Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.ZWEITE IDYLLE Unserem Vater zur Lust: ein wohlgearte-ter Jüngling, Hoch und schön von Gestalt, der gar nicht priesterlich aussieht. Dieser erkundigte sich, wie Gebrauch ist, nach der Gesundheit Unserer lieben Mamsell; auch Amalia, welche hereintrat, Grüsst' er, wie lange bekannt. Komm selber, mein Kind, und betracht' ihn. 325 Also Mama; und im Taumel entsprang dem Lager die Jungfrau, Schmiegte die Arm' ihr fest um den Hals, und mit feurigen Küssen Unterbrach sie die Red', in dem Laut der Begeisterung rufend: Mütterchen, freue dich doch! Du sollst auch die beste Mama sein! H
ZWEITE IDYLLE Unſerem Vater zur Luſt: ein wohlgearte-ter Jüngling, Hoch und ſchön von Geſtalt, der gar nicht prieſterlich ausſieht. Dieſer erkundigte ſich, wie Gebrauch iſt, nach der Geſundheit Unſerer lieben Mamſell; auch Amalia, welche hereintrat, Grüſst’ er, wie lange bekannt. Komm ſelber, mein Kind, und betracht’ ihn. 325 Alſo Mama; und im Taumel entſprang dem Lager die Jungfrau, Schmiegte die Arm’ ihr feſt um den Hals, und mit feurigen Küſſen Unterbrach ſie die Red’, in dem Laut der Begeiſterung rufend: Mütterchen, freue dich doch! Du ſollſt auch die beſte Mama ſein! H
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ZWEITE IDYLLE
Unſerem Vater zur Luſt: ein wohlgearte-
ter Jüngling,
Hoch und ſchön von Geſtalt, der gar
nicht prieſterlich ausſieht.
Dieſer erkundigte ſich, wie Gebrauch iſt,
nach der Geſundheit
Unſerer lieben Mamſell; auch Amalia,
welche hereintrat,
Grüſst’ er, wie lange bekannt. Komm ſelber,
mein Kind, und betracht’ ihn. 325
Alſo Mama; und im Taumel entſprang
dem Lager die Jungfrau,
Schmiegte die Arm’ ihr feſt um den Hals,
und mit feurigen Küſſen
Unterbrach ſie die Red’, in dem Laut der
Begeiſterung rufend:
Mütterchen, freue dich doch! Du ſollſt
auch die beſte Mama ſein!
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