Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Gross und breit? Sei ruhig, mein Töch-terchen, oder ich wiege. Sonst so keck und verwegen, wenns gilt, in die Bäume zu klettern, 580 Über die Graben zu springen, und hoch in der Luft sich zu schaukeln, Oder auch gleiten zu gehn mit Amalia, welche dir gleich ist, Auf dem gefrorenen Bach und der Gleit- bahn, recht wie die Kinder! Schlag' ein Tuch um den Hals, dies sei- dene, das ich dir mitnahm. Kühl ists doch auf dem Wasser, und Vor- sicht reuete niemand. 585 Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau: Sei nicht bange, mein Kind, und verhülle dich. Besser ist besser, LUISE Groſs und breit? Sei ruhig, mein Töch-terchen, oder ich wiege. Sonſt ſo keck und verwegen, wenns gilt, in die Bäume zu klettern, 580 Über die Graben zu ſpringen, und hoch in der Luft ſich zu ſchaukeln, Oder auch gleiten zu gehn mit Amalia, welche dir gleich iſt, Auf dem gefrorenen Bach und der Gleit- bahn, recht wie die Kinder! Schlag’ ein Tuch um den Hals, dies ſei- dene, das ich dir mitnahm. Kühl iſts doch auf dem Waſſer, und Vor- ſicht reuete niemand. 585 Drauf antworteteſt du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau: Sei nicht bange, mein Kind, und verhülle dich. Beſſer iſt beſſer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0080" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Groſs und breit? Sei ruhig, mein Töch-<lb/> terchen, oder ich wiege.<lb/> Sonſt ſo keck und verwegen, wenns gilt,<lb/> in die Bäume zu klettern, <lb n="580"/> Über die Graben zu ſpringen, und hoch<lb/> in der Luft ſich zu ſchaukeln,<lb/> Oder auch gleiten zu gehn mit Amalia,<lb/> welche dir gleich iſt,<lb/> Auf dem gefrorenen Bach und der Gleit-<lb/> bahn, recht wie die Kinder!<lb/> Schlag’ ein Tuch um den Hals, dies ſei-<lb/> dene, das ich dir mitnahm.<lb/> Kühl iſts doch auf dem Waſſer, und Vor-<lb/> ſicht reuete niemand. <lb n="585"/> Drauf antworteteſt du, ehrwürdiger<lb/> Pfarrer von Grünau:<lb/> Sei nicht bange, mein Kind, und verhülle<lb/> dich. Beſſer iſt beſſer,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0080]
LUISE
Groſs und breit? Sei ruhig, mein Töch-
terchen, oder ich wiege.
Sonſt ſo keck und verwegen, wenns gilt,
in die Bäume zu klettern, 580
Über die Graben zu ſpringen, und hoch
in der Luft ſich zu ſchaukeln,
Oder auch gleiten zu gehn mit Amalia,
welche dir gleich iſt,
Auf dem gefrorenen Bach und der Gleit-
bahn, recht wie die Kinder!
Schlag’ ein Tuch um den Hals, dies ſei-
dene, das ich dir mitnahm.
Kühl iſts doch auf dem Waſſer, und Vor-
ſicht reuete niemand. 585
Drauf antworteteſt du, ehrwürdiger
Pfarrer von Grünau:
Sei nicht bange, mein Kind, und verhülle
dich. Beſſer iſt beſſer,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |