Und Filötios Waffen. Man kämpft doch beßer in Rüstung.
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odüßeus:105 Lauf und bringe sie, eh ich die tödtenden Pfeile verschoßen: Daß sie mich nicht von der Pforte vertreiben, wenn ich allein bin!
Sprachs; und eilend gehorchte Tälemachos seinem Gebote: Stieg in den Söller empor, wo die prächtige Rüstung verwahrt lag, Wählte sich vier gewölbete Schild', acht blinkende Lanzen,110 Und vier eherne Helme, geschmückt mit wallendem Roßschweif; Trug sie hinab, und eilte zum lieben Vater Odüßeus. Jezo bedeckt' er zuerst den Leib mit der ehernen Rüstung; Und dann waffneten sich der Rinderhirt und der Sauhirt: Und sie standen zur Seite des weisen Helden Odüßeus.115
Dieser, solang' es ihm noch an Todesgeschoße nicht fehlte, Streckte mit jeglichem Schuß hinzielend einen der Freier In dem Palaste dahin, und Haufen stürzten bei Haufen. Aber da's an Geschoß dem zürnenden Könige fehlte, Lehnt' er gegen die Pfoste des schöngemauerten Saales120 Seinen Bogen zu stehn an eine der schimmernden Wände. Eilend warf er sich jezo den vierfachen Schild um die Schulter, Deckte sein mächtiges Haupt mit dem schöngebildeten Helme, Welchen fürchterlich winkend die Mähne des Roßes umwallte, Und ergriff zwo starke mit Erz gerüstete Lanzen.125
Rechts in der zierlichen Wand war eine Pforte zur Treppe. V. 126.
V. 126. Die Treppe war auswendig im Seitenhofe, der hinten von der ver- schloßenen Weiberwohnung, zur Seite von einer Mauer, und vorn von einem der Flügel, die den Vorhof umfaßten, eingeschlossen war. In diesen Seitenhof führten drei Thüren: eine aus dem Männersaal, die andere (V. 394.) aus der Weiberwohnung, und die dritte aus dem Vorsaal, oder der Diele des Hauses. Diese besezte Eumaios.
Oduͤßee.
Und Filoͤtios Waffen. Man kaͤmpft doch beßer in Ruͤſtung.
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus:105 Lauf und bringe ſie, eh ich die toͤdtenden Pfeile verſchoßen: Daß ſie mich nicht von der Pforte vertreiben, wenn ich allein bin!
Sprachs; und eilend gehorchte Taͤlemachos ſeinem Gebote: Stieg in den Soͤller empor, wo die praͤchtige Ruͤſtung verwahrt lag, Waͤhlte ſich vier gewoͤlbete Schild', acht blinkende Lanzen,110 Und vier eherne Helme, geſchmuͤckt mit wallendem Roßſchweif; Trug ſie hinab, und eilte zum lieben Vater Oduͤßeus. Jezo bedeckt' er zuerſt den Leib mit der ehernen Ruͤſtung; Und dann waffneten ſich der Rinderhirt und der Sauhirt: Und ſie ſtanden zur Seite des weiſen Helden Oduͤßeus.115
Dieſer, ſolang' es ihm noch an Todesgeſchoße nicht fehlte, Streckte mit jeglichem Schuß hinzielend einen der Freier In dem Palaſte dahin, und Haufen ſtuͤrzten bei Haufen. Aber da's an Geſchoß dem zuͤrnenden Koͤnige fehlte, Lehnt' er gegen die Pfoſte des ſchoͤngemauerten Saales120 Seinen Bogen zu ſtehn an eine der ſchimmernden Waͤnde. Eilend warf er ſich jezo den vierfachen Schild um die Schulter, Deckte ſein maͤchtiges Haupt mit dem ſchoͤngebildeten Helme, Welchen fuͤrchterlich winkend die Maͤhne des Roßes umwallte, Und ergriff zwo ſtarke mit Erz geruͤſtete Lanzen.125
Rechts in der zierlichen Wand war eine Pforte zur Treppe. V. 126.
V. 126. Die Treppe war auswendig im Seitenhofe, der hinten von der ver- ſchloßenen Weiberwohnung, zur Seite von einer Mauer, und vorn von einem der Fluͤgel, die den Vorhof umfaßten, eingeſchloſſen war. In dieſen Seitenhof fuͤhrten drei Thuͤren: eine aus dem Maͤnnerſaal, die andere (V. 394.) aus der Weiberwohnung, und die dritte aus dem Vorſaal, oder der Diele des Hauſes. Dieſe beſezte Eumaios.
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Oduͤßee.
Und Filoͤtios Waffen. Man kaͤmpft doch beßer in Ruͤſtung.
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus:
Lauf und bringe ſie, eh ich die toͤdtenden Pfeile verſchoßen:
Daß ſie mich nicht von der Pforte vertreiben, wenn ich allein bin!
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Sprachs; und eilend gehorchte Taͤlemachos ſeinem Gebote:
Stieg in den Soͤller empor, wo die praͤchtige Ruͤſtung verwahrt lag,
Waͤhlte ſich vier gewoͤlbete Schild', acht blinkende Lanzen,
Und vier eherne Helme, geſchmuͤckt mit wallendem Roßſchweif;
Trug ſie hinab, und eilte zum lieben Vater Oduͤßeus.
Jezo bedeckt' er zuerſt den Leib mit der ehernen Ruͤſtung;
Und dann waffneten ſich der Rinderhirt und der Sauhirt:
Und ſie ſtanden zur Seite des weiſen Helden Oduͤßeus.
110
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Dieſer, ſolang' es ihm noch an Todesgeſchoße nicht fehlte,
Streckte mit jeglichem Schuß hinzielend einen der Freier
In dem Palaſte dahin, und Haufen ſtuͤrzten bei Haufen.
Aber da's an Geſchoß dem zuͤrnenden Koͤnige fehlte,
Lehnt' er gegen die Pfoſte des ſchoͤngemauerten Saales
Seinen Bogen zu ſtehn an eine der ſchimmernden Waͤnde.
Eilend warf er ſich jezo den vierfachen Schild um die Schulter,
Deckte ſein maͤchtiges Haupt mit dem ſchoͤngebildeten Helme,
Welchen fuͤrchterlich winkend die Maͤhne des Roßes umwallte,
Und ergriff zwo ſtarke mit Erz geruͤſtete Lanzen.
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Rechts in der zierlichen Wand war eine Pforte zur Treppe. V. 126.
V. 126. Die Treppe war auswendig im Seitenhofe, der hinten von der ver-
ſchloßenen Weiberwohnung, zur Seite von einer Mauer, und vorn von einem
der Fluͤgel, die den Vorhof umfaßten, eingeſchloſſen war. In dieſen Seitenhof
fuͤhrten drei Thuͤren: eine aus dem Maͤnnerſaal, die andere (V. 394.) aus der
Weiberwohnung, und die dritte aus dem Vorſaal, oder der Diele des Hauſes.
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/426>, abgerufen am 22.07.2024.
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