Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.ZWEITE IDYLLE Jener Zeit, da noch Menschen wie Wash-ington lebten und Franklin; Oder den alten Homer, der so natürlich und gut ist? 70 Dass du es warm mittheilst bei dem Früh- stück? Unsere Post hat Zeit! Des Verwalters Georg, der die Pferde bewacht in der Koppel, Meldet es, wann er das Blasen des Post- horns über dem Wasser Hört; dann schwingt sich der Weg noch weit herum nach dem Dorfe. Dort am Wald' ist ein Echo; da bläst der fröhliche Postknecht 75 Gerne sein Morgenlied, und den Marsch des Fürsten von Dessau. So, wohlmeinendes Sinnes, ermahnte sie. Aber der Pfarrer ZWEITE IDYLLE Jener Zeit, da noch Menſchen wie Waſh-ington lebten und Franklin; Oder den alten Homer, der ſo natürlich und gut iſt? 70 Daſs du es warm mittheilſt bei dem Früh- ſtück? Unſere Poſt hat Zeit! Des Verwalters Georg, der die Pferde bewacht in der Koppel, Meldet es, wann er das Blaſen des Poſt- horns über dem Waſſer Hört; dann ſchwingt ſich der Weg noch weit herum nach dem Dorfe. Dort am Wald’ iſt ein Echo; da bläſt der fröhliche Poſtknecht 75 Gerne ſein Morgenlied, und den Marſch des Fürſten von Deſſau. So, wohlmeinendes Sinnes, ermahnte ſie. Aber der Pfarrer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0097" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">ZWEITE IDYLLE</hi></fw><lb/> Jener Zeit, da noch Menſchen wie Waſh-<lb/> ington lebten und Franklin;<lb/> Oder den alten Homer, der ſo natürlich<lb/> und gut iſt? <lb n="70"/> Daſs du es warm mittheilſt bei dem Früh-<lb/> ſtück? Unſere Poſt hat<lb/> Zeit! Des Verwalters Georg, der die<lb/> Pferde bewacht in der Koppel,<lb/> Meldet es, wann er das Blaſen des Poſt-<lb/> horns über dem Waſſer<lb/> Hört; dann ſchwingt ſich der Weg noch<lb/> weit herum nach dem Dorfe.<lb/> Dort am Wald’ iſt ein Echo; da bläſt der<lb/> fröhliche Poſtknecht <lb n="75"/> Gerne ſein Morgenlied, und den Marſch<lb/> des Fürſten von Deſſau.<lb/> So, wohlmeinendes Sinnes, ermahnte<lb/> ſie. Aber der Pfarrer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0097]
ZWEITE IDYLLE
Jener Zeit, da noch Menſchen wie Waſh-
ington lebten und Franklin;
Oder den alten Homer, der ſo natürlich
und gut iſt? 70
Daſs du es warm mittheilſt bei dem Früh-
ſtück? Unſere Poſt hat
Zeit! Des Verwalters Georg, der die
Pferde bewacht in der Koppel,
Meldet es, wann er das Blaſen des Poſt-
horns über dem Waſſer
Hört; dann ſchwingt ſich der Weg noch
weit herum nach dem Dorfe.
Dort am Wald’ iſt ein Echo; da bläſt der
fröhliche Poſtknecht 75
Gerne ſein Morgenlied, und den Marſch
des Fürſten von Deſſau.
So, wohlmeinendes Sinnes, ermahnte
ſie. Aber der Pfarrer
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/97>, abgerufen am 15.08.2024. |