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Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.

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ERSTE IDYLLE.
Lustiger! Aber wir beiden Gemächlichen
fahren den Richtweg
Über den See; der Verwalter, das wissen
wir, leihet uns gerne
Seinen Kahn. Doch wünscht' ich, dass
unser Papa noch ein wenig 35
Schlummerte. Mittagsschlaf ist die ange-
nehmste Erquickung
Alter Leut' im Sommer, zumal in der
Blüte der Bohnen.
Drauf antwortetest du, ehrwürdiger
Pfarrer von Grünau:
Hört er, mein Sohn, wie sie waltet, die
Herscherin? Aber ich muss schon
Folgsam sein; denn es gilt den Geburts-
tag meiner Luise. 40
Kinder, wir beten zu Gott dem unend-
lichen! Betet mit Ehrfurcht.

ERSTE IDYLLE.
Luſtiger! Aber wir beiden Gemächlichen
fahren den Richtweg
Über den See; der Verwalter, das wiſſen
wir, leihet uns gerne
Seinen Kahn. Doch wünſcht’ ich, daſs
unſer Papa noch ein wenig 35
Schlummerte. Mittagsſchlaf iſt die ange-
nehmſte Erquickung
Alter Leut’ im Sommer, zumal in der
Blüte der Bohnen.
Drauf antworteteſt du, ehrwürdiger
Pfarrer von Grünau:
Hört er, mein Sohn, wie ſie waltet, die
Herſcherin? Aber ich muſs ſchon
Folgſam ſein; denn es gilt den Geburts-
tag meiner Luiſe. 40
Kinder, wir beten zu Gott dem unend-
lichen! Betet mit Ehrfurcht.

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[11/0021] ERSTE IDYLLE. Luſtiger! Aber wir beiden Gemächlichen fahren den Richtweg Über den See; der Verwalter, das wiſſen wir, leihet uns gerne Seinen Kahn. Doch wünſcht’ ich, daſs unſer Papa noch ein wenig 35 Schlummerte. Mittagsſchlaf iſt die ange- nehmſte Erquickung Alter Leut’ im Sommer, zumal in der Blüte der Bohnen. Drauf antworteteſt du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau: Hört er, mein Sohn, wie ſie waltet, die Herſcherin? Aber ich muſs ſchon Folgſam ſein; denn es gilt den Geburts- tag meiner Luiſe. 40 Kinder, wir beten zu Gott dem unend- lichen! Betet mit Ehrfurcht.

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Zitationshilfe: Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/21>, abgerufen am 23.11.2024.