Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Sie las. Theodor! wie die griechischen Worte Das Saftgrün der Blätter und die Gluth der Da rief ich endlich aus: Atalanta, denke dir den Sänger, wie er stand Sie las. Theodor! wie die griechiſchen Worte Das Saftgruͤn der Blaͤtter und die Gluth der Da rief ich endlich aus: Atalanta, denke dir den Saͤnger, wie er ſtand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0151" n="141"/> <p>Sie las. Theodor! wie die griechiſchen Worte<lb/> wogten von den zarten Lippen, die Worte des Maͤo-<lb/> niden. Jeder Laut war wie aus tiefſter, innigſter<lb/> Seele.</p><lb/> <p>Das Saftgruͤn der Blaͤtter und die Gluth der<lb/> Roſen und der Abendſonne … die grauen alten<lb/> Saͤulen .... die Truͤmmer um uns her .... und<lb/> druͤber hinein das Himmelblau .... und das Maͤd-<lb/> chen, vom quillenden Strahl der Sonne gekuͤßt,<lb/> mit ihrem Engelauge, mit ihren Roſen in den dun-<lb/> keln Locken, mit ihrem Homer in den Haͤnden …!</p><lb/> <p>Da rief ich endlich aus:</p><lb/> <p>Atalanta, denke dir den Saͤnger, wie er ſtand<lb/> auf dem grauen Felſen von Chios, wann die war-<lb/> me Morgenſonne ſeine weißen Locken umwallte,<lb/> wie das Haupt eines Heiligen, und um ihn her<lb/> ſaßen im Kreiße die Schuͤler auf den ſteinernen<lb/> Baͤnken — wie der alte Lehrer hinuͤberblickte uͤber<lb/> die lachenden Fluren des Eilands von der jaͤhen<lb/> Klippe, und ſein Auge von den gruͤnenden Buchten<lb/> und dem friſchen Geſtade hinuͤberdrang, wie ein<lb/> Lichtſtrahl, in die graͤnzenloſe Weite des Meeres,<lb/> und endlich verſchwamm in der Flamme des auf-<lb/> ſteigenden Sonnengottes, wie nun ſeine Bruſt ſich<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0151]
Sie las. Theodor! wie die griechiſchen Worte
wogten von den zarten Lippen, die Worte des Maͤo-
niden. Jeder Laut war wie aus tiefſter, innigſter
Seele.
Das Saftgruͤn der Blaͤtter und die Gluth der
Roſen und der Abendſonne … die grauen alten
Saͤulen .... die Truͤmmer um uns her .... und
druͤber hinein das Himmelblau .... und das Maͤd-
chen, vom quillenden Strahl der Sonne gekuͤßt,
mit ihrem Engelauge, mit ihren Roſen in den dun-
keln Locken, mit ihrem Homer in den Haͤnden …!
Da rief ich endlich aus:
Atalanta, denke dir den Saͤnger, wie er ſtand
auf dem grauen Felſen von Chios, wann die war-
me Morgenſonne ſeine weißen Locken umwallte,
wie das Haupt eines Heiligen, und um ihn her
ſaßen im Kreiße die Schuͤler auf den ſteinernen
Baͤnken — wie der alte Lehrer hinuͤberblickte uͤber
die lachenden Fluren des Eilands von der jaͤhen
Klippe, und ſein Auge von den gruͤnenden Buchten
und dem friſchen Geſtade hinuͤberdrang, wie ein
Lichtſtrahl, in die graͤnzenloſe Weite des Meeres,
und endlich verſchwamm in der Flamme des auf-
ſteigenden Sonnengottes, wie nun ſeine Bruſt ſich
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