Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

DRITTE IDYLLE
Jungfer, ich bin nur schlecht und ge-
mein, und verstehe den Schick nicht;
Aber ich wollt' an das Ende der Welt
durch Feuer und Wasser
Laufen für sie! Gott lohn' es dem Jüng-
ferchen, dass sie so gut ist! 485
Kaum gesagt; da erschien, sein Mägde-
lein suchend, der Jüngling,
Trat in die Küchenthür', und begann mit
zürnendem Lächeln:
Was hat Hans mit der Jungfer zu
thun? Ein tröstlicher Anblick!
Ziemt es sich, Hans, liebkosend mit Hän-
dedrücken und Äugeln
Mir die Braut zu bethören, da wir nur
eben getraut sind? 490
Ihm antwortete drauf die alte verstän-
dige Hausfrau:

DRITTE IDYLLE
Jungfer, ich bin nur ſchlecht und ge-
mein, und verſtehe den Schick nicht;
Aber ich wollt’ an das Ende der Welt
durch Feuer und Waſſer
Laufen für ſie! Gott lohn’ es dem Jüng-
ferchen, daſs ſie ſo gut iſt! 485
Kaum geſagt; da erſchien, ſein Mägde-
lein ſuchend, der Jüngling,
Trat in die Küchenthür’, und begann mit
zürnendem Lächeln:
Was hat Hans mit der Jungfer zu
thun? Ein tröſtlicher Anblick!
Ziemt es ſich, Hans, liebkoſend mit Hän-
dedrücken und Äugeln
Mir die Braut zu bethören, da wir nur
eben getraut ſind? 490
Ihm antwortete drauf die alte verſtän-
dige Hausfrau:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0187" n="173"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/>
Jungfer, ich bin nur &#x017F;chlecht und ge-<lb/>
mein, und ver&#x017F;tehe den Schick nicht;<lb/>
Aber ich wollt&#x2019; an das Ende der Welt<lb/>
durch Feuer und Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Laufen für &#x017F;ie! Gott lohn&#x2019; es dem Jüng-<lb/>
ferchen, da&#x017F;s &#x017F;ie &#x017F;o gut i&#x017F;t! <lb n="485"/>
Kaum ge&#x017F;agt; da er&#x017F;chien, &#x017F;ein Mägde-<lb/>
lein &#x017F;uchend, der Jüngling,<lb/>
Trat in die Küchenthür&#x2019;, und begann mit<lb/>
zürnendem Lächeln:<lb/>
Was hat Hans mit der Jungfer zu<lb/>
thun? Ein trö&#x017F;tlicher Anblick!<lb/>
Ziemt es &#x017F;ich, Hans, liebko&#x017F;end mit Hän-<lb/>
dedrücken und Äugeln<lb/>
Mir die Braut zu bethören, da wir nur<lb/>
eben getraut &#x017F;ind? <lb n="490"/>
Ihm antwortete drauf die alte ver&#x017F;tän-<lb/>
dige Hausfrau:<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0187] DRITTE IDYLLE Jungfer, ich bin nur ſchlecht und ge- mein, und verſtehe den Schick nicht; Aber ich wollt’ an das Ende der Welt durch Feuer und Waſſer Laufen für ſie! Gott lohn’ es dem Jüng- ferchen, daſs ſie ſo gut iſt! 485 Kaum geſagt; da erſchien, ſein Mägde- lein ſuchend, der Jüngling, Trat in die Küchenthür’, und begann mit zürnendem Lächeln: Was hat Hans mit der Jungfer zu thun? Ein tröſtlicher Anblick! Ziemt es ſich, Hans, liebkoſend mit Hän- dedrücken und Äugeln Mir die Braut zu bethören, da wir nur eben getraut ſind? 490 Ihm antwortete drauf die alte verſtän- dige Hausfrau:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/187
Zitationshilfe: Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/187>, abgerufen am 08.10.2024.