Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


diable m'emporte, s'il n'est pas vrai! Wenn ich
König von Frankreich wär, so wüßt ich mir den-
noch kein delikaters Gesöff zu ersinnen, als Punsch;
der ist und bleibt mein Leibtrank, so wahr ich --
Ah le voila! (Marianel bringt drey Schoppengläser
auf einem Kredenzteller; er nimmt ihr eins nach dem
andern ab, beym ersten das sie ihm hinhält, frägt er sie)

Jst das vom Rechten?
Marianel (sich tief verneigend,) Jhnen gehor-
samst aufzuwarten. --
(zwickt ihn ungesehn der an-
dern im Arm, er sieht sie stolz an, und macht eine Be-
wegung mit der Hand, daß sie fortgehn soll: sie ver-
neigt sich nochmals und geht mit Mühe das Lachen ver-
beißend, ab.)
Fr. Humbrecht (hält das Glas an die Nase.)
Ja da kommen sie mir schön an, beym Blut; da
trink ich keinen Tropfen von; -- das riecht ei-
nem ja, Gott verzeih mirs! so stark in die Nase,
daß man vom blosem Geruch besoffen wird.
v Gröningseck. Grade das Gegentheil,
Weibchen! grade das Gegentheil; -- ich geb ih-
nen meine parole d'officier, oder auch meine pa-
role de macon,
welche sie wollen, daß ich mich
schon mehrmals zwey auch dreymal in einem
Nachmittag besoffen, und jedesmal im Punsch mich
wieder nüchtern getrunken habe.
Evchen. Ja sie: sie haben den Magen schon
ausgepicht, aber ich bin gar nichts starkes ge-
wohnt.
v. Grö-


diable m’emporte, s’il n’eſt pas vrai! Wenn ich
Koͤnig von Frankreich waͤr, ſo wuͤßt ich mir den-
noch kein delikaters Geſoͤff zu erſinnen, als Punſch;
der iſt und bleibt mein Leibtrank, ſo wahr ich —
Ah le voila! (Marianel bringt drey Schoppenglaͤſer
auf einem Kredenzteller; er nimmt ihr eins nach dem
andern ab, beym erſten das ſie ihm hinhaͤlt, fraͤgt er ſie)

