der Magister selbst sorgfältigst angemerkt hatte,) in den Wald geritten kommen mußte.
Der arme König David gieng mit seinem ge- treuen Häuflein zwar barfuß, aber doch mit der Kro- ne auf dem Haupt, über den Bach Kidron. Der Lästerer Simei warf ihn mit Steinen, und schimpfte -- alles, wie es geschrieben steht.
Zuletzt wurde, wie wir wissen, König David wieder eingesetzt; nun kam alles mit Trompeten und Pauken übers Theater gezogen, und ein He- rold rief aus: Der Gerechte überwindet seine Feinde, und Rebellen werden gestraft.
Jn der Tabagie hatte man diese beiden Stücke eben so bewundernswürdig gefunden, wie vorher die Nothzüchtigung und Heirath aus Zwang. Jeder Anwesende hatte es recht sehr ge- billigt, daß der Magister solche Meisterstücke, die ihn nicht nur berühmt machen, sondern ihm auch ein schönes Stück Geldes einbringen könnten, dem Schauspieldirector nicht für den Spottpreis von funfzig Thalern überlassen, sondern seine Meister- stücke lieber für eigne Rechnung drucken lassen wollte.
Confuselius mußte indessen mancherlei Finten aussinnen, aus wie vielen Orten her er zum Drucke seiner Werke aufgefodert würde, und woher ihm
die
der Magiſter ſelbſt ſorgfaͤltigſt angemerkt hatte,) in den Wald geritten kommen mußte.
Der arme Koͤnig David gieng mit ſeinem ge- treuen Haͤuflein zwar barfuß, aber doch mit der Kro- ne auf dem Haupt, uͤber den Bach Kidron. Der Laͤſterer Simei warf ihn mit Steinen, und ſchimpfte — alles, wie es geſchrieben ſteht.
Zuletzt wurde, wie wir wiſſen, Koͤnig David wieder eingeſetzt; nun kam alles mit Trompeten und Pauken uͤbers Theater gezogen, und ein He- rold rief aus: Der Gerechte uͤberwindet ſeine Feinde, und Rebellen werden geſtraft.
Jn der Tabagie hatte man dieſe beiden Stuͤcke eben ſo bewundernswuͤrdig gefunden, wie vorher die Nothzuͤchtigung und Heirath aus Zwang. Jeder Anweſende hatte es recht ſehr ge- billigt, daß der Magiſter ſolche Meiſterſtuͤcke, die ihn nicht nur beruͤhmt machen, ſondern ihm auch ein ſchoͤnes Stuͤck Geldes einbringen koͤnnten, dem Schauſpieldirector nicht fuͤr den Spottpreis von funfzig Thalern uͤberlaſſen, ſondern ſeine Meiſter- ſtuͤcke lieber fuͤr eigne Rechnung drucken laſſen wollte.
Confuſelius mußte indeſſen mancherlei Finten ausſinnen, aus wie vielen Orten her er zum Drucke ſeiner Werke aufgefodert wuͤrde, und woher ihm
die
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[57/0063]
der Magiſter ſelbſt ſorgfaͤltigſt angemerkt hatte,) in
den Wald geritten kommen mußte.
Der arme Koͤnig David gieng mit ſeinem ge-
treuen Haͤuflein zwar barfuß, aber doch mit der Kro-
ne auf dem Haupt, uͤber den Bach Kidron. Der
Laͤſterer Simei warf ihn mit Steinen, und ſchimpfte
— alles, wie es geſchrieben ſteht.
Zuletzt wurde, wie wir wiſſen, Koͤnig David
wieder eingeſetzt; nun kam alles mit Trompeten
und Pauken uͤbers Theater gezogen, und ein He-
rold rief aus: Der Gerechte uͤberwindet ſeine Feinde,
und Rebellen werden geſtraft.
Jn der Tabagie hatte man dieſe beiden Stuͤcke
eben ſo bewundernswuͤrdig gefunden, wie vorher
die Nothzuͤchtigung und Heirath aus
Zwang. Jeder Anweſende hatte es recht ſehr ge-
billigt, daß der Magiſter ſolche Meiſterſtuͤcke, die
ihn nicht nur beruͤhmt machen, ſondern ihm auch
ein ſchoͤnes Stuͤck Geldes einbringen koͤnnten, dem
Schauſpieldirector nicht fuͤr den Spottpreis von
funfzig Thalern uͤberlaſſen, ſondern ſeine Meiſter-
ſtuͤcke lieber fuͤr eigne Rechnung drucken laſſen
wollte.
Confuſelius mußte indeſſen mancherlei Finten
ausſinnen, aus wie vielen Orten her er zum Drucke
ſeiner Werke aufgefodert wuͤrde, und woher ihm
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/63>, abgerufen am 22.11.2024.
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