Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Seite gelegt ward, als es außerdem nöthig gewesen
wäre: denn da Albrecht fort sollte, so gab's nicht
mehr Zeit, zweierlei Geschäffte, von denen ein je-
des eigne weitläuftige Anstalten erforderte, zugleich
zu verrichten. Also griff Albrecht, vor allen
Dingen nach dem, was das meiste Aufsehn
machte.

Er erfuhr, daß in einem benachbarten kleinen
Städtchen eine herumziehende Schauspielertruppe
angekommen sei. Sogleich wurde beschlossen, daß diese
Gesellschaft eins von den Confuseliussischen Stücken
aufführen söllte. Freund, sagte Albrecht, indem
er schnell bei dem Magister in die Stube trat, es
zeigt sich eine Gelegenheit, Jhre Arbeit auf die
Bühne zu bringen! Jn * ist eine Schauspielerge-
sellschaft angekommen; wir wollen hin, sogleich hin,
und diesen Leuten eines von Jhren Stücken lieber
umsonst geben, damit sie desto williger werden,
es einzustudieren. Sie wissen, wie unser hiesiges
Publikum ist; alles wird hinaus stürzen, und dann
bei der Aufführung erst sehn, was Sie geliefert ha-
ben.

Welch ein Einfall für den nach Ruhme schmach-
tenden Magister! Aber er hielt sich nicht bei Be-
wunderung des Einfalles auf, sondern schickte sich
auf der Stelle an, nach * zu gehn.

Nein!
Seite gelegt ward, als es außerdem noͤthig geweſen
waͤre: denn da Albrecht fort ſollte, ſo gab’s nicht
mehr Zeit, zweierlei Geſchaͤffte, von denen ein je-
des eigne weitlaͤuftige Anſtalten erforderte, zugleich
zu verrichten. Alſo griff Albrecht, vor allen
Dingen nach dem, was das meiſte Aufſehn
machte.

Er erfuhr, daß in einem benachbarten kleinen
Staͤdtchen eine herumziehende Schauſpielertruppe
angekommen ſei. Sogleich wurde beſchloſſen, daß dieſe
Geſellſchaft eins von den Confuſeliuſſiſchen Stuͤcken
auffuͤhren ſoͤllte. Freund, ſagte Albrecht, indem
er ſchnell bei dem Magiſter in die Stube trat, es
zeigt ſich eine Gelegenheit, Jhre Arbeit auf die
Buͤhne zu bringen! Jn * iſt eine Schauſpielerge-
ſellſchaft angekommen; wir wollen hin, ſogleich hin,
und dieſen Leuten eines von Jhren Stuͤcken lieber
umſonſt geben, damit ſie deſto williger werden,
es einzuſtudieren. Sie wiſſen, wie unſer hieſiges
Publikum iſt; alles wird hinaus ſtuͤrzen, und dann
bei der Auffuͤhrung erſt ſehn, was Sie geliefert ha-
ben.

Welch ein Einfall fuͤr den nach Ruhme ſchmach-
tenden Magiſter! Aber er hielt ſich nicht bei Be-
wunderung des Einfalles auf, ſondern ſchickte ſich
auf der Stelle an, nach * zu gehn.

Nein!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <p><pb facs="#f0122" n="116"/>
Seite gelegt ward, als es außerdem no&#x0364;thig gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re: denn da Albrecht fort &#x017F;ollte, &#x017F;o gab&#x2019;s nicht<lb/>
mehr Zeit, zweierlei Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte, von denen ein je-<lb/>
des eigne weitla&#x0364;uftige An&#x017F;talten erforderte, zugleich<lb/>
zu verrichten. Al&#x017F;o griff Albrecht, vor allen<lb/>
Dingen nach dem, was das mei&#x017F;te Auf&#x017F;ehn<lb/>
machte.</p><lb/>
          <p>Er erfuhr, daß in einem benachbarten kleinen<lb/>
Sta&#x0364;dtchen eine herumziehende Schau&#x017F;pielertruppe<lb/>
angekommen &#x017F;ei. Sogleich wurde be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß die&#x017F;e<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft eins von den Confu&#x017F;eliu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Stu&#x0364;cken<lb/>
auffu&#x0364;hren &#x017F;o&#x0364;llte. Freund, &#x017F;agte Albrecht, indem<lb/>
er &#x017F;chnell bei dem Magi&#x017F;ter in die Stube trat, es<lb/>
zeigt &#x017F;ich eine Gelegenheit, Jhre Arbeit auf die<lb/>
Bu&#x0364;hne zu bringen! Jn * i&#x017F;t eine Schau&#x017F;pielerge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft angekommen; wir wollen hin, &#x017F;ogleich hin,<lb/>
und die&#x017F;en Leuten eines von Jhren Stu&#x0364;cken lieber<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t geben, damit &#x017F;ie de&#x017F;to williger werden,<lb/>
es einzu&#x017F;tudieren. Sie wi&#x017F;&#x017F;en, wie un&#x017F;er hie&#x017F;iges<lb/>
Publikum i&#x017F;t; alles wird hinaus &#x017F;tu&#x0364;rzen, und dann<lb/>
bei der Auffu&#x0364;hrung er&#x017F;t &#x017F;ehn, was Sie geliefert ha-<lb/>
ben.</p><lb/>
          <p>Welch ein Einfall fu&#x0364;r den nach Ruhme &#x017F;chmach-<lb/>
tenden Magi&#x017F;ter! Aber er hielt &#x017F;ich nicht bei Be-<lb/>
wunderung des Einfalles auf, &#x017F;ondern &#x017F;chickte &#x017F;ich<lb/>
auf der Stelle an, nach * zu <hi rendition="#g">gehn.</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Nein!</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0122] Seite gelegt ward, als es außerdem noͤthig geweſen waͤre: denn da Albrecht fort ſollte, ſo gab’s nicht mehr Zeit, zweierlei Geſchaͤffte, von denen ein je- des eigne weitlaͤuftige Anſtalten erforderte, zugleich zu verrichten. Alſo griff Albrecht, vor allen Dingen nach dem, was das meiſte Aufſehn machte. Er erfuhr, daß in einem benachbarten kleinen Staͤdtchen eine herumziehende Schauſpielertruppe angekommen ſei. Sogleich wurde beſchloſſen, daß dieſe Geſellſchaft eins von den Confuſeliuſſiſchen Stuͤcken auffuͤhren ſoͤllte. Freund, ſagte Albrecht, indem er ſchnell bei dem Magiſter in die Stube trat, es zeigt ſich eine Gelegenheit, Jhre Arbeit auf die Buͤhne zu bringen! Jn * iſt eine Schauſpielerge- ſellſchaft angekommen; wir wollen hin, ſogleich hin, und dieſen Leuten eines von Jhren Stuͤcken lieber umſonſt geben, damit ſie deſto williger werden, es einzuſtudieren. Sie wiſſen, wie unſer hieſiges Publikum iſt; alles wird hinaus ſtuͤrzen, und dann bei der Auffuͤhrung erſt ſehn, was Sie geliefert ha- ben. Welch ein Einfall fuͤr den nach Ruhme ſchmach- tenden Magiſter! Aber er hielt ſich nicht bei Be- wunderung des Einfalles auf, ſondern ſchickte ſich auf der Stelle an, nach * zu gehn. Nein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/122
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/122>, abgerufen am 23.11.2024.