Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Albrecht betheuerte mit verstelltem Ernste, daß er nicht der Verfasser sei. Confuselius be- hauptete gleichfalls seine Unschuld, ward aber so lange gehudelt und auf alle Art geängstigt, bis Al- brecht, den er immer ansah, als flehete er ihn um Erlösung an, endlich sagte: nun ja, er hat die Recension selbst gemacht; laßt ihn nur zufrieden, und schämt Euch, so indiseret zu sein! Und das sag' ich, wer von diesem Scherz etwas über seine Zunge kommen läßt, der hat's mit mir zu thun. Nun war keine Gnade mehr für den Magister; die Anwesenden schraubten ihn so arg, daß er fast Thränen vergoß, und gern alles, was sie ihm vor- setzten, im Stiche gelassen haben würde, wenn er nicht hätte befürchten müssen, daß sie, wenn er sich ärgerlich bezeigte und davon gienge, diesen neu- en Streich immer weiter in der Stadt ausbreiten möchten; ja daß so gar selbst Albrecht, dessen Gast er eigentlich war, und der doch immer noch seine Partie nahm, die Hand von ihm abziehn, und einem jeden die volle Freiheit geben könnte, ihn an andre zu verrathen. Bis zur Ohnmacht erschrak der Magister, da endlich einer von den jungen Leuten, als siel es ihm von ungefähr ein, den ganzen traurigen Handel mit dem Lumpensammler erwähnte, und dabei be- haupte-
Albrecht betheuerte mit verſtelltem Ernſte, daß er nicht der Verfaſſer ſei. Confuſelius be- hauptete gleichfalls ſeine Unſchuld, ward aber ſo lange gehudelt und auf alle Art geaͤngſtigt, bis Al- brecht, den er immer anſah, als flehete er ihn um Erloͤſung an, endlich ſagte: nun ja, er hat die Recenſion ſelbſt gemacht; laßt ihn nur zufrieden, und ſchaͤmt Euch, ſo indiſeret zu ſein! Und das ſag’ ich, wer von dieſem Scherz etwas uͤber ſeine Zunge kommen laͤßt, der hat’s mit mir zu thun. Nun war keine Gnade mehr fuͤr den Magiſter; die Anweſenden ſchraubten ihn ſo arg, daß er faſt Thraͤnen vergoß, und gern alles, was ſie ihm vor- ſetzten, im Stiche gelaſſen haben wuͤrde, wenn er nicht haͤtte befuͤrchten muͤſſen, daß ſie, wenn er ſich aͤrgerlich bezeigte und davon gienge, dieſen neu- en Streich immer weiter in der Stadt ausbreiten moͤchten; ja daß ſo gar ſelbſt Albrecht, deſſen Gaſt er eigentlich war, und der doch immer noch ſeine Partie nahm, die Hand von ihm abziehn, und einem jeden die volle Freiheit geben koͤnnte, ihn an andre zu verrathen. Bis zur Ohnmacht erſchrak der Magiſter, da endlich einer von den jungen Leuten, als ſiel es ihm von ungefaͤhr ein, den ganzen traurigen Handel mit dem Lumpenſammler erwaͤhnte, und dabei be- haupte-
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Albrecht betheuerte mit verſtelltem Ernſte,
daß er nicht der Verfaſſer ſei. Confuſelius be-
hauptete gleichfalls ſeine Unſchuld, ward aber ſo
lange gehudelt und auf alle Art geaͤngſtigt, bis Al-
brecht, den er immer anſah, als flehete er ihn um
Erloͤſung an, endlich ſagte: nun ja, er hat die
Recenſion ſelbſt gemacht; laßt ihn nur zufrieden,
und ſchaͤmt Euch, ſo indiſeret zu ſein! Und das
ſag’ ich, wer von dieſem Scherz etwas uͤber ſeine
Zunge kommen laͤßt, der hat’s mit mir zu thun.
Nun war keine Gnade mehr fuͤr den Magiſter;
die Anweſenden ſchraubten ihn ſo arg, daß er faſt
Thraͤnen vergoß, und gern alles, was ſie ihm vor-
ſetzten, im Stiche gelaſſen haben wuͤrde, wenn er
nicht haͤtte befuͤrchten muͤſſen, daß ſie, wenn er
ſich aͤrgerlich bezeigte und davon gienge, dieſen neu-
en Streich immer weiter in der Stadt ausbreiten
moͤchten; ja daß ſo gar ſelbſt Albrecht, deſſen Gaſt
er eigentlich war, und der doch immer noch ſeine
Partie nahm, die Hand von ihm abziehn, und
einem jeden die volle Freiheit geben koͤnnte, ihn an
andre zu verrathen.
Bis zur Ohnmacht erſchrak der Magiſter, da
endlich einer von den jungen Leuten, als ſiel es ihm
von ungefaͤhr ein, den ganzen traurigen Handel
mit dem Lumpenſammler erwaͤhnte, und dabei be-
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