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Walcker, Karl: Die Frauenbewegung. Straßburg, 1896.

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ärmeren Klassen. Es kommt vor, daß eine arme Bäuerin sich ein
schweres Leiden zuzieht, weil sie nicht jedes Mal 5 Pfg. zahlen kann.
K. Nach Analogie von Fabrikinspektoren werden früher oder später
auch staatliche Jnspektoren und Jnspektorinnen für die länd-
lichen Arbeiter
und Arbeiterinnen ernannt werden. Den Ar-
beiterinnen der Konfektionsbranche und anderer Jndustriezweige
kann man viel nützen, wenn das Publikum nur Waren solcher Ge-
schäfte kauft, die ihre Arbeiterinnen gut bezahlen und behandeln.26)

Durch solche und andere Mittel könnten nationalliberale
und andere gemäßigte Politiker, durch und durch edle und prak-
tische, die im Neuen Testament empfohlene Schlangenklugheit besitzende
Naturen, der deutschen Frauenwelt aller Klassen, von den höchsten
bis zu den untersten, ungeheure Wohlthaten erweisen, sich die
Frauen zu herzlichem Danke verpflichten, vermittelst der Frauen die
Männer, Kinder, Enkel, Urenkel aufs tiefste und segensreichste be-
einflussen
. Ähnlich wirkten einst christliche Frauen auf ihre heid-
nischen Männer ein. Man hat nicht mit Unrecht gesagt: "Wer die
Schule hat, hat die Zukunft," und man kann mit noch größerem
Rechte sagen: "Wer die Frauen für sich hat, hat die Zukunft."
Sogar viele feudale, ultramontane, sozialdemokratische, polnische Frauen
würden von ihren Vorurteilen gegen die Partei Luther's, Goethe's,
Schillers zurückkommen. Die erwähnten Ehrengerichte und Rechts-
schutzvereine würden auch den Nutzen bringen, aktenmäßiges Anklage-
material
gegen so manche Feinde des Liberalismus zu beschaffen.
Wenn ein Feudaler, Ultramontaner, Sozialdemokrat sich bei Wahlen
oder bei anderen Gelegenheiten unnütz machte, so könnten die National-
liberalen häufig sagen: "Den kennen wir. Er ist ein mauvais sujet,
ein sog. fauler Knabe." Dabei ist natürlich vorausgesetzt, daß die
Rede- und Preßfreiheit durch geeignete Mittel, auch durch einen
neuen Artikel der Reichsverfassung, genügend gesichert wird.27)

Die deutsche Reformation übte auf die ganze Kulturwelt einen
großen Einfluß aus. Das Beste am angelsächsischen Protestantismus
stammt z. B. aus den Schriften Luther's. Friedrich Wilhelm III.
that nach dem Besitzantritt der Rheinprovinz den schönen Ausspruch:
"Was Preußen erwarb, hat Deutschland gewonnen." Ähnlich werden
künftige Historiker sagen: "Deutsche Männer haben auf den blutigen
Schlachtfeldern von 1866 und 1870 den Ultramontanismus über-
wunden. Deutsche Frauen haben diesen Sieg auf den Kampfplätzen

ärmeren Klassen. Es kommt vor, daß eine arme Bäuerin sich ein
schweres Leiden zuzieht, weil sie nicht jedes Mal 5 Pfg. zahlen kann.
K. Nach Analogie von Fabrikinspektoren werden früher oder später
auch staatliche Jnspektoren und Jnspektorinnen für die länd-
lichen Arbeiter
und Arbeiterinnen ernannt werden. Den Ar-
beiterinnen der Konfektionsbranche und anderer Jndustriezweige
kann man viel nützen, wenn das Publikum nur Waren solcher Ge-
schäfte kauft, die ihre Arbeiterinnen gut bezahlen und behandeln.26)

Durch solche und andere Mittel könnten nationalliberale
und andere gemäßigte Politiker, durch und durch edle und prak-
tische, die im Neuen Testament empfohlene Schlangenklugheit besitzende
Naturen, der deutschen Frauenwelt aller Klassen, von den höchsten
bis zu den untersten, ungeheure Wohlthaten erweisen, sich die
Frauen zu herzlichem Danke verpflichten, vermittelst der Frauen die
Männer, Kinder, Enkel, Urenkel aufs tiefste und segensreichste be-
einflussen
. Ähnlich wirkten einst christliche Frauen auf ihre heid-
nischen Männer ein. Man hat nicht mit Unrecht gesagt: „Wer die
Schule hat, hat die Zukunft,“ und man kann mit noch größerem
Rechte sagen: „Wer die Frauen für sich hat, hat die Zukunft.“
Sogar viele feudale, ultramontane, sozialdemokratische, polnische Frauen
würden von ihren Vorurteilen gegen die Partei Luther's, Goethe's,
Schillers zurückkommen. Die erwähnten Ehrengerichte und Rechts-
schutzvereine würden auch den Nutzen bringen, aktenmäßiges Anklage-
material
gegen so manche Feinde des Liberalismus zu beschaffen.
Wenn ein Feudaler, Ultramontaner, Sozialdemokrat sich bei Wahlen
oder bei anderen Gelegenheiten unnütz machte, so könnten die National-
liberalen häufig sagen: „Den kennen wir. Er ist ein mauvais sujet,
ein sog. fauler Knabe.“ Dabei ist natürlich vorausgesetzt, daß die
Rede- und Preßfreiheit durch geeignete Mittel, auch durch einen
neuen Artikel der Reichsverfassung, genügend gesichert wird.27)

