Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
er von ihm zu Hause kam; that auch, als wär' er bereit, es noch weiter zu suchen, wenn sie nicht et- wa fände, daß es nur neues Aufsehn machte. Sie hatte diese Ueberlegungen selbst gemacht und bei sich beschlossen, an Buschen und seiner Braut im Stillen Rache zu nehmen. Demnach war sie ganz der Meinung ihres Mannes, mit dem sie noch eine Weile ziemlich leidlich verfuhr. Auch Felßen schien sie zu vergessen, so sehr Haß und Verach- tung dieses Mannes wieder in ihrem Herzen Platz genommen hatte. Sie vergaß mit einem Wort alles andere bei der Wuth, welche sie auf Sophie Rosenberg hatte. Allen, die sie in ihren Wochen besuchten, erzählte sie Schand- und Schmähge- schichten von ihr, einige wußten Anekdoten von Sophien, diese drehte und kehrte sie denn so lange, bis es ehrlose Begebenheiten waren, und so theil- te sie es wieder andern mit. Die Fanchon, wel- che, nachdem sie den unglücklichen Zufall verur- sacht hatte, ihre beflissendste Wärterinn war, half ihr zur Entschädigung treulich in den Erfindungen, Sophien, so wie auch Buschen betreffend, und so trat dieses Paar mit einer Last von Verleumdun- gen beladen in den Ehestand. Daß Sophie zwei Kinder gehabt, und es mit einem verehligten Manne gehalten, daß sie so wohl wie Albrecht eine
er von ihm zu Hauſe kam; that auch, als waͤr’ er bereit, es noch weiter zu ſuchen, wenn ſie nicht et- wa faͤnde, daß es nur neues Aufſehn machte. Sie hatte dieſe Ueberlegungen ſelbſt gemacht und bei ſich beſchloſſen, an Buſchen und ſeiner Braut im Stillen Rache zu nehmen. Demnach war ſie ganz der Meinung ihres Mannes, mit dem ſie noch eine Weile ziemlich leidlich verfuhr. Auch Felßen ſchien ſie zu vergeſſen, ſo ſehr Haß und Verach- tung dieſes Mannes wieder in ihrem Herzen Platz genommen hatte. Sie vergaß mit einem Wort alles andere bei der Wuth, welche ſie auf Sophie Roſenberg hatte. Allen, die ſie in ihren Wochen beſuchten, erzaͤhlte ſie Schand- und Schmaͤhge- ſchichten von ihr, einige wußten Anekdoten von Sophien, dieſe drehte und kehrte ſie denn ſo lange, bis es ehrloſe Begebenheiten waren, und ſo theil- te ſie es wieder andern mit. Die Fanchon, wel- che, nachdem ſie den ungluͤcklichen Zufall verur- ſacht hatte, ihre befliſſendſte Waͤrterinn war, half ihr zur Entſchaͤdigung treulich in den Erfindungen, Sophien, ſo wie auch Buſchen betreffend, und ſo trat dieſes Paar mit einer Laſt von Verleumdun- gen beladen in den Eheſtand. Daß Sophie zwei Kinder gehabt, und es mit einem verehligten Manne gehalten, daß ſie ſo wohl wie Albrecht eine
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er von ihm zu Hauſe kam; that auch, als waͤr’ er
bereit, es noch weiter zu ſuchen, wenn ſie nicht et-
wa faͤnde, daß es nur neues Aufſehn machte. Sie
hatte dieſe Ueberlegungen ſelbſt gemacht und bei
ſich beſchloſſen, an Buſchen und ſeiner Braut im
Stillen Rache zu nehmen. Demnach war ſie ganz
der Meinung ihres Mannes, mit dem ſie noch
eine Weile ziemlich leidlich verfuhr. Auch Felßen
ſchien ſie zu vergeſſen, ſo ſehr Haß und Verach-
tung dieſes Mannes wieder in ihrem Herzen Platz
genommen hatte. Sie vergaß mit einem Wort
alles andere bei der Wuth, welche ſie auf Sophie
Roſenberg hatte. Allen, die ſie in ihren Wochen
beſuchten, erzaͤhlte ſie Schand- und Schmaͤhge-
ſchichten von ihr, einige wußten Anekdoten von
Sophien, dieſe drehte und kehrte ſie denn ſo lange,
bis es ehrloſe Begebenheiten waren, und ſo theil-
te ſie es wieder andern mit. Die Fanchon, wel-
che, nachdem ſie den ungluͤcklichen Zufall verur-
ſacht hatte, ihre befliſſendſte Waͤrterinn war, half
ihr zur Entſchaͤdigung treulich in den Erfindungen,
Sophien, ſo wie auch Buſchen betreffend, und
ſo trat dieſes Paar mit einer Laſt von Verleumdun-
gen beladen in den Eheſtand. Daß Sophie zwei
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