ter und Mütter, Ehemänner und Weiber nichts wissen dürfen. Da sie nichts darunter litt' und mit der Höflichkeit, die man ihr allgemein er- wieß, zufrieden war, brachte der Gefallen, wel- chen sie selbst an heimlichen Ergötzungen fand, den großmüthigen Entschluß bei ihr zu Wege, von allem, was sie wußte, nichts zu verrathen.
Sie hatte sich, um dem Baron Treff zu beweisen, daß es eben nicht auf ihn allein an- käme, gleichfalls mit einem Verehrer vorsorgt, welcher noch darzu so gut als er ein Edelmann war, dieser glaubte einer hübschen Frau Kriegs- räthinn, die auch immer sehr elegant auftrat, wohl öffentlich den Hof machen zu können, wor- auf sich diese nicht wenig zu Gute that, und ihm die heimlichen Besuche, die er ihr zu geben wünschte, gern gestattete.
Doch ihr treues Herz hieng, ohne daß sie diese neue Liebe vernachlässigte, noch zu sehr an dem Baron Treff, als daß sie ihm, wenn er und wenn sie abkommen konnte, kleine Vergün- stigungen hätte versagen sollen. Jn solchen Stunden stattete sie ihm Bericht von allem ab, was sie die in P. befindlichen Personen betreffend, erfahren hatte, und da sie vorzüglich beflissen gewesen war, sich über Leben, Thaten und
Geld-
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ter und Muͤtter, Ehemaͤnner und Weiber nichts wiſſen duͤrfen. Da ſie nichts darunter litt’ und mit der Hoͤflichkeit, die man ihr allgemein er- wieß, zufrieden war, brachte der Gefallen, wel- chen ſie ſelbſt an heimlichen Ergoͤtzungen fand, den großmuͤthigen Entſchluß bei ihr zu Wege, von allem, was ſie wußte, nichts zu verrathen.
Sie hatte ſich, um dem Baron Treff zu beweiſen, daß es eben nicht auf ihn allein an- kaͤme, gleichfalls mit einem Verehrer vorſorgt, welcher noch darzu ſo gut als er ein Edelmann war, dieſer glaubte einer huͤbſchen Frau Kriegs- raͤthinn, die auch immer ſehr elegant auftrat, wohl oͤffentlich den Hof machen zu koͤnnen, wor- auf ſich dieſe nicht wenig zu Gute that, und ihm die heimlichen Beſuche, die er ihr zu geben wuͤnſchte, gern geſtattete.
Doch ihr treues Herz hieng, ohne daß ſie dieſe neue Liebe vernachlaͤſſigte, noch zu ſehr an dem Baron Treff, als daß ſie ihm, wenn er und wenn ſie abkommen konnte, kleine Verguͤn- ſtigungen haͤtte verſagen ſollen. Jn ſolchen Stunden ſtattete ſie ihm Bericht von allem ab, was ſie die in P. befindlichen Perſonen betreffend, erfahren hatte, und da ſie vorzuͤglich befliſſen geweſen war, ſich uͤber Leben, Thaten und
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ter und Muͤtter, Ehemaͤnner und Weiber nichts
wiſſen duͤrfen. Da ſie nichts darunter litt’ und
mit der Hoͤflichkeit, die man ihr allgemein er-
wieß, zufrieden war, brachte der Gefallen, wel-
chen ſie ſelbſt an heimlichen Ergoͤtzungen fand,
den großmuͤthigen Entſchluß bei ihr zu Wege,
von allem, was ſie wußte, nichts zu verrathen.
Sie hatte ſich, um dem Baron Treff zu
beweiſen, daß es eben nicht auf ihn allein an-
kaͤme, gleichfalls mit einem Verehrer vorſorgt,
welcher noch darzu ſo gut als er ein Edelmann
war, dieſer glaubte einer huͤbſchen Frau Kriegs-
raͤthinn, die auch immer ſehr elegant auftrat,
wohl oͤffentlich den Hof machen zu koͤnnen, wor-
auf ſich dieſe nicht wenig zu Gute that, und ihm
die heimlichen Beſuche, die er ihr zu geben
wuͤnſchte, gern geſtattete.
Doch ihr treues Herz hieng, ohne daß ſie
dieſe neue Liebe vernachlaͤſſigte, noch zu ſehr an
dem Baron Treff, als daß ſie ihm, wenn er
und wenn ſie abkommen konnte, kleine Verguͤn-
ſtigungen haͤtte verſagen ſollen. Jn ſolchen
Stunden ſtattete ſie ihm Bericht von allem ab,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/375>, abgerufen am 27.11.2024.
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