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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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O sich ihm zu nähern und nicht zu
Nichts zu werden! vor ihm bleiben zu
können! dazu muß man rein seyn, wie
sie, wie sie!

Wir Menschen sind nur Wolken, die vorüber-
wandeln am Himmel, und manchmal durchglüht
werden von seinem Hochroth: aber sie verwehen,
wie Träume.



Alles, was er noch in dieser Zeit zeichnete,
trug den Stempel seiner Geistesverwirrung: him-
melstürmende, zurückgeschleuderte Riesen; Eichen-
stämme, sammt den Wurzeln aus dem Boden ge-
wirbelt, und über wildes jähes Felsgeklippe tau-
melnd: engelschöne Mädchen, die Hände betend zu
Gott hebend; abgezehrte, die Hände ringende, zu
Boden liegende Jünglinge; Kirchhöfe, worin beym
Mondlicht die Geister über den Gräbern schweben
und einsame Menschen um ihre verstorbenen Ge-
liebten trauern. Dann zeichnet' er wieder Atalan-
ta, mit dünnem, fließendem Gewande, mit auf-
strebenden Flügeln, auf Wolken schwebend, in den
langen fließenden Locken junge Blumen, mit zar-

O ſich ihm zu naͤhern und nicht zu
Nichts zu werden! vor ihm bleiben zu
koͤnnen! dazu muß man rein ſeyn, wie
ſie, wie ſie!

Wir Menſchen ſind nur Wolken, die voruͤber-
wandeln am Himmel, und manchmal durchgluͤht
werden von ſeinem Hochroth: aber ſie verwehen,
wie Traͤume.



Alles, was er noch in dieſer Zeit zeichnete,
trug den Stempel ſeiner Geiſtesverwirrung: him-
melſtuͤrmende, zuruͤckgeſchleuderte Rieſen; Eichen-
ſtaͤmme, ſammt den Wurzeln aus dem Boden ge-
wirbelt, und uͤber wildes jaͤhes Felsgeklippe tau-
melnd: engelſchoͤne Maͤdchen, die Haͤnde betend zu
Gott hebend; abgezehrte, die Haͤnde ringende, zu
Boden liegende Juͤnglinge; Kirchhoͤfe, worin beym
Mondlicht die Geiſter uͤber den Graͤbern ſchweben
und einſame Menſchen um ihre verſtorbenen Ge-
liebten trauern. Dann zeichnet’ er wieder Atalan-
ta, mit duͤnnem, fließendem Gewande, mit auf-
ſtrebenden Fluͤgeln, auf Wolken ſchwebend, in den
langen fließenden Locken junge Blumen, mit zar-

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[127/0127] O ſich ihm zu naͤhern und nicht zu Nichts zu werden! vor ihm bleiben zu koͤnnen! dazu muß man rein ſeyn, wie ſie, wie ſie! Wir Menſchen ſind nur Wolken, die voruͤber- wandeln am Himmel, und manchmal durchgluͤht werden von ſeinem Hochroth: aber ſie verwehen, wie Traͤume. Alles, was er noch in dieſer Zeit zeichnete, trug den Stempel ſeiner Geiſtesverwirrung: him- melſtuͤrmende, zuruͤckgeſchleuderte Rieſen; Eichen- ſtaͤmme, ſammt den Wurzeln aus dem Boden ge- wirbelt, und uͤber wildes jaͤhes Felsgeklippe tau- melnd: engelſchoͤne Maͤdchen, die Haͤnde betend zu Gott hebend; abgezehrte, die Haͤnde ringende, zu Boden liegende Juͤnglinge; Kirchhoͤfe, worin beym Mondlicht die Geiſter uͤber den Graͤbern ſchweben und einſame Menſchen um ihre verſtorbenen Ge- liebten trauern. Dann zeichnet’ er wieder Atalan- ta, mit duͤnnem, fließendem Gewande, mit auf- ſtrebenden Fluͤgeln, auf Wolken ſchwebend, in den langen fließenden Locken junge Blumen, mit zar-

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/127>, abgerufen am 25.11.2024.