Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Treff sogleich aufsuchen wollte, aber seine Festig-
keit kam sogleich zurück und mit der gewöhnlichen
Kaltblütigkeit sagte er: "Darüber muß ich nun
freilich nachdrücklich bei dem Herrn Baron anfra-
gen, und wo halten Sie dafür, daß es geschehen
könne, damit es die schnellste Wirkung in Anse-
hung anderer thue? "Albrecht schlug ein häufig be-
suchtes Caffeehaus vor, wo Treff täglich einmal
und zwar immer um die Stunde, wo die Ver-
sammlung am zahlreichsten wäre, hinzukommen
pflegte.

Um 6 Uhr des nemlichen Nachmittags siellte
sich Busch, um von dem bevorstehenden Auftritte
nichts zu verlieren, dort ein und bald nach ihm
erschien Felß, grüßte mit seiner unnachahmlichen
Würde die Gesellschaft, und gieng mäßig geschwind
an den Baron Treff heran. Er war weder mit
einem Degen, noch mit einem Stock, aber
mit einem Blick bewaffnet, der den Baron mitten
ins Herz traf, indem der Teufelsmann sagte:
"Man will wissen, daß Sie das hiesige Publikum
wollten glauben lassen, Sie hätten mich wie einen
Buben behandelt -- wennsollte dies geschehen sein,
und bei welchem Anlaß? Jch muß auf kurze Beant-
wortung dieser Fragen dringen."

Der
Treff ſogleich aufſuchen wollte, aber ſeine Feſtig-
keit kam ſogleich zuruͤck und mit der gewoͤhnlichen
Kaltbluͤtigkeit ſagte er: „Daruͤber muß ich nun
freilich nachdruͤcklich bei dem Herrn Baron anfra-
gen, und wo halten Sie dafuͤr, daß es geſchehen
koͤnne, damit es die ſchnellſte Wirkung in Anſe-
hung anderer thue? „Albrecht ſchlug ein haͤufig be-
ſuchtes Caffeehaus vor, wo Treff taͤglich einmal
und zwar immer um die Stunde, wo die Ver-
ſammlung am zahlreichſten waͤre, hinzukommen
pflegte.

Um 6 Uhr des nemlichen Nachmittags ſiellte
ſich Buſch, um von dem bevorſtehenden Auftritte
nichts zu verlieren, dort ein und bald nach ihm
erſchien Felß, gruͤßte mit ſeiner unnachahmlichen
Wuͤrde die Geſellſchaft, und gieng maͤßig geſchwind
an den Baron Treff heran. Er war weder mit
einem Degen, noch mit einem Stock, aber
mit einem Blick bewaffnet, der den Baron mitten
ins Herz traf, indem der Teufelsmann ſagte:
„Man will wiſſen, daß Sie das hieſige Publikum
wollten glauben laſſen, Sie haͤtten mich wie einen
Buben behandelt — wennſollte dies geſchehen ſein,
und bei welchem Anlaß? Jch muß auf kurze Beant-
wortung dieſer Fragen dringen.“

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#POST">
          <p><pb facs="#f0321" n="315"/>
Treff &#x017F;ogleich auf&#x017F;uchen wollte, aber &#x017F;eine Fe&#x017F;tig-<lb/>
keit kam &#x017F;ogleich zuru&#x0364;ck und mit der gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Kaltblu&#x0364;tigkeit &#x017F;agte er: &#x201E;Daru&#x0364;ber muß ich nun<lb/>
freilich nachdru&#x0364;cklich bei dem Herrn Baron anfra-<lb/>
gen, und wo halten Sie dafu&#x0364;r, daß es ge&#x017F;chehen<lb/>
ko&#x0364;nne, damit es die &#x017F;chnell&#x017F;te Wirkung in An&#x017F;e-<lb/>
hung anderer thue? &#x201E;Albrecht &#x017F;chlug ein ha&#x0364;ufig be-<lb/>
&#x017F;uchtes Caffeehaus vor, wo Treff ta&#x0364;glich einmal<lb/>
und zwar immer um die Stunde, wo die Ver-<lb/>
&#x017F;ammlung am zahlreich&#x017F;ten wa&#x0364;re, hinzukommen<lb/>
pflegte.</p><lb/>
          <p>Um 6 Uhr des nemlichen Nachmittags &#x017F;iellte<lb/>
&#x017F;ich Bu&#x017F;ch, um von dem bevor&#x017F;tehenden Auftritte<lb/>
nichts zu verlieren, dort ein und bald nach ihm<lb/>
er&#x017F;chien Felß, gru&#x0364;ßte mit &#x017F;einer unnachahmlichen<lb/>
Wu&#x0364;rde die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, und gieng ma&#x0364;ßig ge&#x017F;chwind<lb/>
an den Baron Treff heran. Er war weder mit<lb/>
einem Degen, noch mit einem Stock, aber<lb/>
mit einem Blick bewaffnet, der den Baron mitten<lb/>
ins Herz traf, indem der Teufelsmann &#x017F;agte:<lb/>
&#x201E;Man will wi&#x017F;&#x017F;en, daß Sie das hie&#x017F;ige Publikum<lb/>
wollten glauben la&#x017F;&#x017F;en, Sie ha&#x0364;tten mich wie einen<lb/>
Buben behandelt &#x2014; wenn&#x017F;ollte dies ge&#x017F;chehen &#x017F;ein,<lb/>
und bei welchem Anlaß? Jch muß auf kurze Beant-<lb/>
wortung die&#x017F;er Fragen dringen.&#x201C;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0321] Treff ſogleich aufſuchen wollte, aber ſeine Feſtig- keit kam ſogleich zuruͤck und mit der gewoͤhnlichen Kaltbluͤtigkeit ſagte er: „Daruͤber muß ich nun freilich nachdruͤcklich bei dem Herrn Baron anfra- gen, und wo halten Sie dafuͤr, daß es geſchehen koͤnne, damit es die ſchnellſte Wirkung in Anſe- hung anderer thue? „Albrecht ſchlug ein haͤufig be- ſuchtes Caffeehaus vor, wo Treff taͤglich einmal und zwar immer um die Stunde, wo die Ver- ſammlung am zahlreichſten waͤre, hinzukommen pflegte. Um 6 Uhr des nemlichen Nachmittags ſiellte ſich Buſch, um von dem bevorſtehenden Auftritte nichts zu verlieren, dort ein und bald nach ihm erſchien Felß, gruͤßte mit ſeiner unnachahmlichen Wuͤrde die Geſellſchaft, und gieng maͤßig geſchwind an den Baron Treff heran. Er war weder mit einem Degen, noch mit einem Stock, aber mit einem Blick bewaffnet, der den Baron mitten ins Herz traf, indem der Teufelsmann ſagte: „Man will wiſſen, daß Sie das hieſige Publikum wollten glauben laſſen, Sie haͤtten mich wie einen Buben behandelt — wennſollte dies geſchehen ſein, und bei welchem Anlaß? Jch muß auf kurze Beant- wortung dieſer Fragen dringen.“ Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/321
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/321>, abgerufen am 06.06.2024.