Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
wehrt sich gewiß und ist größer und stärker als Treff. Bis dahin war Johann Jacob mit seinem Gedankengespräch, als gepocht ward und niemand anders eintrat als Felß. Schnitzer erschrak, aber einen Augenblick darauf freute er sich, seinen Freund heiter und munter vor sich zu sehn, es mochte also seiner Meinung nach mit den Prügeln nicht arg ge- wesen, oder es würde gar in der Güte abgegan- gen sein. Felß hatte ein Buch nöthig, welches sich von ohngefähr unter Schnitzers Büchersamm- lung eingefunden hatte, dies war dem ersten bekannt und jetzt kam er, sichs auszubitten. Gern, gern, sagte Schnitzer und schätzte sich glücklich ein Werk zu besitzen, in dem ein so gelehrter Mann etwas nachschlagen wollte. Felßens Stunden waren kost- bar, er machte Miene, sich nicht lang aufhalten zu wollen; Schnitzer aber wollte ihn doch nicht gern weglassen, ohne erfahren zu haben, wie es mit Treffen abgelaufen wär. Jst, sagte er, der Baron Treff bei Jhnen gewesen? "Nein, versetzte Felß," aber er hat mich in einem Billet beschuldigt, daß ich ihn falscher Kunstgriffe im Spiel geziehn hät- te, und wollte daß ich ihm den nennen sollte der mir so was gesagt hätte. Wie komm ich doch in ein solches Gewäsche, da ich mit keinem Menschen der-
wehrt ſich gewiß und iſt groͤßer und ſtaͤrker als Treff. Bis dahin war Johann Jacob mit ſeinem Gedankengeſpraͤch, als gepocht ward und niemand anders eintrat als Felß. Schnitzer erſchrak, aber einen Augenblick darauf freute er ſich, ſeinen Freund heiter und munter vor ſich zu ſehn, es mochte alſo ſeiner Meinung nach mit den Pruͤgeln nicht arg ge- weſen, oder es wuͤrde gar in der Guͤte abgegan- gen ſein. Felß hatte ein Buch noͤthig, welches ſich von ohngefaͤhr unter Schnitzers Buͤcherſamm- lung eingefunden hatte, dies war dem erſten bekannt und jetzt kam er, ſichs auszubitten. Gern, gern, ſagte Schnitzer und ſchaͤtzte ſich gluͤcklich ein Werk zu beſitzen, in dem ein ſo gelehrter Mann etwas nachſchlagen wollte. Felßens Stunden waren koſt- bar, er machte Miene, ſich nicht lang aufhalten zu wollen; Schnitzer aber wollte ihn doch nicht gern weglaſſen, ohne erfahren zu haben, wie es mit Treffen abgelaufen waͤr. Jſt, ſagte er, der Baron Treff bei Jhnen geweſen? „Nein, verſetzte Felß,“ aber er hat mich in einem Billet beſchuldigt, daß ich ihn falſcher Kunſtgriffe im Spiel geziehn haͤt- te, und wollte daß ich ihm den nennen ſollte der mir ſo was geſagt haͤtte. Wie komm ich doch in ein ſolches Gewaͤſche, da ich mit keinem Menſchen der-
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wehrt ſich gewiß und iſt groͤßer und ſtaͤrker als
Treff.
Bis dahin war Johann Jacob mit ſeinem
Gedankengeſpraͤch, als gepocht ward und niemand
anders eintrat als Felß. Schnitzer erſchrak, aber
einen Augenblick darauf freute er ſich, ſeinen Freund
heiter und munter vor ſich zu ſehn, es mochte alſo
ſeiner Meinung nach mit den Pruͤgeln nicht arg ge-
weſen, oder es wuͤrde gar in der Guͤte abgegan-
gen ſein. Felß hatte ein Buch noͤthig, welches
ſich von ohngefaͤhr unter Schnitzers Buͤcherſamm-
lung eingefunden hatte, dies war dem erſten bekannt
und jetzt kam er, ſichs auszubitten. Gern, gern,
ſagte Schnitzer und ſchaͤtzte ſich gluͤcklich ein Werk
zu beſitzen, in dem ein ſo gelehrter Mann etwas
nachſchlagen wollte. Felßens Stunden waren koſt-
bar, er machte Miene, ſich nicht lang aufhalten zu
wollen; Schnitzer aber wollte ihn doch nicht gern
weglaſſen, ohne erfahren zu haben, wie es mit
Treffen abgelaufen waͤr. Jſt, ſagte er, der Baron
Treff bei Jhnen geweſen? „Nein, verſetzte Felß,“
aber er hat mich in einem Billet beſchuldigt, daß
ich ihn falſcher Kunſtgriffe im Spiel geziehn haͤt-
te, und wollte daß ich ihm den nennen ſollte der
mir ſo was geſagt haͤtte. Wie komm ich doch in ein
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