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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Vierzehnter Gesang.
Großes und zottichtes Fell, worauf er zu schlafen gewohnt war.
Und Odüßeus freute sich dieses Empfanges, und sagte:

Zeus beschere dir, Freund, und die andern unsterblichen Götter,
Was du am meisten verlangst, weil du so gütig mich aufnimst!

Ihm antwortetest du, Eumaios, Hüter der Schweine: 55
Fremdling, es ziemte mir nicht, und wär' er geringer als du bist,
Einen Gast zu verschmähn; denn Gott gehören ja alle
Fremdling' und Darbende an. Doch kleine Gaben erfreun auch,
Heißt es bei unser einem; denn also geht es mit Knechten,
Welche sich immer scheun, weil ihre gebietenden Herren 60
Jünglinge sind. Denn ach! ihm wehren die Götter die Heimkehr,
Der mir Gutes gethan und ein Eigenthum hätte gegeben,
Was auch der gütigste Herr je seinem Diener geschenkt hat:
Nämlich Haus und Hof und ein liebenswürdiges Ehweib:
Weil er ihm treulich gedient, und Gott die Arbeit gedeihn ließ. 65
Also gedeiht auch mir die Arbeit, welche mir obliegt;
Und mein Herr, wenn er hier sanft alterte, lohnte mirs reichlich!
Aber er starb! Das Geschlecht der Helena müße von grundaus
Stürzen, die in den Staub so viele Männer gestürzt hat!
Denn auch jener zog, Agamemnons Ehre zu rächen, 70
Gegen Ilion hin, und bekämpfte die Reisigen Troja's.

Also sprach er; und schnell umband er den Rock mit dem Gürtel,
Ging zu den Köfen, worin der Ferkel Menge gesperrt war,
Und zwei nahm er heraus, und schlachtete beide zur Mahlzeit;
Sengte sie, haute sie klein, und steckte die Glieder an Spieße, 75
Briet sie über der Glut, und sezte sie hin vor Odüßeus,
Brätelnd noch an den Spießen, mit weißem Mehle bestreuet;
Mischte dann süßen Wein in seinem hölzernen Becher,

Vierzehnter Geſang.
Großes und zottichtes Fell, worauf er zu ſchlafen gewohnt war.
Und Oduͤßeus freute ſich dieſes Empfanges, und ſagte:

Zeus beſchere dir, Freund, und die andern unſterblichen Goͤtter,
Was du am meiſten verlangſt, weil du ſo guͤtig mich aufnimſt!

Ihm antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine: 55
Fremdling, es ziemte mir nicht, und waͤr' er geringer als du biſt,
Einen Gaſt zu verſchmaͤhn; denn Gott gehoͤren ja alle
Fremdling' und Darbende an. Doch kleine Gaben erfreun auch,
Heißt es bei unſer einem; denn alſo geht es mit Knechten,
Welche ſich immer ſcheun, weil ihre gebietenden Herren 60
Juͤnglinge ſind. Denn ach! ihm wehren die Goͤtter die Heimkehr,
Der mir Gutes gethan und ein Eigenthum haͤtte gegeben,
Was auch der guͤtigſte Herr je ſeinem Diener geſchenkt hat:
Naͤmlich Haus und Hof und ein liebenswuͤrdiges Ehweib:
Weil er ihm treulich gedient, und Gott die Arbeit gedeihn ließ. 65
Alſo gedeiht auch mir die Arbeit, welche mir obliegt;
Und mein Herr, wenn er hier ſanft alterte, lohnte mirs reichlich!
Aber er ſtarb! Das Geſchlecht der Helena muͤße von grundaus
Stuͤrzen, die in den Staub ſo viele Maͤnner geſtuͤrzt hat!
Denn auch jener zog, Agamemnons Ehre zu raͤchen, 70
Gegen Ilion hin, und bekaͤmpfte die Reiſigen Troja's.

Alſo ſprach er; und ſchnell umband er den Rock mit dem Guͤrtel,
Ging zu den Koͤfen, worin der Ferkel Menge geſperrt war,
Und zwei nahm er heraus, und ſchlachtete beide zur Mahlzeit;
Sengte ſie, haute ſie klein, und ſteckte die Glieder an Spieße, 75
Briet ſie uͤber der Glut, und ſezte ſie hin vor Oduͤßeus,
Braͤtelnd noch an den Spießen, mit weißem Mehle beſtreuet;
Miſchte dann ſuͤßen Wein in ſeinem hoͤlzernen Becher,

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[265/0271] Vierzehnter Geſang. Großes und zottichtes Fell, worauf er zu ſchlafen gewohnt war. Und Oduͤßeus freute ſich dieſes Empfanges, und ſagte: Zeus beſchere dir, Freund, und die andern unſterblichen Goͤtter, Was du am meiſten verlangſt, weil du ſo guͤtig mich aufnimſt! Ihm antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine: Fremdling, es ziemte mir nicht, und waͤr' er geringer als du biſt, Einen Gaſt zu verſchmaͤhn; denn Gott gehoͤren ja alle Fremdling' und Darbende an. Doch kleine Gaben erfreun auch, Heißt es bei unſer einem; denn alſo geht es mit Knechten, Welche ſich immer ſcheun, weil ihre gebietenden Herren Juͤnglinge ſind. Denn ach! ihm wehren die Goͤtter die Heimkehr, Der mir Gutes gethan und ein Eigenthum haͤtte gegeben, Was auch der guͤtigſte Herr je ſeinem Diener geſchenkt hat: Naͤmlich Haus und Hof und ein liebenswuͤrdiges Ehweib: Weil er ihm treulich gedient, und Gott die Arbeit gedeihn ließ. Alſo gedeiht auch mir die Arbeit, welche mir obliegt; Und mein Herr, wenn er hier ſanft alterte, lohnte mirs reichlich! Aber er ſtarb! Das Geſchlecht der Helena muͤße von grundaus Stuͤrzen, die in den Staub ſo viele Maͤnner geſtuͤrzt hat! Denn auch jener zog, Agamemnons Ehre zu raͤchen, Gegen Ilion hin, und bekaͤmpfte die Reiſigen Troja's. 55 60 65 70 Alſo ſprach er; und ſchnell umband er den Rock mit dem Guͤrtel, Ging zu den Koͤfen, worin der Ferkel Menge geſperrt war, Und zwei nahm er heraus, und ſchlachtete beide zur Mahlzeit; Sengte ſie, haute ſie klein, und ſteckte die Glieder an Spieße, Briet ſie uͤber der Glut, und ſezte ſie hin vor Oduͤßeus, Braͤtelnd noch an den Spießen, mit weißem Mehle beſtreuet; Miſchte dann ſuͤßen Wein in ſeinem hoͤlzernen Becher, 75

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/271>, abgerufen am 22.11.2024.