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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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zur Thüre hinaus: mir bebten die Kniee, ich sank
ihr zu Füßen: Cäcilie, rief ich, mit wankender
Stimme, kann Cäcilie vergeben? Lange blieb sie
stumm, ich hatte ihre Hand ergriffen, weinte meine
Thränen auf sie. Und wie ich hinaufblickte, und
ihr Auge traf, und das Wohlwollen herabquellen
fühlte auf mich, wie linden Thau, und sie ihre
Hand aus der meinigen zog, mir noch einen liebe-
vollen Blick zuwarf, und dann verschwand ... O
Gott! ich blieb in heiligem Entzücken auf den
Knieen, als ob sie noch vor mir stünde, und
ströhmte meine Seele aus in einem brünstigen Ge-
bete.



zur Thuͤre hinaus: mir bebten die Kniee, ich ſank
ihr zu Fuͤßen: Caͤcilie, rief ich, mit wankender
Stimme, kann Caͤcilie vergeben? Lange blieb ſie
ſtumm, ich hatte ihre Hand ergriffen, weinte meine
Thraͤnen auf ſie. Und wie ich hinaufblickte, und
ihr Auge traf, und das Wohlwollen herabquellen
fuͤhlte auf mich, wie linden Thau, und ſie ihre
Hand aus der meinigen zog, mir noch einen liebe-
vollen Blick zuwarf, und dann verſchwand … O
Gott! ich blieb in heiligem Entzuͤcken auf den
Knieen, als ob ſie noch vor mir ſtuͤnde, und
ſtroͤhmte meine Seele aus in einem bruͤnſtigen Ge-
bete.



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[139/0149] zur Thuͤre hinaus: mir bebten die Kniee, ich ſank ihr zu Fuͤßen: Caͤcilie, rief ich, mit wankender Stimme, kann Caͤcilie vergeben? Lange blieb ſie ſtumm, ich hatte ihre Hand ergriffen, weinte meine Thraͤnen auf ſie. Und wie ich hinaufblickte, und ihr Auge traf, und das Wohlwollen herabquellen fuͤhlte auf mich, wie linden Thau, und ſie ihre Hand aus der meinigen zog, mir noch einen liebe- vollen Blick zuwarf, und dann verſchwand … O Gott! ich blieb in heiligem Entzuͤcken auf den Knieen, als ob ſie noch vor mir ſtuͤnde, und ſtroͤhmte meine Seele aus in einem bruͤnſtigen Ge- bete.

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/149>, abgerufen am 09.05.2024.