Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Pfefferkuchen dabei und Pfeffernüss' aufdem Teller, 725 Süss und sprock und gewürzt, für unver- mutete Gäste. Noch besann sich Mama des Geschenks von der neulichen Hochzeit, Eilte zur Kammer hinaus, und bracht' ein grosses Gebacknes, Butterkringel im Dorfe genannt, von dem Thüringer Brezel; Füllete dann die Gläser umher, und nö- thigte freundlich: 730 Nehmt heut Abend vorlieb, als gute Freund' und Gevattern; Denn heut waltet bei uns recht eigent- lich Polterabend! Morgen wird erst hochzeitlich geschmaust bei der gnädigen Gräfin. DRITTE IDYLLE Pfefferkuchen dabei und Pfeffernüſſ’ aufdem Teller, 725 Süſs und ſprock und gewürzt, für unver- mutete Gäſte. Noch beſann ſich Mama des Geſchenks von der neulichen Hochzeit, Eilte zur Kammer hinaus, und bracht’ ein groſses Gebacknes, Butterkringel im Dorfe genannt, von dem Thüringer Brezel; Füllete dann die Gläſer umher, und nö- thigte freundlich: 730 Nehmt heut Abend vorlieb, als gute Freund’ und Gevattern; Denn heut waltet bei uns recht eigent- lich Polterabend! Morgen wird erſt hochzeitlich geſchmauſt bei der gnädigen Gräfin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0211" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Pfefferkuchen dabei und Pfeffernüſſ’ auf<lb/> dem Teller, <lb n="725"/> Süſs und ſprock und gewürzt, für unver-<lb/> mutete Gäſte.<lb/> Noch beſann ſich Mama des Geſchenks<lb/> von der neulichen Hochzeit,<lb/> Eilte zur Kammer hinaus, und bracht’ ein<lb/> groſses Gebacknes,<lb/> Butterkringel im Dorfe genannt, von dem<lb/> Thüringer Brezel;<lb/> Füllete dann die Gläſer umher, und nö-<lb/> thigte freundlich: <lb n="730"/> Nehmt heut Abend vorlieb, als gute<lb/> Freund’ und Gevattern;<lb/> Denn heut waltet bei uns recht eigent-<lb/> lich Polterabend!<lb/> Morgen wird erſt hochzeitlich geſchmauſt<lb/> bei der gnädigen Gräfin.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0211]
DRITTE IDYLLE
Pfefferkuchen dabei und Pfeffernüſſ’ auf
dem Teller, 725
Süſs und ſprock und gewürzt, für unver-
mutete Gäſte.
Noch beſann ſich Mama des Geſchenks
von der neulichen Hochzeit,
Eilte zur Kammer hinaus, und bracht’ ein
groſses Gebacknes,
Butterkringel im Dorfe genannt, von dem
Thüringer Brezel;
Füllete dann die Gläſer umher, und nö-
thigte freundlich: 730
Nehmt heut Abend vorlieb, als gute
Freund’ und Gevattern;
Denn heut waltet bei uns recht eigent-
lich Polterabend!
Morgen wird erſt hochzeitlich geſchmauſt
bei der gnädigen Gräfin.
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