längern, wozu sie auch ein trefliches Mittel fand. Sie beschloß, eine Wäsche anzustellen, welche ei- nige Tage hinnahm, und wozu sie Gehülfen brauch- te; es kam eben nicht darauf an, dießmal mehr Leute, als sonst, bei dieser Arbeit anzustellen. Das ward also der Grenadierswitwe angetragen, und, wie man leicht denken kann, sehr gern angenom- men.
Während dieser Woche, (denn diese lange Zeit gehörte dazu, alles wieder in Ordnung zu bringen,) setzte sich Suschen nicht nur in der Gewogenheit, der Madame Schnitzerinn, sondern auch in ihrem Zutrauen fest. Sie war auch indessen mit dersel- ben einig worden, und nun ließ sie ihre Mutter allein abreisen, die denn ihre Reise um so vergnüg- ter fortsetzte, weil sie selbst ein Glück für ihre Toch- ter ahndete, und sie also der Frau Wirthinn mit Freuden überließ.
Suschen war kein häßliches Mädchen: auch war sie wohlgewachsen, flink und schnippisch, folg- lich ganz so, wie sie sich in einen Gasthof schickte. Damit sie nun dem Hause Ehre machen sollte, klei- dete die Frau Schnitzerinn sie recht artig heraus, ermahnte sie aber zugleich, sich so aufzuführen, daß sie ihre Wohlthaten an ihr verdoppeln könnte, und warnte sie besonders, wegen der Mannspersonen ja
auf
laͤngern, wozu ſie auch ein trefliches Mittel fand. Sie beſchloß, eine Waͤſche anzuſtellen, welche ei- nige Tage hinnahm, und wozu ſie Gehuͤlfen brauch- te; es kam eben nicht darauf an, dießmal mehr Leute, als ſonſt, bei dieſer Arbeit anzuſtellen. Das ward alſo der Grenadierswitwe angetragen, und, wie man leicht denken kann, ſehr gern angenom- men.
Waͤhrend dieſer Woche, (denn dieſe lange Zeit gehoͤrte dazu, alles wieder in Ordnung zu bringen,) ſetzte ſich Suschen nicht nur in der Gewogenheit, der Madame Schnitzerinn, ſondern auch in ihrem Zutrauen feſt. Sie war auch indeſſen mit derſel- ben einig worden, und nun ließ ſie ihre Mutter allein abreiſen, die denn ihre Reiſe um ſo vergnuͤg- ter fortſetzte, weil ſie ſelbſt ein Gluͤck fuͤr ihre Toch- ter ahndete, und ſie alſo der Frau Wirthinn mit Freuden uͤberließ.
Suschen war kein haͤßliches Maͤdchen: auch war ſie wohlgewachſen, flink und ſchnippiſch, folg- lich ganz ſo, wie ſie ſich in einen Gaſthof ſchickte. Damit ſie nun dem Hauſe Ehre machen ſollte, klei- dete die Frau Schnitzerinn ſie recht artig heraus, ermahnte ſie aber zugleich, ſich ſo aufzufuͤhren, daß ſie ihre Wohlthaten an ihr verdoppeln koͤnnte, und warnte ſie beſonders, wegen der Mannsperſonen ja
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laͤngern, wozu ſie auch ein trefliches Mittel fand.
Sie beſchloß, eine Waͤſche anzuſtellen, welche ei-
nige Tage hinnahm, und wozu ſie Gehuͤlfen brauch-
te; es kam eben nicht darauf an, dießmal mehr
Leute, als ſonſt, bei dieſer Arbeit anzuſtellen. Das
ward alſo der Grenadierswitwe angetragen, und,
wie man leicht denken kann, ſehr gern angenom-
men.
Waͤhrend dieſer Woche, (denn dieſe lange Zeit
gehoͤrte dazu, alles wieder in Ordnung zu bringen,)
ſetzte ſich Suschen nicht nur in der Gewogenheit,
der Madame Schnitzerinn, ſondern auch in ihrem
Zutrauen feſt. Sie war auch indeſſen mit derſel-
ben einig worden, und nun ließ ſie ihre Mutter
allein abreiſen, die denn ihre Reiſe um ſo vergnuͤg-
ter fortſetzte, weil ſie ſelbſt ein Gluͤck fuͤr ihre Toch-
ter ahndete, und ſie alſo der Frau Wirthinn mit
Freuden uͤberließ.
Suschen war kein haͤßliches Maͤdchen: auch
war ſie wohlgewachſen, flink und ſchnippiſch, folg-
lich ganz ſo, wie ſie ſich in einen Gaſthof ſchickte.
Damit ſie nun dem Hauſe Ehre machen ſollte, klei-
dete die Frau Schnitzerinn ſie recht artig heraus,
ermahnte ſie aber zugleich, ſich ſo aufzufuͤhren, daß
ſie ihre Wohlthaten an ihr verdoppeln koͤnnte, und
warnte ſie beſonders, wegen der Mannsperſonen ja
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/42>, abgerufen am 23.11.2024.
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