Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
der Herren D. Kluge und R. Püster die Piecen
selbst zu lesen wünschten. Gleich nach dem Tag
des Zanks hatten schon an die zehn vornehme Per-
sonen zu Herrn Busch geschickt, und um Exem-
larien bitten lassen, die sie gern bezahlten. An-
fangs gab sie Busch für ein geringes hin; als aber
der fünfte Bediente kam, schlug er schon im Preis
auf; und den andern Morgen ließ er kein Exemplar
unter 1 thlr. 8 gr. Es wurden aber deren nur
noch drei geholt. Nun wollte Busch gern den Preis
wieder heruntersetzen; allein die Stadt war mit den
vierzehn Exemplarien hinlänglich versehen; denn ein
jeder borgte das seinige seinen Bekannten.

Dieses war die Ursache des Lachens in der Zei-
tungs-Expedition, und zugleich die Ursache des
Stehenbleibens auf den Straßen, wo Confuselius
durchpassirte. Etliche muthwillige Knaben beglei-
teten ihn sogar, und reeitirten die Titel seiner Stü-
cke. Der Magister sah sich um, gieng großmüthig
seines Ganges fort, und dachte, das kömmt alles
von meinen Feinden; aber ihr sollt mir es schon
zu rechter Zeit büßen.

Auf den Abend desselben Tages sollte die ge-
wöhnliche Zusammenkunft in der Tabagie sein.
Dort, meinte Confuselius, würde sein Freund
der Branntweinbrenner wohl sein Wort reden.
Deß-
der Herren D. Kluge und R. Puͤſter die Piecen
ſelbſt zu leſen wuͤnſchten. Gleich nach dem Tag
des Zanks hatten ſchon an die zehn vornehme Per-
ſonen zu Herrn Buſch geſchickt, und um Exem-
larien bitten laſſen, die ſie gern bezahlten. An-
fangs gab ſie Buſch fuͤr ein geringes hin; als aber
der fuͤnfte Bediente kam, ſchlug er ſchon im Preis
auf; und den andern Morgen ließ er kein Exemplar
unter 1 thlr. 8 gr. Es wurden aber deren nur
noch drei geholt. Nun wollte Buſch gern den Preis
wieder herunterſetzen; allein die Stadt war mit den
vierzehn Exemplarien hinlaͤnglich verſehen; denn ein
jeder borgte das ſeinige ſeinen Bekannten.

Dieſes war die Urſache des Lachens in der Zei-
tungs-Expedition, und zugleich die Urſache des
Stehenbleibens auf den Straßen, wo Confuſelius
durchpaſſirte. Etliche muthwillige Knaben beglei-
teten ihn ſogar, und reeitirten die Titel ſeiner Stuͤ-
cke. Der Magiſter ſah ſich um, gieng großmuͤthig
ſeines Ganges fort, und dachte, das koͤmmt alles
von meinen Feinden; aber ihr ſollt mir es ſchon
zu rechter Zeit buͤßen.

Auf den Abend deſſelben Tages ſollte die ge-
woͤhnliche Zuſammenkunft in der Tabagie ſein.
Dort, meinte Confuſelius, wuͤrde ſein Freund
der Branntweinbrenner wohl ſein Wort reden.
Deß-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#BUS">
          <p><pb facs="#f0082" n="76"/>
der Herren D. Kluge und R. Pu&#x0364;&#x017F;ter die Piecen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu le&#x017F;en wu&#x0364;n&#x017F;chten. Gleich nach dem Tag<lb/>
des Zanks hatten &#x017F;chon an die zehn vornehme Per-<lb/>
&#x017F;onen zu Herrn Bu&#x017F;ch ge&#x017F;chickt, und um Exem-<lb/>
larien bitten la&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ie gern bezahlten. An-<lb/>
fangs gab &#x017F;ie Bu&#x017F;ch fu&#x0364;r ein geringes hin; als aber<lb/>
der fu&#x0364;nfte Bediente kam, &#x017F;chlug er &#x017F;chon im Preis<lb/>
auf; und den andern Morgen ließ er kein Exemplar<lb/>
unter 1 thlr. 8 gr. Es wurden aber deren nur<lb/>
noch drei geholt. Nun wollte Bu&#x017F;ch gern den Preis<lb/>
wieder herunter&#x017F;etzen; allein die Stadt war mit den<lb/>
vierzehn Exemplarien hinla&#x0364;nglich ver&#x017F;ehen; denn ein<lb/>
jeder borgte das &#x017F;einige &#x017F;einen Bekannten.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es war die Ur&#x017F;ache des Lachens in der Zei-<lb/>
tungs-Expedition, und zugleich die Ur&#x017F;ache des<lb/>
Stehenbleibens auf den Straßen, wo Confu&#x017F;elius<lb/>
durchpa&#x017F;&#x017F;irte. Etliche muthwillige Knaben beglei-<lb/>
teten ihn &#x017F;ogar, und reeitirten die Titel &#x017F;einer Stu&#x0364;-<lb/>
cke. Der Magi&#x017F;ter &#x017F;ah &#x017F;ich um, gieng großmu&#x0364;thig<lb/>
&#x017F;eines Ganges fort, und dachte, das ko&#x0364;mmt alles<lb/>
von meinen Feinden; aber ihr &#x017F;ollt mir es &#x017F;chon<lb/>
zu rechter Zeit bu&#x0364;ßen.</p><lb/>
          <p>Auf den Abend de&#x017F;&#x017F;elben Tages &#x017F;ollte die ge-<lb/>
wo&#x0364;hnliche Zu&#x017F;ammenkunft in der Tabagie &#x017F;ein.<lb/>
Dort, meinte Confu&#x017F;elius, wu&#x0364;rde &#x017F;ein Freund<lb/>
der Branntweinbrenner wohl &#x017F;ein Wort reden.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Deß-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0082] der Herren D. Kluge und R. Puͤſter die Piecen ſelbſt zu leſen wuͤnſchten. Gleich nach dem Tag des Zanks hatten ſchon an die zehn vornehme Per- ſonen zu Herrn Buſch geſchickt, und um Exem- larien bitten laſſen, die ſie gern bezahlten. An- fangs gab ſie Buſch fuͤr ein geringes hin; als aber der fuͤnfte Bediente kam, ſchlug er ſchon im Preis auf; und den andern Morgen ließ er kein Exemplar unter 1 thlr. 8 gr. Es wurden aber deren nur noch drei geholt. Nun wollte Buſch gern den Preis wieder herunterſetzen; allein die Stadt war mit den vierzehn Exemplarien hinlaͤnglich verſehen; denn ein jeder borgte das ſeinige ſeinen Bekannten. Dieſes war die Urſache des Lachens in der Zei- tungs-Expedition, und zugleich die Urſache des Stehenbleibens auf den Straßen, wo Confuſelius durchpaſſirte. Etliche muthwillige Knaben beglei- teten ihn ſogar, und reeitirten die Titel ſeiner Stuͤ- cke. Der Magiſter ſah ſich um, gieng großmuͤthig ſeines Ganges fort, und dachte, das koͤmmt alles von meinen Feinden; aber ihr ſollt mir es ſchon zu rechter Zeit buͤßen. Auf den Abend deſſelben Tages ſollte die ge- woͤhnliche Zuſammenkunft in der Tabagie ſein. Dort, meinte Confuſelius, wuͤrde ſein Freund der Branntweinbrenner wohl ſein Wort reden. Deß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/82
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/82>, abgerufen am 23.11.2024.