Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Quartier wohl zehnmal gehört, daß es ein solches
Thier wäre, worauf er ritt,) zur Rede gesetzt.

Jch habe das auch gehört, sagte Albrecht;
und ich würde über den dummen Streich des Pfer-
deverleihers erschrocken sein, wenn ich nicht wüß-
te, daß itzt in den größten Städten wohl Fürsten
und Grafen auf Mauleseln reiten. Das geschieht,
weil sie sanfter gehn, und es ein morgenländischer
Staat ist.

Das ließ also der Magister gelten, aber nun
wegen der Knaben?

Herr, sagte Albrecht, hierüber können Sie
nicht anders als sehr zufrieden sein, weil es ein
Beweis von der Achtung der Stadt ist: denn so
viel ich weis, hat niemand die Knaben angestellt;
sie haben Jhnen diese Ehre angethan, weil sie Jh-
ren Ruhm von allen Menschen gehört haben. Die
Menge der übrigen Begleiter darf Sie auch nicht
verdrüßen; sonst müßten es große Fürsten ebenfalls
übel nehmen, wenn bei ihrer Ankunft in einer
Stadt alles Volk neben ihnen herläuft -- Nein,
Herr Magister, Sie sind ein wunderlicher Mann,
dem nichts recht ist.

Confuselius bat vielmals um Verzeihung,
wenn er einen so lieben Freund mit unnöthigen
Klagen, die seine Hypochondrie ausheckte, zur
Last
J 2
Quartier wohl zehnmal gehoͤrt, daß es ein ſolches
Thier waͤre, worauf er ritt,) zur Rede geſetzt.

Jch habe das auch gehoͤrt, ſagte Albrecht;
und ich wuͤrde uͤber den dummen Streich des Pfer-
deverleihers erſchrocken ſein, wenn ich nicht wuͤß-
te, daß itzt in den groͤßten Staͤdten wohl Fuͤrſten
und Grafen auf Mauleſeln reiten. Das geſchieht,
weil ſie ſanfter gehn, und es ein morgenlaͤndiſcher
Staat iſt.

Das ließ alſo der Magiſter gelten, aber nun
wegen der Knaben?

Herr, ſagte Albrecht, hieruͤber koͤnnen Sie
nicht anders als ſehr zufrieden ſein, weil es ein
Beweis von der Achtung der Stadt iſt: denn ſo
viel ich weis, hat niemand die Knaben angeſtellt;
ſie haben Jhnen dieſe Ehre angethan, weil ſie Jh-
ren Ruhm von allen Menſchen gehoͤrt haben. Die
Menge der uͤbrigen Begleiter darf Sie auch nicht
verdruͤßen; ſonſt muͤßten es große Fuͤrſten ebenfalls
uͤbel nehmen, wenn bei ihrer Ankunft in einer
Stadt alles Volk neben ihnen herlaͤuft — Nein,
Herr Magiſter, Sie ſind ein wunderlicher Mann,
dem nichts recht iſt.

Confuſelius bat vielmals um Verzeihung,
wenn er einen ſo lieben Freund mit unnoͤthigen
Klagen, die ſeine Hypochondrie ausheckte, zur
Laſt
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <p><pb facs="#f0137" n="131"/>
Quartier wohl zehnmal geho&#x0364;rt, daß es ein &#x017F;olches<lb/>
Thier wa&#x0364;re, worauf er ritt,) zur Rede ge&#x017F;etzt.</p><lb/>
          <p>Jch habe das auch geho&#x0364;rt, &#x017F;agte Albrecht;<lb/>
und ich wu&#x0364;rde u&#x0364;ber den dummen Streich des Pfer-<lb/>
deverleihers er&#x017F;chrocken &#x017F;ein, wenn ich nicht wu&#x0364;ß-<lb/>
te, daß itzt in den gro&#x0364;ßten Sta&#x0364;dten wohl Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
und Grafen auf Maule&#x017F;eln reiten. Das ge&#x017F;chieht,<lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;anfter gehn, und es ein morgenla&#x0364;ndi&#x017F;cher<lb/>
Staat i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Das ließ al&#x017F;o der Magi&#x017F;ter gelten, aber nun<lb/>
wegen der Knaben?</p><lb/>
          <p>Herr, &#x017F;agte Albrecht, hieru&#x0364;ber ko&#x0364;nnen Sie<lb/>
nicht anders als &#x017F;ehr zufrieden &#x017F;ein, weil es ein<lb/>
Beweis von der Achtung der Stadt i&#x017F;t: denn &#x017F;o<lb/>
viel ich weis, hat niemand die Knaben ange&#x017F;tellt;<lb/>
&#x017F;ie haben Jhnen die&#x017F;e Ehre angethan, weil &#x017F;ie Jh-<lb/>
ren Ruhm von allen Men&#x017F;chen geho&#x0364;rt haben. Die<lb/>
Menge der u&#x0364;brigen Begleiter darf Sie auch nicht<lb/>
verdru&#x0364;ßen; &#x017F;on&#x017F;t mu&#x0364;ßten es große Fu&#x0364;r&#x017F;ten ebenfalls<lb/>
u&#x0364;bel nehmen, wenn bei ihrer Ankunft in einer<lb/>
Stadt alles Volk neben ihnen herla&#x0364;uft &#x2014; Nein,<lb/>
Herr Magi&#x017F;ter, Sie &#x017F;ind ein wunderlicher Mann,<lb/>
dem nichts recht i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Confu&#x017F;elius bat vielmals um Verzeihung,<lb/>
wenn er einen &#x017F;o lieben Freund mit unno&#x0364;thigen<lb/>
Klagen, die &#x017F;eine Hypochondrie ausheckte, zur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">La&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0137] Quartier wohl zehnmal gehoͤrt, daß es ein ſolches Thier waͤre, worauf er ritt,) zur Rede geſetzt. Jch habe das auch gehoͤrt, ſagte Albrecht; und ich wuͤrde uͤber den dummen Streich des Pfer- deverleihers erſchrocken ſein, wenn ich nicht wuͤß- te, daß itzt in den groͤßten Staͤdten wohl Fuͤrſten und Grafen auf Mauleſeln reiten. Das geſchieht, weil ſie ſanfter gehn, und es ein morgenlaͤndiſcher Staat iſt. Das ließ alſo der Magiſter gelten, aber nun wegen der Knaben? Herr, ſagte Albrecht, hieruͤber koͤnnen Sie nicht anders als ſehr zufrieden ſein, weil es ein Beweis von der Achtung der Stadt iſt: denn ſo viel ich weis, hat niemand die Knaben angeſtellt; ſie haben Jhnen dieſe Ehre angethan, weil ſie Jh- ren Ruhm von allen Menſchen gehoͤrt haben. Die Menge der uͤbrigen Begleiter darf Sie auch nicht verdruͤßen; ſonſt muͤßten es große Fuͤrſten ebenfalls uͤbel nehmen, wenn bei ihrer Ankunft in einer Stadt alles Volk neben ihnen herlaͤuft — Nein, Herr Magiſter, Sie ſind ein wunderlicher Mann, dem nichts recht iſt. Confuſelius bat vielmals um Verzeihung, wenn er einen ſo lieben Freund mit unnoͤthigen Klagen, die ſeine Hypochondrie ausheckte, zur Laſt J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/137
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/137>, abgerufen am 23.11.2024.