Jſt das vom Rechten?
Marianel (ſich tief verneigend,) Jhnen gehor-
ſamſt aufzuwarten. —
(zwickt ihn ungeſehn der an-
dern im Arm, er ſieht ſie ſtolz an, und macht eine Be-
wegung mit der Hand, daß ſie fortgehn ſoll: ſie ver-
neigt ſich nochmals und geht mit Muͤhe das Lachen ver-
beißend, ab.)
Fr. Humbrecht (haͤlt das Glas an die Naſe.)
Ja da kommen ſie mir ſchoͤn an, beym Blut; da
trink ich keinen Tropfen von; — das riecht ei-
nem ja, Gott verzeih mirs! ſo ſtark in die Naſe,
daß man vom bloſem Geruch beſoffen wird.
v Groͤningseck. Grade das Gegentheil,
Weibchen! grade das Gegentheil; — ich geb ih-
nen meine parole d’officier, oder auch meine pa-
role de maçon,
welche ſie wollen, daß ich mich
ſchon mehrmals zwey auch dreymal in einem
Nachmittag beſoffen, und jedesmal im Punſch mich
wieder nuͤchtern getrunken habe.
Evchen. Ja ſie: ſie haben den Magen ſchon
ausgepicht, aber ich bin gar nichts ſtarkes ge-
wohnt.
v. Groͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#GRN">
          <p><pb facs="#f0018" n="16"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">diable m&#x2019;emporte, s&#x2019;il n&#x2019;e&#x017F;t pas vrai!</hi> Wenn ich<lb/>
Ko&#x0364;nig von Frankreich wa&#x0364;r, &#x017F;o wu&#x0364;ßt ich mir den-<lb/>
noch kein delikaters Ge&#x017F;o&#x0364;ff zu er&#x017F;innen, als Pun&#x017F;ch;<lb/>
der i&#x017F;t und bleibt mein Leibtrank, &#x017F;o wahr ich &#x2014;<lb/><hi rendition="#aq">Ah le voila!</hi> <stage>(Marianel bringt drey Schoppengla&#x0364;&#x017F;er<lb/>
auf einem Kredenzteller; er nimmt ihr eins nach dem<lb/>
andern ab, beym er&#x017F;ten das &#x017F;ie ihm hinha&#x0364;lt, fra&#x0364;gt er &#x017F;ie)</stage><lb/>
J&#x017F;t das vom Rechten?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Marianel</hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;ich tief verneigend,)</stage>
          <p>Jhnen gehor-<lb/>
&#x017F;am&#x017F;t aufzuwarten. &#x2014;</p>
          <stage>(zwickt ihn unge&#x017F;ehn der an-<lb/>
dern im Arm, er &#x017F;ieht &#x017F;ie &#x017F;tolz an, und macht eine Be-<lb/>
wegung mit der Hand, daß &#x017F;ie fortgehn &#x017F;oll: &#x017F;ie ver-<lb/>
neigt &#x017F;ich nochmals und geht mit Mu&#x0364;he das Lachen ver-<lb/>
beißend, ab.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Fr. Humbrecht</hi> </speaker>
          <stage>(ha&#x0364;lt das Glas an die Na&#x017F;e.)</stage><lb/>
          <p>Ja da kommen &#x017F;ie mir &#x017F;cho&#x0364;n an, beym Blut; da<lb/>
trink ich keinen Tropfen von; &#x2014; das riecht ei-<lb/>
nem ja, Gott verzeih mirs! &#x017F;o &#x017F;tark in die Na&#x017F;e,<lb/>
daß man vom blo&#x017F;em Geruch be&#x017F;offen wird.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Grade das Gegentheil,<lb/>
Weibchen! grade das Gegentheil; &#x2014; ich geb ih-<lb/>
nen meine <hi rendition="#aq">parole d&#x2019;officier,</hi> oder auch meine <hi rendition="#aq">pa-<lb/>
role de maçon,</hi> welche &#x017F;ie wollen, daß ich mich<lb/>
&#x017F;chon mehrmals zwey auch dreymal in einem<lb/>
Nachmittag be&#x017F;offen, und jedesmal im Pun&#x017F;ch mich<lb/>
wieder nu&#x0364;chtern getrunken habe.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Evchen.</hi> </speaker>
          <p>Ja &#x017F;ie: &#x017F;ie haben den Magen &#x017F;chon<lb/>
ausgepicht, aber ich bin gar nichts &#x017F;tarkes ge-<lb/>
wohnt.</p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">v. Gro&#x0364;-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0018] diable m’emporte, s’il n’eſt pas vrai! Wenn ich Koͤnig von Frankreich waͤr, ſo wuͤßt ich mir den- noch kein delikaters Geſoͤff zu erſinnen, als Punſch; der iſt und bleibt mein Leibtrank, ſo wahr ich — Ah le voila! (Marianel bringt drey Schoppenglaͤſer auf einem Kredenzteller; er nimmt ihr eins nach dem andern ab, beym erſten das ſie ihm hinhaͤlt, fraͤgt er ſie) Jſt das vom Rechten? Marianel (ſich tief verneigend,) Jhnen gehor- ſamſt aufzuwarten. — (zwickt ihn ungeſehn der an- dern im Arm, er ſieht ſie ſtolz an, und macht eine Be- wegung mit der Hand, daß ſie fortgehn ſoll: ſie ver- neigt ſich nochmals und geht mit Muͤhe das Lachen ver- beißend, ab.) Fr. Humbrecht (haͤlt das Glas an die Naſe.) Ja da kommen ſie mir ſchoͤn an, beym Blut; da trink ich keinen Tropfen von; — das riecht ei- nem ja, Gott verzeih mirs! ſo ſtark in die Naſe, daß man vom bloſem Geruch beſoffen wird. v Groͤningseck. Grade das Gegentheil, Weibchen! grade das Gegentheil; — ich geb ih- nen meine parole d’officier, oder auch meine pa- role de maçon, welche ſie wollen, daß ich mich ſchon mehrmals zwey auch dreymal in einem Nachmittag beſoffen, und jedesmal im Punſch mich wieder nuͤchtern getrunken habe. Evchen. Ja ſie: ſie haben den Magen ſchon ausgepicht, aber ich bin gar nichts ſtarkes ge- wohnt. v. Groͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/18
Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/18>, abgerufen am 28.03.2024.