Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
te, hätte es nicht Sünde, wenn er ihn nur auf ei- ne sanfte Art aus der Welt schafte. Zwar fürchte- te sie sich, wie ich schon einmal gesagt, vor Gespen- stern und schauderte, wenn sie daran dachte, daß Schnitzer, wenn sie ihn in die Arme des Todes lie- ferte, ihr drohend erscheinen könnte; doch sie dach- te wieder au seine Trägheit, und hofte, er werde den weiten Weg aus den Gefilden der Ewigkeit, wo es ihm recht wohl gehn würde, weil er ein guter christlicher Tropf wär, nicht zurückmachen wollen. Als dies alles wohl bedacht und so meist zum festen Entschluß geworden war, überlegte sie ferner, daß es ihr nichts helfen könnte, wenn sie Schnitzer nicht vorher zur Universalerbinn bestätigte, welches noch nicht geschehn war, aber nun durchaus geschehn mußte. Von der Zeit an nahm sie das Werk vor und begann es mit Schmeicheln, entzog sich zuwei- len allen andern Vergnügen und Beschäftigungen und brachte ein Stündchen mit ihrem Mann allein zu. Sie sagte ihm, daß sie fürchtete bei dieser Niederkunft zu sterben, bezeigte ihre Reue, daß sie ihn in der Hitze zuweilen beleidigt hätte und bat mit verstellten Thränen um Vergebung. Schni- tzer war ganz Wehmuth, er wollte von keiner em- pfangenen Beleidigung wissen und von dem Tode seines trauten Suschens nichts hören. "Ach, sagte sie
te, haͤtte es nicht Suͤnde, wenn er ihn nur auf ei- ne ſanfte Art aus der Welt ſchafte. Zwar fuͤrchte- te ſie ſich, wie ich ſchon einmal geſagt, vor Geſpen- ſtern und ſchauderte, wenn ſie daran dachte, daß Schnitzer, wenn ſie ihn in die Arme des Todes lie- ferte, ihr drohend erſcheinen koͤnnte; doch ſie dach- te wieder au ſeine Traͤgheit, und hofte, er werde den weiten Weg aus den Gefilden der Ewigkeit, wo es ihm recht wohl gehn wuͤrde, weil er ein guter chriſtlicher Tropf waͤr, nicht zuruͤckmachen wollen. Als dies alles wohl bedacht und ſo meiſt zum feſten Entſchluß geworden war, uͤberlegte ſie ferner, daß es ihr nichts helfen koͤnnte, wenn ſie Schnitzer nicht vorher zur Univerſalerbinn beſtaͤtigte, welches noch nicht geſchehn war, aber nun durchaus geſchehn mußte. Von der Zeit an nahm ſie das Werk vor und begann es mit Schmeicheln, entzog ſich zuwei- len allen andern Vergnuͤgen und Beſchaͤftigungen und brachte ein Stuͤndchen mit ihrem Mann allein zu. Sie ſagte ihm, daß ſie fuͤrchtete bei dieſer Niederkunft zu ſterben, bezeigte ihre Reue, daß ſie ihn in der Hitze zuweilen beleidigt haͤtte und bat mit verſtellten Thraͤnen um Vergebung. Schni- tzer war ganz Wehmuth, er wollte von keiner em- pfangenen Beleidigung wiſſen und von dem Tode ſeines trauten Suschens nichts hoͤren. „Ach, ſagte ſie
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te, haͤtte es nicht Suͤnde, wenn er ihn nur auf ei-
ne ſanfte Art aus der Welt ſchafte. Zwar fuͤrchte-
te ſie ſich, wie ich ſchon einmal geſagt, vor Geſpen-
ſtern und ſchauderte, wenn ſie daran dachte, daß
Schnitzer, wenn ſie ihn in die Arme des Todes lie-
ferte, ihr drohend erſcheinen koͤnnte; doch ſie dach-
te wieder au ſeine Traͤgheit, und hofte, er werde
den weiten Weg aus den Gefilden der Ewigkeit, wo
es ihm recht wohl gehn wuͤrde, weil er ein guter
chriſtlicher Tropf waͤr, nicht zuruͤckmachen wollen.
Als dies alles wohl bedacht und ſo meiſt zum
feſten Entſchluß geworden war, uͤberlegte ſie ferner,
daß es ihr nichts helfen koͤnnte, wenn ſie Schnitzer
nicht vorher zur Univerſalerbinn beſtaͤtigte, welches
noch nicht geſchehn war, aber nun durchaus geſchehn
mußte. Von der Zeit an nahm ſie das Werk vor
und begann es mit Schmeicheln, entzog ſich zuwei-
len allen andern Vergnuͤgen und Beſchaͤftigungen
und brachte ein Stuͤndchen mit ihrem Mann allein
zu. Sie ſagte ihm, daß ſie fuͤrchtete bei dieſer
Niederkunft zu ſterben, bezeigte ihre Reue, daß
ſie ihn in der Hitze zuweilen beleidigt haͤtte und bat
mit verſtellten Thraͤnen um Vergebung. Schni-
tzer war ganz Wehmuth, er wollte von keiner em-
pfangenen Beleidigung wiſſen und von dem Tode
ſeines trauten Suschens nichts hoͤren. „Ach, ſagte
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