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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ten Gesellschaften dieses Geschlechts wenigstens mit-
unter vorzuziehen.

Meines Dafürhaltens haben sie recht, denn
eine freie ungezwungene Lebensart ist doch die Seele
des Umgangs, Celestin mag die, so hieran Ge-
schmack haben, immerhin Thiermenschen nennen,
und alle würkliche oder seinwollende Geistmenschen
sie fliehen und verachten, sie befinden sich dadurch
nicht schlimmer, verachten und verlachen ihrer Seits
jene. Was noch mehr ist, so darf der gesättigte
Thiermensch, aus Verfall seiner Gesundheit, oder
sonst einer Nothwendigkeit, nur von seines Gleichen
zurückzutreten scheinen, um sich ein Geisttöchter-
lein auszusuchen, und er findet immer noch eins,
welches dann an seiner Hand entweder auch entgei-
stert wird, oder unglücklich ist. Eben so hat man
Fälle, daß eine Thiermenschinn auf einmal den Ein-
fall bekommen hat, unter die gesitteten Menschen
gehören zu wollen, sie erheuchelt sich dann gewiß
einen Geistmenschen, der den Betrug zu spät gewahr
wird, und wenn er sich nicht in die Weise seiner
Gattinn schickt, an seinem Kummer nagt.

Celestin nannte das Dichten und Trachten der
Thiermenschen böse; ich will also seine Art zu ur-
theilen hier beibehalten, und folgender Ausspruch
folgt dann von selbst.

Das

ten Geſellſchaften dieſes Geſchlechts wenigſtens mit-
unter vorzuziehen.

Meines Dafuͤrhaltens haben ſie recht, denn
eine freie ungezwungene Lebensart iſt doch die Seele
des Umgangs, Celeſtin mag die, ſo hieran Ge-
ſchmack haben, immerhin Thiermenſchen nennen,
und alle wuͤrkliche oder ſeinwollende Geiſtmenſchen
ſie fliehen und verachten, ſie befinden ſich dadurch
nicht ſchlimmer, verachten und verlachen ihrer Seits
jene. Was noch mehr iſt, ſo darf der geſaͤttigte
Thiermenſch, aus Verfall ſeiner Geſundheit, oder
ſonſt einer Nothwendigkeit, nur von ſeines Gleichen
zuruͤckzutreten ſcheinen, um ſich ein Geiſttoͤchter-
lein auszuſuchen, und er findet immer noch eins,
welches dann an ſeiner Hand entweder auch entgei-
ſtert wird, oder ungluͤcklich iſt. Eben ſo hat man
Faͤlle, daß eine Thiermenſchinn auf einmal den Ein-
fall bekommen hat, unter die geſitteten Menſchen
gehoͤren zu wollen, ſie erheuchelt ſich dann gewiß
einen Geiſtmenſchen, der den Betrug zu ſpaͤt gewahr
wird, und wenn er ſich nicht in die Weiſe ſeiner
Gattinn ſchickt, an ſeinem Kummer nagt.

Celeſtin nannte das Dichten und Trachten der
Thiermenſchen boͤſe; ich will alſo ſeine Art zu ur-
theilen hier beibehalten, und folgender Ausſpruch
folgt dann von ſelbſt.

Das
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[104/0108] ten Geſellſchaften dieſes Geſchlechts wenigſtens mit- unter vorzuziehen. Meines Dafuͤrhaltens haben ſie recht, denn eine freie ungezwungene Lebensart iſt doch die Seele des Umgangs, Celeſtin mag die, ſo hieran Ge- ſchmack haben, immerhin Thiermenſchen nennen, und alle wuͤrkliche oder ſeinwollende Geiſtmenſchen ſie fliehen und verachten, ſie befinden ſich dadurch nicht ſchlimmer, verachten und verlachen ihrer Seits jene. Was noch mehr iſt, ſo darf der geſaͤttigte Thiermenſch, aus Verfall ſeiner Geſundheit, oder ſonſt einer Nothwendigkeit, nur von ſeines Gleichen zuruͤckzutreten ſcheinen, um ſich ein Geiſttoͤchter- lein auszuſuchen, und er findet immer noch eins, welches dann an ſeiner Hand entweder auch entgei- ſtert wird, oder ungluͤcklich iſt. Eben ſo hat man Faͤlle, daß eine Thiermenſchinn auf einmal den Ein- fall bekommen hat, unter die geſitteten Menſchen gehoͤren zu wollen, ſie erheuchelt ſich dann gewiß einen Geiſtmenſchen, der den Betrug zu ſpaͤt gewahr wird, und wenn er ſich nicht in die Weiſe ſeiner Gattinn ſchickt, an ſeinem Kummer nagt. Celeſtin nannte das Dichten und Trachten der Thiermenſchen boͤſe; ich will alſo ſeine Art zu ur- theilen hier beibehalten, und folgender Ausſpruch folgt dann von ſelbſt. Das

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/108>, abgerufen am 24.11.2024.