Die deutsche Reformation übte auf die ganze Kulturwelt einen
großen Einfluß aus. Das Beste am angelsächsischen Protestantismus
stammt z. B. aus den Schriften Luther's. Friedrich Wilhelm III.
that nach dem Besitzantritt der Rheinprovinz den schönen Ausspruch:
„Was Preußen erwarb, hat Deutschland gewonnen.“ Ähnlich werden
künftige Historiker sagen: „Deutsche Männer haben auf den blutigen
Schlachtfeldern von 1866 und 1870 den Ultramontanismus über-
wunden. Deutsche Frauen haben diesen Sieg auf den Kampfplätzen

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[36/0042] ärmeren Klassen. Es kommt vor, daß eine arme Bäuerin sich ein schweres Leiden zuzieht, weil sie nicht jedes Mal 5 Pfg. zahlen kann. K. Nach Analogie von Fabrikinspektoren werden früher oder später auch staatliche Jnspektoren und Jnspektorinnen für die länd- lichen Arbeiter und Arbeiterinnen ernannt werden. Den Ar- beiterinnen der Konfektionsbranche und anderer Jndustriezweige kann man viel nützen, wenn das Publikum nur Waren solcher Ge- schäfte kauft, die ihre Arbeiterinnen gut bezahlen und behandeln. ²⁶⁾ Durch solche und andere Mittel könnten nationalliberale und andere gemäßigte Politiker, durch und durch edle und prak- tische, die im Neuen Testament empfohlene Schlangenklugheit besitzende Naturen, der deutschen Frauenwelt aller Klassen, von den höchsten bis zu den untersten, ungeheure Wohlthaten erweisen, sich die Frauen zu herzlichem Danke verpflichten, vermittelst der Frauen die Männer, Kinder, Enkel, Urenkel aufs tiefste und segensreichste be- einflussen. Ähnlich wirkten einst christliche Frauen auf ihre heid- nischen Männer ein. Man hat nicht mit Unrecht gesagt: „Wer die Schule hat, hat die Zukunft,“ und man kann mit noch größerem Rechte sagen: „Wer die Frauen für sich hat, hat die Zukunft.“ Sogar viele feudale, ultramontane, sozialdemokratische, polnische Frauen würden von ihren Vorurteilen gegen die Partei Luther's, Goethe's, Schillers zurückkommen. Die erwähnten Ehrengerichte und Rechts- schutzvereine würden auch den Nutzen bringen, aktenmäßiges Anklage- material gegen so manche Feinde des Liberalismus zu beschaffen. Wenn ein Feudaler, Ultramontaner, Sozialdemokrat sich bei Wahlen oder bei anderen Gelegenheiten unnütz machte, so könnten die National- liberalen häufig sagen: „Den kennen wir. Er ist ein mauvais sujet, ein sog. fauler Knabe.“ Dabei ist natürlich vorausgesetzt, daß die Rede- und Preßfreiheit durch geeignete Mittel, auch durch einen neuen Artikel der Reichsverfassung, genügend gesichert wird. ²⁷⁾ Die deutsche Reformation übte auf die ganze Kulturwelt einen großen Einfluß aus. Das Beste am angelsächsischen Protestantismus stammt z. B. aus den Schriften Luther's. Friedrich Wilhelm III. that nach dem Besitzantritt der Rheinprovinz den schönen Ausspruch: „Was Preußen erwarb, hat Deutschland gewonnen.“ Ähnlich werden künftige Historiker sagen: „Deutsche Männer haben auf den blutigen Schlachtfeldern von 1866 und 1870 den Ultramontanismus über- wunden. Deutsche Frauen haben diesen Sieg auf den Kampfplätzen

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2018-04-09T14:25:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-04-09T14:25:10Z)

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Zitationshilfe: Walcker, Karl: Die Frauenbewegung. Straßburg, 1896, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walcker_frauenbewegung_1896/42>, abgerufen am 24.11.2024.