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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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keit konnte er nicht machen: er versprach indessen,
sich anderwärts Mühe zu geben, und mit etlichen
Mitgliedern der Tabagie aus der Sache zu spre-
chen.

Das gab dem Magister einigen Trost; und
nun bat er nur den Branntweinbrenner um die
einzige Liebe, daß er ihm vor der Hand ein paar
Gulden vorschießen möchte, um die Anzeige von
seinen Theaterstücken in die Zeitungen setzen lassen
zu können, welches er bisher, gewiß auf Anstiften
seiner Feinde, nicht hätte erhalten können, ohne vor-
aus zu zahlen.

Der Branntweinbrenner ließ sich erbitten; und
der mehr als halb getröstete Dulder wandte, so
bald jener kaum fort war, etwas von den Paar
Gulden an, sich Zucker, Zimmt, Eier und Sem-
mel holen zu lassen, damit ihm seine Aufwärte-
rinn eine Weinsuppe machen könnte. Er hatte ein
Paar ganze Flaschen voll; also konnte ein großer
Topf voll gekocht werden. Er bat seinen Wirth,
einen Schuster, mit seiner Frau und seinem Soh-
ne, der den Studien gewidmet, und schon Prima-
ner war, zu Gaste, und ließ sogar noch etwas But-
ter und holländischen Käse holen, damit es an
nichts fehlen möchte. Zum Nachtische las er der
Gesellschaft alle drei Stücke, von denen er doch
als
keit konnte er nicht machen: er verſprach indeſſen,
ſich anderwaͤrts Muͤhe zu geben, und mit etlichen
Mitgliedern der Tabagie aus der Sache zu ſpre-
chen.

Das gab dem Magiſter einigen Troſt; und
nun bat er nur den Branntweinbrenner um die
einzige Liebe, daß er ihm vor der Hand ein paar
Gulden vorſchießen moͤchte, um die Anzeige von
ſeinen Theaterſtuͤcken in die Zeitungen ſetzen laſſen
zu koͤnnen, welches er bisher, gewiß auf Anſtiften
ſeiner Feinde, nicht haͤtte erhalten koͤnnen, ohne vor-
aus zu zahlen.

Der Branntweinbrenner ließ ſich erbitten; und
der mehr als halb getroͤſtete Dulder wandte, ſo
bald jener kaum fort war, etwas von den Paar
Gulden an, ſich Zucker, Zimmt, Eier und Sem-
mel holen zu laſſen, damit ihm ſeine Aufwaͤrte-
rinn eine Weinſuppe machen koͤnnte. Er hatte ein
Paar ganze Flaſchen voll; alſo konnte ein großer
Topf voll gekocht werden. Er bat ſeinen Wirth,
einen Schuſter, mit ſeiner Frau und ſeinem Soh-
ne, der den Studien gewidmet, und ſchon Prima-
ner war, zu Gaſte, und ließ ſogar noch etwas But-
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nichts fehlen moͤchte. Zum Nachtiſche las er der
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[73/0079] keit konnte er nicht machen: er verſprach indeſſen, ſich anderwaͤrts Muͤhe zu geben, und mit etlichen Mitgliedern der Tabagie aus der Sache zu ſpre- chen. Das gab dem Magiſter einigen Troſt; und nun bat er nur den Branntweinbrenner um die einzige Liebe, daß er ihm vor der Hand ein paar Gulden vorſchießen moͤchte, um die Anzeige von ſeinen Theaterſtuͤcken in die Zeitungen ſetzen laſſen zu koͤnnen, welches er bisher, gewiß auf Anſtiften ſeiner Feinde, nicht haͤtte erhalten koͤnnen, ohne vor- aus zu zahlen. Der Branntweinbrenner ließ ſich erbitten; und der mehr als halb getroͤſtete Dulder wandte, ſo bald jener kaum fort war, etwas von den Paar Gulden an, ſich Zucker, Zimmt, Eier und Sem- mel holen zu laſſen, damit ihm ſeine Aufwaͤrte- rinn eine Weinſuppe machen koͤnnte. Er hatte ein Paar ganze Flaſchen voll; alſo konnte ein großer Topf voll gekocht werden. Er bat ſeinen Wirth, einen Schuſter, mit ſeiner Frau und ſeinem Soh- ne, der den Studien gewidmet, und ſchon Prima- ner war, zu Gaſte, und ließ ſogar noch etwas But- ter und hollaͤndiſchen Kaͤſe holen, damit es an nichts fehlen moͤchte. Zum Nachtiſche las er der Geſellſchaft alle drei Stuͤcke, von denen er doch als

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/79>, abgerufen am 25.11.2024.