Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Vom anhauchenden Winde gekühlt, unddie Gegend im Mondschein: Wo der Nachtigall Lied ringsum wettei- fernd ertönte, 295 Und der Gesang auf der Bleich', und die einsame Flöte des Schäfers; Sahe des Thals grau ziehenden Duft, und des plätschernden Baches Helle Flut, und den Himmel von Wetter- leuchten durchschlängelt. Endlich nahte der Schlaf; und niederge- legt in den Kleidern, Schlummert' ich ein allmählich, und hört' im Traume noch immer 300 Nachtigallengesang, und der wehenden Linde Gesäusel. Aber ein sehr unruhiger Schlaf! O du beste der Mütter, LUISE Vom anhauchenden Winde gekühlt, unddie Gegend im Mondſchein: Wo der Nachtigall Lied ringsum wettei- fernd ertönte, 295 Und der Geſang auf der Bleich’, und die einſame Flöte des Schäfers; Sahe des Thals grau ziehenden Duft, und des plätſchernden Baches Helle Flut, und den Himmel von Wetter- leuchten durchſchlängelt. Endlich nahte der Schlaf; und niederge- legt in den Kleidern, Schlummert’ ich ein allmählich, und hört’ im Traume noch immer 300 Nachtigallengeſang, und der wehenden Linde Geſäuſel. Aber ein ſehr unruhiger Schlaf! O du beſte der Mütter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0122" n="110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Vom anhauchenden Winde gekühlt, und<lb/> die Gegend im Mondſchein:<lb/> Wo der Nachtigall Lied ringsum wettei-<lb/> fernd ertönte, <lb n="295"/> Und der Geſang auf der Bleich’, und die<lb/> einſame Flöte des Schäfers;<lb/> Sahe des Thals grau ziehenden Duft, und<lb/> des plätſchernden Baches<lb/> Helle Flut, und den Himmel von Wetter-<lb/> leuchten durchſchlängelt.<lb/> Endlich nahte der Schlaf; und niederge-<lb/> legt in den Kleidern,<lb/> Schlummert’ ich ein allmählich, und hört’<lb/> im Traume noch immer <lb n="300"/> Nachtigallengeſang, und der wehenden<lb/> Linde Geſäuſel.<lb/> Aber ein ſehr unruhiger Schlaf! O du<lb/> beſte der Mütter,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0122]
LUISE
Vom anhauchenden Winde gekühlt, und
die Gegend im Mondſchein:
Wo der Nachtigall Lied ringsum wettei-
fernd ertönte, 295
Und der Geſang auf der Bleich’, und die
einſame Flöte des Schäfers;
Sahe des Thals grau ziehenden Duft, und
des plätſchernden Baches
Helle Flut, und den Himmel von Wetter-
leuchten durchſchlängelt.
Endlich nahte der Schlaf; und niederge-
legt in den Kleidern,
Schlummert’ ich ein allmählich, und hört’
im Traume noch immer 300
Nachtigallengeſang, und der wehenden
Linde Geſäuſel.
Aber ein ſehr unruhiger Schlaf! O du
beſte der Mütter,
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