Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.Zweyter Akt. (Wohnstube im Humbrechtischen Haus; bürgerlich meu- blirt; auf der Seite ein Klavier. -- Martin Humbrecht sitzt ganz mürrisch in einer Ecke, den Kopf auf die Hand gestützt: Frau Humbrecht arbeitet.) Fr. Humbrecht. Jch weiß auch gar nicht, wie du mir vorkommst, Mann! -- du gönnst dei- nem Kind, die liebe Sonne nicht, die es bescheint, vielweniger ein anders Vergnügen. Humbrecht. Du hast Recht, Frau! -- hast immer Recht! Fr. Humbrecht. Jsts nicht wahr, sag? -- sitzt er nicht da und macht ein Gesicht, wie eine Kreuzspinne: -- wenn wir alle halb Jahr nur einmal zum Haus naus schmecken, so ist gleich Feuer im Dach. Humbrecht. Hast Recht, Frau! hast immer Recht! -- wenn ich dir aber gutmeynend rathen soll, so halts Maul -- verschwören will ichs je- mals wieder aus dem Haus zu gehn, und sollt al- les den Krebsgang nehmen! Fr. Humbrecht. So sag doch warum? du hast keine Ursach über mich zu klagen; ich verschleck dir nichts; ich versauf dir nichts; ich geh nicht neben hinaus. -- Hum-
Zweyter Akt. (Wohnſtube im Humbrechtiſchen Haus; buͤrgerlich meu- blirt; auf der Seite ein Klavier. — Martin Humbrecht ſitzt ganz muͤrriſch in einer Ecke, den Kopf auf die Hand geſtuͤtzt: Frau Humbrecht arbeitet.) Fr. Humbrecht. Jch weiß auch gar nicht, wie du mir vorkommſt, Mann! — du goͤnnſt dei- nem Kind, die liebe Sonne nicht, die es beſcheint, vielweniger ein anders Vergnuͤgen. Humbrecht. Du haſt Recht, Frau! — haſt immer Recht! Fr. Humbrecht. Jſts nicht wahr, ſag? — ſitzt er nicht da und macht ein Geſicht, wie eine Kreuzſpinne: — wenn wir alle halb Jahr nur einmal zum Haus naus ſchmecken, ſo iſt gleich Feuer im Dach. Humbrecht. Haſt Recht, Frau! haſt immer Recht! — wenn ich dir aber gutmeynend rathen ſoll, ſo halts Maul — verſchwoͤren will ichs je- mals wieder aus dem Haus zu gehn, und ſollt al- les den Krebsgang nehmen! Fr. Humbrecht. So ſag doch warum? du haſt keine Urſach uͤber mich zu klagen; ich verſchleck dir nichts; ich verſauf dir nichts; ich geh nicht neben hinaus. — Hum-
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Zweyter Akt.
(Wohnſtube im Humbrechtiſchen Haus; buͤrgerlich meu-
blirt; auf der Seite ein Klavier. — Martin
Humbrecht ſitzt ganz muͤrriſch in einer Ecke, den
Kopf auf die Hand geſtuͤtzt: Frau Humbrecht
arbeitet.)
Fr. Humbrecht. Jch weiß auch gar nicht,
wie du mir vorkommſt, Mann! — du goͤnnſt dei-
nem Kind, die liebe Sonne nicht, die es beſcheint,
vielweniger ein anders Vergnuͤgen.
Humbrecht. Du haſt Recht, Frau! — haſt
immer Recht!
Fr. Humbrecht. Jſts nicht wahr, ſag? —
ſitzt er nicht da und macht ein Geſicht, wie eine
Kreuzſpinne: — wenn wir alle halb Jahr nur
einmal zum Haus naus ſchmecken, ſo iſt gleich
Feuer im Dach.
Humbrecht. Haſt Recht, Frau! haſt immer
Recht! — wenn ich dir aber gutmeynend rathen
ſoll, ſo halts Maul — verſchwoͤren will ichs je-
mals wieder aus dem Haus zu gehn, und ſollt al-
les den Krebsgang nehmen!
Fr. Humbrecht. So ſag doch warum? du haſt
keine Urſach uͤber mich zu klagen; ich verſchleck
dir nichts; ich verſauf dir nichts; ich geh nicht
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