Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.verknüpft und löst das Besondere und Allgemeine je nach verknüpft und löſt das Beſondere und Allgemeine je nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="41"/> verknüpft und löſt das Beſondere und Allgemeine je nach<lb/> Ermeſſen, um ſeinem Verlangen nach ſicherem, verſtänd¬<lb/> lichem Ausdrucke ſeines Gefühles, ſeiner Anſchauung, ſeines<lb/> Willens zu genügen. Nur da findet er jedoch wiederum ſeine<lb/> Schranke, wo er in der Erregtheit ſeines Gefühles, in der<lb/> Lebendigkeit der Freude oder in der Heftigkeit des Schmerzes,<lb/> — alſo da, wo das Beſondere, Willkürliche vor der Allgemein¬<lb/> heit und Unwillkürlichkeit des ihn beherrſchenden Gefühles an<lb/> ſich zurücktritt, wo er aus dem Egoismus ſeiner bedingten,<lb/> perſönlichen Empfindung ſich in der Gemeinſamkeit der großen,<lb/> allumfaſſenden Empfindung, ſomit der unbedingten Wahr¬<lb/> heit des Gefühles und der Empfindung überhaupt wieder¬<lb/> findet, — wenn er alſo da, wo er der Nothwendigkeit, ſei<lb/> es des Schmerzes oder der Freude, ſeinen individuellen<lb/> Eigenwillen unterzuordnen, demnach nicht zu gebieten,<lb/> ſondern zu gehorchen hat, — nach dem einzig entſprechen¬<lb/> den unmittelbaren Ausdrucke ſeines unendlich geſteigerten<lb/> Gefühles verlangt. Hier muß er wieder nach dem allge¬<lb/> meinen Ausdrucke greifen, und gerade in der Stufenreihe,<lb/> in der er zu ſeinem beſonderen Standpunkte gelangte, hat<lb/> er zurückzuſchreiten, bei dem Gefühlsmenſchen den ſinnli¬<lb/> chen Ton des Gefühles, bei dem Leibesmenſchen die ſinn¬<lb/> liche Gebärde des Leibes zu entlehnen; denn wo es den<lb/> unmittelbarſten und doch ſicherſten Ausdruck des Höchſten,<lb/> Wahrſten, dem Menſchen überhaupt Ausdrückbaren gilt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0057]
verknüpft und löſt das Beſondere und Allgemeine je nach
Ermeſſen, um ſeinem Verlangen nach ſicherem, verſtänd¬
lichem Ausdrucke ſeines Gefühles, ſeiner Anſchauung, ſeines
Willens zu genügen. Nur da findet er jedoch wiederum ſeine
Schranke, wo er in der Erregtheit ſeines Gefühles, in der
Lebendigkeit der Freude oder in der Heftigkeit des Schmerzes,
— alſo da, wo das Beſondere, Willkürliche vor der Allgemein¬
heit und Unwillkürlichkeit des ihn beherrſchenden Gefühles an
ſich zurücktritt, wo er aus dem Egoismus ſeiner bedingten,
perſönlichen Empfindung ſich in der Gemeinſamkeit der großen,
allumfaſſenden Empfindung, ſomit der unbedingten Wahr¬
heit des Gefühles und der Empfindung überhaupt wieder¬
findet, — wenn er alſo da, wo er der Nothwendigkeit, ſei
es des Schmerzes oder der Freude, ſeinen individuellen
Eigenwillen unterzuordnen, demnach nicht zu gebieten,
ſondern zu gehorchen hat, — nach dem einzig entſprechen¬
den unmittelbaren Ausdrucke ſeines unendlich geſteigerten
Gefühles verlangt. Hier muß er wieder nach dem allge¬
meinen Ausdrucke greifen, und gerade in der Stufenreihe,
in der er zu ſeinem beſonderen Standpunkte gelangte, hat
er zurückzuſchreiten, bei dem Gefühlsmenſchen den ſinnli¬
chen Ton des Gefühles, bei dem Leibesmenſchen die ſinn¬
liche Gebärde des Leibes zu entlehnen; denn wo es den
unmittelbarſten und doch ſicherſten Ausdruck des Höchſten,
Wahrſten, dem Menſchen überhaupt Ausdrückbaren gilt,
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