
ſchmack haben, immerhin Thiermenſchen nennen,
und alle wuͤrkliche oder ſeinwollende Geiſtmenſchen
ſie fliehen und verachten, ſie befinden ſich dadurch
nicht ſchlimmer, verachten und verlachen ihrer Seits
jene. Was noch mehr iſt, ſo darf der geſaͤttigte
Thiermenſch, aus Verfall ſeiner Geſundheit, oder
ſonſt einer Nothwendigkeit, nur von ſeines Gleichen
zuruͤckzutreten ſcheinen, um ſich ein Geiſttoͤchter-
lein auszuſuchen, und er findet immer noch eins,
welches dann an ſeiner Hand entweder auch entgei-
ſtert wird, oder ungluͤcklich iſt. Eben ſo hat man
Faͤlle, daß eine Thiermenſchinn auf einmal den Ein-
fall bekommen hat, unter die geſitteten Menſchen
gehoͤren zu wollen, ſie erheuchelt ſich dann gewiß
einen Geiſtmenſchen, der den Betrug zu ſpaͤt gewahr
wird, und wenn er ſich nicht in die Weiſe ſeiner
Gattinn ſchickt, an ſeinem Kummer nagt.
Celeſtin nannte das Dichten und Trachten der
Thiermenſchen boͤſe; ich will alſo ſeine Art zu ur-
theilen hier beibehalten, und folgender Ausſpruch
folgt dann von ſelbſt.
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/108>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.