Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite
Phaethon an Theodor.

Jch habe Abschied genommen von der lieben Hüt-
te, die mich geborgen, und nicht einmal die Trau-
ben darf ich genießen, die um mein Fenster blüh-
ten! Hinüber! hinüber! O Gott dieses hinüber! ...

Mein ganzer Haushalt ist fortgebracht. Jch
blieb bis zum Abend im Dorf und schied mit Thrä-
nen. Meinen Johannes bat ich, recht oft mich zu
besuchen.

Und nun bin ich unter den wunderbaren
Dreyen. Mein Attelier ist geräumig. Der Eingang ist
gerade Catons Mausoleum gegenüber. Das Licht
kommt von oben, und das ist ja dem Künstler
nöthig.

All' das ist so schnell erfolgt auf einander, daß
ich es kaum zu erfassen vermag mit Einem Ge-
danken.



Phaethon an Theodor.

Jch habe Abſchied genommen von der lieben Huͤt-
te, die mich geborgen, und nicht einmal die Trau-
ben darf ich genießen, die um mein Fenſter bluͤh-
ten! Hinuͤber! hinuͤber! O Gott dieſes hinuͤber! …

Mein ganzer Haushalt iſt fortgebracht. Jch
blieb bis zum Abend im Dorf und ſchied mit Thraͤ-
nen. Meinen Johannes bat ich, recht oft mich zu
beſuchen.

Und nun bin ich unter den wunderbaren
Dreyen. Mein Attelier iſt geraͤumig. Der Eingang iſt
gerade Catons Mauſoleum gegenuͤber. Das Licht
kommt von oben, und das iſt ja dem Kuͤnſtler
noͤthig.

All’ das iſt ſo ſchnell erfolgt auf einander, daß
ich es kaum zu erfaſſen vermag mit Einem Ge-
danken.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0111" n="101"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Phaethon an Theodor.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>ch habe Ab&#x017F;chied genommen von der lieben Hu&#x0364;t-<lb/>
te, die mich geborgen, und nicht einmal die Trau-<lb/>
ben darf ich genießen, die um mein Fen&#x017F;ter blu&#x0364;h-<lb/>
ten! Hinu&#x0364;ber! hinu&#x0364;ber! O Gott die&#x017F;es hinu&#x0364;ber! &#x2026;</p><lb/>
            <p>Mein ganzer Haushalt i&#x017F;t fortgebracht. Jch<lb/>
blieb bis zum Abend im Dorf und &#x017F;chied mit Thra&#x0364;-<lb/>
nen. Meinen Johannes bat ich, recht oft mich zu<lb/>
be&#x017F;uchen.</p><lb/>
            <p>Und nun bin ich unter den wunderbaren<lb/>
Dreyen. Mein Attelier i&#x017F;t gera&#x0364;umig. Der Eingang i&#x017F;t<lb/>
gerade Catons Mau&#x017F;oleum gegenu&#x0364;ber. Das Licht<lb/>
kommt von oben, und das i&#x017F;t ja dem Ku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
no&#x0364;thig.</p><lb/>
            <p>All&#x2019; das i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chnell erfolgt auf einander, daß<lb/>
ich es kaum zu erfa&#x017F;&#x017F;en vermag mit Einem Ge-<lb/>
danken.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0111] Phaethon an Theodor. Jch habe Abſchied genommen von der lieben Huͤt- te, die mich geborgen, und nicht einmal die Trau- ben darf ich genießen, die um mein Fenſter bluͤh- ten! Hinuͤber! hinuͤber! O Gott dieſes hinuͤber! … Mein ganzer Haushalt iſt fortgebracht. Jch blieb bis zum Abend im Dorf und ſchied mit Thraͤ- nen. Meinen Johannes bat ich, recht oft mich zu beſuchen. Und nun bin ich unter den wunderbaren Dreyen. Mein Attelier iſt geraͤumig. Der Eingang iſt gerade Catons Mauſoleum gegenuͤber. Das Licht kommt von oben, und das iſt ja dem Kuͤnſtler noͤthig. All’ das iſt ſo ſchnell erfolgt auf einander, daß ich es kaum zu erfaſſen vermag mit Einem Ge- danken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/111
Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/111>, abgerufen am 08.05.2024.