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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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einer Art von Versuch hier Dispensation zu er-
langen benahm, sah Schnitzer wohl, daß er
nachgeben müßte.

Sie that, seit sie nun ihrer Hoffnung gewiß
worden, ungemein zärtlich, indem sie glaubte,
dies gehöre zum Vornehmsein, es mußte sogleich
ein Arzt angenommen werden, der bei jedem
Einfall der Dame gerufen wurde; fand dieser
den gefährlichen Zufall nicht, den sie sich einbil-
dete, oder einzubilden vorgab, so ward er ziem-
lich trocken behandelt, ward hinter dem Rücken
geschimpft; sie bestand auf einem andern Arzt,
der denn auch geholt werden mußte, indem der
vorige bezahlt, und ihm angekündigt ward, daß
man ihn nicht weiter brauchte. Mamsell Fan-
chon ward zum Voraus zur Pflegerinn im Wo-
chenbette, so wie zur Gouvernante des jungen
Pflänzchens ernannt und hatte schon jetzt alle
Hände voll zu thun, um das Kinderzeug, den
Wochenstaat und das Wochenzimmer nach vor-
nehmer Art einzurichten. Schnitzer mußte täg-
lich Geld dazu hergeben. Fiel ihr ein, eine Speise
oder Frucht, die nicht in der Stadt zu haben war,
zu essen, so mußte Schnitzer Staffetten von zehn, ja
weit mehr Meilen darnach schicken. Da sie eigent-
lich genaue Wirthinn war, hätte sie sich das Geld,

was

einer Art von Verſuch hier Diſpenſation zu er-
langen benahm, ſah Schnitzer wohl, daß er
nachgeben muͤßte.

Sie that, ſeit ſie nun ihrer Hoffnung gewiß
worden, ungemein zaͤrtlich, indem ſie glaubte,
dies gehoͤre zum Vornehmſein, es mußte ſogleich
ein Arzt angenommen werden, der bei jedem
Einfall der Dame gerufen wurde; fand dieſer
den gefaͤhrlichen Zufall nicht, den ſie ſich einbil-
dete, oder einzubilden vorgab, ſo ward er ziem-
lich trocken behandelt, ward hinter dem Ruͤcken
geſchimpft; ſie beſtand auf einem andern Arzt,
der denn auch geholt werden mußte, indem der
vorige bezahlt, und ihm angekuͤndigt ward, daß
man ihn nicht weiter brauchte. Mamſell Fan-
chon ward zum Voraus zur Pflegerinn im Wo-
chenbette, ſo wie zur Gouvernante des jungen
Pflaͤnzchens ernannt und hatte ſchon jetzt alle
Haͤnde voll zu thun, um das Kinderzeug, den
Wochenſtaat und das Wochenzimmer nach vor-
nehmer Art einzurichten. Schnitzer mußte taͤg-
lich Geld dazu hergeben. Fiel ihr ein, eine Speiſe
oder Frucht, die nicht in der Stadt zu haben war,
zu eſſen, ſo mußte Schnitzer Staffetten von zehn, ja
weit mehr Meilen darnach ſchicken. Da ſie eigent-
lich genaue Wirthinn war, haͤtte ſie ſich das Geld,

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[274/0280] einer Art von Verſuch hier Diſpenſation zu er- langen benahm, ſah Schnitzer wohl, daß er nachgeben muͤßte. Sie that, ſeit ſie nun ihrer Hoffnung gewiß worden, ungemein zaͤrtlich, indem ſie glaubte, dies gehoͤre zum Vornehmſein, es mußte ſogleich ein Arzt angenommen werden, der bei jedem Einfall der Dame gerufen wurde; fand dieſer den gefaͤhrlichen Zufall nicht, den ſie ſich einbil- dete, oder einzubilden vorgab, ſo ward er ziem- lich trocken behandelt, ward hinter dem Ruͤcken geſchimpft; ſie beſtand auf einem andern Arzt, der denn auch geholt werden mußte, indem der vorige bezahlt, und ihm angekuͤndigt ward, daß man ihn nicht weiter brauchte. Mamſell Fan- chon ward zum Voraus zur Pflegerinn im Wo- chenbette, ſo wie zur Gouvernante des jungen Pflaͤnzchens ernannt und hatte ſchon jetzt alle Haͤnde voll zu thun, um das Kinderzeug, den Wochenſtaat und das Wochenzimmer nach vor- nehmer Art einzurichten. Schnitzer mußte taͤg- lich Geld dazu hergeben. Fiel ihr ein, eine Speiſe oder Frucht, die nicht in der Stadt zu haben war, zu eſſen, ſo mußte Schnitzer Staffetten von zehn, ja weit mehr Meilen darnach ſchicken. Da ſie eigent- lich genaue Wirthinn war, haͤtte ſie ſich das Geld, was

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/280>, abgerufen am 22.11.2024.